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  • Daniel Thioune ist sich für nichts zu schade. Um den Trainingsplatz frei zu kriegen, schippt er auch Schnee.
  • Foto: imago images/Nordphoto

Osnabrücks Trainer über Rassismus-Erfahrungen: „Tausende grölten: Haut den Neger um!“

Rassismus ist für Daniel Thioune nichts Neues. Osnabrücks Trainer, der den VfL  im vergangenen Sommer zum Aufstieg in die 2. Liga führte und ihn dort zu einer bislang stabilen Größe machte, hat jede Menge unangenehme Erfahrungen gemacht.

Der 45-Jährige, Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen,  unterstützt den Gedanken seines ehemaligen Lübeck-Coaches Dieter Hecking, der damit gedroht hat, bei rassistischen Beleidigungen mit dem HSV den Rasen zu verlassen. Thioune: „Bei extremen Ausuferungen auf den Tribünen würde ich den Fußball Fußball sein lassen. Die Entwicklung macht mir keine Angst, aber sie beunruhigt mich. Das ist mit gesundem Menschenverstand ja auch gar nicht nachvollziehbar.“

Daniel Thioune: „12.000 in Chemnitz grölten: Haut den Neger um!“

Das Osnabrücker Urgestein erinnert sich an viele unschöne Momente seines Lebens: „Ich bin als Kind, als Jugendlicher, als Amateurfußballer und als Profi beleidigt worden. Das gipfelte in einem Relegationsspiel mit dem VfL in Chemnitz, als 12.000 auf den Tribünen skandiert haben: ’Haut den Neger um!’ Ich bin ein Mensch und natürlich tut das weh. Das ist brutal und befremdlich. Aber mittlerweile kann ich damit besser umgehen und persönlich nicht wegen ein paar Idioten den Platz verlassen. Wenn allerdings meine Mannschaft oder ein junger Spieler wie Felix Agu  unter diesen Verbalattacken leiden, dann wäre mir das wichtiger als ein Fußballspiel.“

Daniel Thioune (r.) mit Osnabrück in der Relegation 1999 in Chemnitz (0:2)

Daniel Thioune (r.) mit Osnabrück in der Relegation 1999 in Chemnitz (0:2)

Foto:

imago images / HärtelPRESS

Am Millerntor muss er selbstverständlich keine rassistischen Angriffe befürchten. Da kann er sich auf den Fußball konzentrieren. Mit seinem Team hat er einige „Wellenbewegungen“ erlebt, auch schon sieben Spiele ohne einen Dreier: „Aber wir haben immer die Ruhe bewahrt, immer an unsere eigene Stärke geglaubt.“

VfL Osnabrück mit schwierigem Start ins neue Jahr

Nach der Negativ-Serie sorgten dann Siege gegen Stuttgart (1:0), gegen HSV (2:1), in Kiel (4:2) und Dresden (3:0) dafür, dass sich Osnabrück eine komfortable Situation in der Winterpause verschaffte.

Thioune: „Jetzt hatten wir einen schwierigen Start ins neue Jahr. Wir wissen die Situation einzuschätzen. Wir sind nicht unruhig geworden, als wir Vierzehnter waren, und nicht euphorisch, als wir auf Platz fünf standen.“ Sein grundsätzliches Ziel, das er so schnell wie möglich mit seinen Lila-Weißen erreichen möchte: „Wir wollen den nächsten Schritt gehen, die Entwicklung soll zu höherer Konstanz führen, wir brauchen eine höhere Resistenz gegen Rückschläge.“

Osnabrücks Trainer: „Sieg gegen den HSV hat Euphorie ausgelöst“

St. Paulis Derby-Sieg hat er natürlich gesehen: „Als wir in der Hinrunde des HSV bezwungen haben, löste das schon eine gewisse Euphorie aus. Deshalb kann ich mir schon vorstellen, was der Derbysieg für den FC St. Pauli bedeutet. Die Überraschung war für mich übrigens nicht so groß wie vorm Hinspiel, das von einer brutalen Intensität geprägt war. Aber jetzt ist Zweitliga-Alltag.“

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