Neuer Vertrag bei St. Pauli? Durchstarter Ritzka spricht über seine Zukunft
Er hat beim FC St. Pauli eine Lücke geschlossen, von der viele befürchtet hatten, sie wäre schwer bis gar nicht zu schließen. Aber Lars Ritzka hat den Abgang von Leart Paqarada längst vergessen gemacht, stand in den ersten elf Punktspielen immer in der Startelf, enttäuschte nie. Im Gespräch mit der MOPO erklärte der 25-Jährige seine Defensive in Bezug auf Social Media und das Licht der Öffentlichkeit generell, seine Entwicklung als Spieler, die Vergangenheit beim nächsten Gegner Hannover 96 – und seine Zukunft.
Er hat beim FC St. Pauli eine Lücke geschlossen, von der viele befürchtet hatten, sie wäre schwer bis gar nicht zu schließen. Aber Lars Ritzka hat den Abgang von Leart Paqarada längst vergessen gemacht, stand in den ersten elf Punktspielen immer in der Startelf, enttäuschte nie. Im Gespräch mit der MOPO erklärte der 25-Jährige seine Defensive in Bezug auf Social Media und das Licht der Öffentlichkeit generell, seine Entwicklung als Spieler, die Vergangenheit beim nächsten Gegner Hannover 96 – und seine Zukunft.
MOPO: Wenn Lars Ritzka den Beruf Profi-Fußballer definieren dürfte, hätten Termine wie diese vermutlich nicht so viel Platz, oder?
Lars Ritzka: Ich spiele lieber Fußball, das ganze Drumherum ist nichts für mich. Das ist glaube ich auch kein Geheimnis. Aber es ist auch nicht so, dass das hier jetzt schlimm wäre.
Dennoch ist es ja eher ungewöhnlich für jemanden Ihrer Altersklasse und Ihrer Berufsgruppe, sich so aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Haben Sie Ihren Frieden damit gemacht, dass es sehr viele Kollegen gibt, die da deutlich offensiver unterwegs sind?
Ich würde sagen, das kommt mir sogar entgegen. So komme ich ein paar Mal häufiger drumherum (lacht). Nein, es gibt halt solche und solche Menschen, das akzeptiere ich und will das auch gar nicht werten.
St. Pauli-Profi Ritzka jubelte kaum bei seinem ersten Tor
Ihre Denkweise passt komplett ins Bild, das Sie nach außen abgeben. Während andere nach ihrem ersten Zweitliga-Tor nicht wissen, wohin mit ihrer Freude, haben Sie nach dem Treffer gegen Kiel (5:1) nur einmal kurz den Arm in die Luft gereckt. Gehen Sie auch mal richtig aus sich heraus?
Ich bin da eher in mich gekehrt und auch privat ein sehr kontrollierter und reflektierter Mensch. Es ist jetzt nicht so, dass ich keine Emotionen habe. Ich würde sogar behaupten, ich freue mich mehr für andere auf dem Platz, wenn die ein Tor schießen, als für mich. Es klingt vielleicht blöd, aber mir ist es echt egal, wer das Tor schießt. Hauptsache, wir schießen genug. Dann bin ich happy.
Vermutlich sind Sie das auch mit Ihren Fortschritten in dieser Saison.
Wenn man an das erste Spiel in Kaiserslautern zurückdenkt, wo in der einen oder anderen Situation noch ein bisschen Nervosität dabei war, dann merkt man schon eine persönliche Entwicklung. Man wird ruhiger. Klar hat man hier und da noch Fehler drin, das passiert, Fußball ist ein Fehler-Sport. Aber wichtig ist eben, wie man damit umgeht.
Sie haben sich zwei Jahre hinten eingereiht, hatten in Leart Paqarada einen sehr dominanten Spieler vor sich. Dessen Abwanderung nach Köln ist längst kein Thema mehr hier, weil Sie sich heimlich, still und leise zu einem würdigen Nachfolger entwickelt haben.
Ob heimlich, still und leise, weiß ich nicht. Nach außen hin vielleicht, aber ich hoffe, dass ich auch in den ersten zwei Jahren so viel Vollgas gegeben habe, dass man hier wusste: Wenn Paqarada mal ausfällt oder gesperrt ist, dann haben wir da einen. Deswegen war es konstante harte Arbeit und ist jetzt ein positives Feedback, dass ich mich dahingehend entwickelt habe, wie wir alle uns das vorgestellt haben.
Ritzka bekommt bei St. Pauli den Vorzug vor Treu
In der Sommervorbereitung sah vieles danach aus, als wäre Philipp Treu für die erste Elf vorgesehen. Hatten Sie Zeichen vom Trainer bekommen, dass er mit Ihnen plant?
Ich weiß nicht, welche Variante Fabian Hürzeler da am Anfang im Kopf hatte, ob er vielleicht auch überlegt hat, mit Philipp zu spielen. Das wäre verständlich, Philipp macht das ja sehr gut im Training. Jeder muss über Wochen sein Bestes geben, um sich anzubieten. Das zeichnet unsere Mannschaft auch aus. Wir wissen, dass alle gebraucht werden und jeder unterschiedliche Stärken und Schwächen hat.
Man darf sicher annehmen, dass Sie den Fakt, dass Philipp Treu in Elversberg Ihre Stelle in der Startelf eingenommen hat, unter genau diesem Gesichtspunkt betrachten
Ja, durchaus. Wie gesagt, Philipp macht es auch im Training gut. Und gerade bei Englischen Wochen ist es von Vorteil, dass wir so einen breiten Kader haben. Man kann immer alle ohne Bedenken reinschmeißen.
Lars Ritzka könnte sich eine Zukunft bei St. Pauli vorstellen
Es ist Ihr drittes Jahr auf dem Kiez, vermutlich wird nach der Saison über Ihre Zukunft entschieden werden müssen. Sehen Sie die in Hamburg?
Bei meiner Vorstellung wurde keine Vertragslaufzeit öffentlich, deswegen weiß ich auch gar nicht, ob mein Vertrag ausläuft (lacht). Aber klar, ich fühle mich wohl, und wenn man sich wohl fühlt, bleibt man auch gerne. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Die Vergangenheit hatte Hannover 96 gebracht. Ist das Spiel am Freitag für Sie noch etwas Besonderes?
Es wird ein interessantes Spiel. Dass es für mich ein besonderes ist, würde ich so nicht mehr sagen. Ich kenne nicht mehr viele Spieler, im Staff vielleicht den einen oder anderen mehr.
Aber vielleicht hat Ihre Familie noch Bezug und es sind ein paar „Rote” dabei.
Auch nicht mehr als Braun-Weiße. Es geht da eher darum, mich zu unterstützen und den Verein, in dem ich spiele. Es ist nicht so, dass mir jemand sagt: Verliert doch mal lieber. Es kommen ein paar aus dem Familienkreis ins Stadion, aber nicht, um 96 zu unterstützen.