Der etwas andere St. Pauli-Profi: „Ich habe keine Angst, meine Meinung zu sagen“
Er wird auch im Topspiel gegen Düsseldorf wieder zu den Hoffnungsträgern und Aktivposten des FC St. Pauli zählen. Winter-Zugang Oladapo Afolayan war ein absoluter Glücksgriff von Sportchef Andreas Bornemann, und das nicht nur aus sportlicher Warte. Allein sein Werdegang mit ersten Jugendjahren beim FC Chelsea, dem „Nein” zur Chance auf die Akademie der Blues im zarten Alter von 14, ersten Profi-Kontakten in Kanada, der freiwilligen Rückentwicklung auf Amateurebene nach England-Rückkehr wegen seines Studiums, dem ersten großen Wurf bei West Ham United und einem abermaligen Schritt zurück qualifiziert den 25-Jährigen schon für die Rolle des Fan-Lieblings am Millerntor. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass da einer sehr viel und sehr intensiv nachdenkt. Im Dialog mit der MOPO sprach Afolayan über seine besondere Karriere, seinen Weg zum FC St. Pauli, seinen Blick auf den Verein und die Unterschiede zwischen England und Deutschland.
Er wird auch im Topspiel gegen Düsseldorf wieder zu den Hoffnungsträgern und Aktivposten des FC St. Pauli zählen. Winter-Zugang Oladapo Afolayan war ein absoluter Glücksgriff von Sportchef Andreas Bornemann, und das nicht nur aus sportlicher Warte. Allein sein Werdegang mit ersten Jugendjahren beim FC Chelsea, dem „Nein” zur Chance auf die Akademie der Blues im zarten Alter von 14, ersten Profi-Kontakten in Kanada, der freiwilligen Rückentwicklung auf Amateurebene nach England-Rückkehr wegen seines Studiums, dem ersten großen Wurf bei West Ham United und einem abermaligen Schritt zurück qualifiziert den 25-Jährigen schon für die Rolle des Fan-Lieblings am Millerntor. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass da einer sehr viel und sehr intensiv nachdenkt. Im Dialog mit der MOPO sprach Afolayan über seine besondere Karriere, seinen Weg zum FC St. Pauli, seinen Blick auf den Verein und die Unterschiede zwischen England und Deutschland.
… den Plan, den er verfolgt: „Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt, aus meinen Fehlern. Ich habe gute Entscheidungen getroffen, aber auch schlechte. Ich war bei großartigen Vereinen, Oldham Athletic oder Mansfield Town. Die Leihe nach Mansfield zum Beispiel aber war eine falsche Entscheidung, aber ich lerne daraus. Ich bespreche mich regelmäßig mit meiner Familie, mit meinen Freunden, mit Menschen, denen ich vertraue. Und ich suche immer nach der richtigen Umgebung für mich. Ich weiß, wer ich bin, was ich brauche. Ich habe eine große Erwartungshaltung, nicht nur an mich, sondern an alles. Was der Trainer und der Verein von mir erwarten, muss zu mir passen. Also: Ja, ich schaue mir immer alles im Detail an, muss dem Prozess vertrauen und weiß, dass nicht immer alles sofort funktionieren kann, sondern dass man auch mal geduldig sein muss.
St. Pauli-Profi Afolayan durchlief eine besondere Karriere
… einen anderen Blick aufs große Ganze durch seinen Karriereweg: „Ja, den habe ich zu 100 Prozent. Als ich zum Beispiel bei West Ham war, habe ich mitbekommen, wie Mitspieler, die aus der Akademie kamen, ihr ganzes Leben nach dem Fußball ausgerichtet haben. In diesen Akademien musst du dich um nichts selber kümmern, alles wird für dich erledigt. Dir wird gesagt, wann du wo zu sein und was du dann zu tun hast. Das betrifft 99,9 Prozent der Zeit. Für mich ist es gut, mir meine eigenen Gedanken machen zu können. Ich habe keine Angst, meine Meinung zu sagen. Ich finde, dass es wichtig ist, dass jeder Mensch eine Stimme hat und dass er sie nutzen soll auf vernünftige Weise, um zusammen etwas erreichen zu können. Das bringt eine Gruppe auf ein anderes Level. Ich habe fast jedes Niveau im Fußball kennengelernt, und ich weiß jeden Moment davon zu schätzen. Fußball ist ein großartiger Sport, er bringt die Menschen auf so viele Arten und Weisen zusammen.”
