„Nicht mit 99 Prozent gewinnen“: Warum St. Paulis Wahl auf die Euphorie-Bremse tritt
Er ist nicht der Typ, der das Innerste nach außen kehrt. Hauke Wahl ist eine Paradebeispiel für hanseatische Zurückhaltung, der gebürtige Hamburger taugt zwar für klare Worte, aber nicht für große Töne. Und so ist es wenig verwunderlich, dass der 31-Jährige nach dem Bundesliga-Rekordstart des FC St. Pauli statt abzuheben mit Vollgas auf die Bremse drückt.
„Ich glaube, man sollte kritisch sein, wenn es gut läuft, und vielleicht ein bisschen positiver, wenn es nicht läuft“, erklärte der Blondschopf, der nach dem 2:1-Erfolg über den FC Augsburg mit dem Ausspruch „Zufriedenheit ist Rückschritt“ schon deutliche Worte gefunden hatte. „Wir haben einfach immer noch Dinge, die wir verbessern können“, erläuterte er nach dem Training am Dienstag.
St. Paulis Hauke Wahl mahnt zu Demut
„Ich sehe es immer noch so, dass wir gerade im Spiel gegen den Ball einfach noch extrem viel Potenzial haben“, spezifizierte er. „Wir haben den Gegner auch gegen Augsburg ein bisschen eingeladen bei ein, zwei Aktionen, wo wir dann Glück haben. Gegen Dortmund auch schon. Das sind so Dinge, die uns nicht passieren dürfen.“ Und deswegen sei er der Meinung, man dürfe jetzt nicht zufrieden sein mit den sieben Punkten, „sondern wir können glücklich darüber sein. Aber es bedeutet nicht, dass wir jetzt aufhören oder einen Schritt weniger machen. So gut sind wir nicht, dass wir mit 99 Prozent irgendein Spiel in der Bundesliga gewinnen können“.
Kiezkicker Hauke Wahl schaut noch nicht auf die Tabelle
Wenig überraschend wehrt sich Wahl auch mit Händen und Füßen dagegen, das Ziel Klassenerhalt in irgendeiner Weise zu modifizieren. „Wir wissen, wo wir herkommen. Wir haben letztes Jahr am 33. Spieltag die Klasse gehalten. Das war ein extremer Erfolg für uns und ich glaube, wir sollten jetzt nicht von was Höherem reden.“ Dass einzelne Spieler womöglich höhere Ambitionen haben, daran sei nichts auszusetzen. „Das ist ja gut, weil sie dann einfach auch dementsprechend arbeiten müssen, wenn man einen gewissen Standard für sich in Anspruch nimmt.“
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Unterm Strich aber gelte es, die Füße auf dem Boden zu behalten. „Auf die Tabelle brauchen wir momentan gar nicht zu schauen“, befand der Innenverteidiger des Rangvierten. „Aussagekräftig ist die vielleicht nach zehn, elf, zwölf Spielen.“ Klar, man sei sehr glücklich, dass man sieben Punkte geholt habe, „weil das in der Bundesliga nicht einfach ist nach drei Spielen“. Die Art und Weise, wie St. Pauli aufgetreten ist, habe zum großen Teil auch gepasst. „Und trotzdem gibt es immer noch Dinge, die wir verbessern müssen, um die Wahrscheinlichkeiten zu erhöhen, dass wir Spiele weiter gewinnen.“
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