… die Entscheidung pro St. Pauli und die Rolle von Fabian Hürzeler: „Der Verein wollte mich, weil ich so bin, wie ich bin. Dafür war ich sehr dankbar. Und ich habe mich mit dem Verein beschäftigt, mit der Stadt, der Umgebung und habe festgestellt, dass das zu 100 Prozent der richtige Ort für mich ist. Nachdem ich dann zum ersten Mal mit Fabian Hürzeler gesprochen habe, er mir erklärt hat, wie er spielen lassen will, habe ich mich darauf gefreut, Teil davon zu sein. Alles, was er zu mir gesagt hat, sieht man bei uns auf dem Feld. Das ist sein Verdienst, aber auch der vom Staff. Sie bereiten uns vor und arbeiten für uns. Ich habe so viel in so kurzer Zeit gelernt, ein Wirbelwind an Erfahrungen sozusagen. Nicht nur auf, auch neben dem Platz. Ich glaube, ich habe mich im Ganzen entwickelt unter ihm, vor allem aber in der Defensivarbeit. Mein taktisches Verständnis wird jeden Tag besser. Als ich hierher kam, wollte ich vor allem viel lernen, und ich genieße das. Es läuft wirklich gut für mich bisher, aber ich werde nicht aufhören zu lernen.”
Oladapo Afolayan lobt vielfältige St. Pauli-Mannschaft
… die Mannschaft: „Ich war schnell integriert, es gibt viele gute Charaktere hier. Es ist ein guter Mix aller Altersgruppen in der Kabine, es gibt keine Unterschiede zwischen alt und jung, deutsch oder woanders her. Es sind einfach alle zusammen, dazu gehören auch der Staff, alle drumherum. Und es hilft natürlich, dass 80 Prozent der Gruppe Englisch spricht.”
… die Differenzen in Sachen Spielstil zwischen England und Deutschland: „Ich glaube, englischer Fußball ist viel chaotischer. Es ist viel Zufall, du weißt nicht, was du kriegst, es variiert von Spiel zu Spiel, von Tag zu Tag. Nicht in der Premier League, die ist näher dran am europäischen Fußball, aber darunter. Teilweise gibt es gewaltige Unterschiede. In der League One spielst du in Sunderland vor 42.000 Leuten, bei kleineren Klubs wie Burton Albion hast du vielleicht nur 1000, 2000 Menschen. Aber gerade die kleinen Mannschaften machen es den großen schwer, weil sie sehr über die Physis kommen. Alle wollen gewinnen, um jeden Preis. Darum gibt es vor allem in den Pokalwettbewerben viele überraschende Ergebnisse. Was ich bislang in Deutschland wahrgenommen habe, ist, dass fast alle Mannschaften eine Philosophie haben und taktisch wirklich gut sind. Es ist intensiv hier, wirklich intensiv, aber dabei eben auch kontrolliert.”
Afolayan kennt sich in England und Deutschland gut aus
… Stadion-Atmosphäre auf der Insel und hier: „Es ist unterschiedlich, aber ich liebe beides, um ehrlich zu sein. In England haben die Fans spezielle Beziehungen zu einigen Spielern, sie haben eigene Songs für sie. Und in England registrierst du als Spieler jede Emotion auf den Rängen, weil du sie hören kannst. Hier ist es komplett anders. Es ist leidenschaftliche Non-Stop-Unterstützung für die Mannschaft, nicht für einzelne Spieler, sondern für das Team. Gerade bei St. Pauli geben die Fans alles für uns. Das ist großartig, die Atmosphäre ist heiß.
… Hamburg als vermeintlich britischste aller deutschen Städte: „Ich habe noch nicht so viele Städte in Deutschland gesehen bisher, nur bei Auswärtsspielen. Für mich sieht es hier europäisch aus. Es gibt eine Menge Kneipen hier, vielleicht sagt man das dann deswegen. Ich bin auf jeden Fall total glücklich, hier zu sein. Ich liebe die Alster, dort ist es wunderschön, vor allem an einem sonnigen Tag. Ansonsten sind hier überall Parks, tolle Cafés, ich war mit meiner Familie auf dem Dom, das war auch eine tolle Erfahrung.”
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… das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf: „Ein weiterer großer Verein in dieser Liga. Das wird ein enges, intensives Spiel. Beiden Mannschaften hilft ein Unentschieden nicht weiter, beide wollen und müssen gewinnen. Aber seitdem ich hier bin, haben wir gegen einige große Klubs und Mannschaften gespielt und gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Das wird am Samstag genauso sein.”