Neue Spieler in der Hinterhand: Wie St. Pauli den nächsten Anlauf zum Aufstieg plant
Dass Daniel-Kofi Kyereh den FC St. Pauli verlässt, steht so gut wie fest. Auch um Guido Burgstaller ranken sich Gerüchte. Und dass Leart Paqarada hohe Qualität besitzt, ist auch niemandem verborgen geblieben. Das beunruhigt die Fan-Gemüter. Es gibt allerdings auch gute Gründe, die gegen eben eine solche Unruhe sprechen. Bei St. Pauli laufen die Vorbereitungen für einen neuen Aufstiegsversuch.
Auf den ersten Blick überrascht Jackson Irvines emotionale Verfasstheit. Aufstieg verspielt, Australier jubelt. Paradox. Oder doch nicht, fügte Irvine seinem Instagram-Post eben noch ein zweites Foto bei: Diesmal jubeln andere, Schalker Fans nämlich im Hintergrund, Irvines Gesicht ist voller Fassungslosigkeit. Die Achterbahnsaison gehe zu Ende, schreibt er, „qualvoll“ habe die Mannschaft ihr „ultimatives Ziel“ verpasst.
Zeit also, zurückzublicken. Was schmerzt, nicht umsonst spricht Irvine von einer Qual. Aber auch Zeit, nach vorne zu schauen. Muss ja weitergehen. Mit zeitlichem Abstand kehrt der klare Blick zurück. Und offenbart, dass bei weitem nicht alles so schlecht ist, wie es sich nach einem solchem Saisonverlauf – hoch hinaus, tief hinab: Achterbahn eben – erst mal anfühlt.
Die Mannschaft, das zeigte sie in der Hinrunde, ist in der Lage, erfolgreichen Fußball zu spielen und begeisternden zugleich. „Das ist nicht mehr mein FC St. Pauli“, hörte man Fans flachsen. Weil Timo Schultz’ Mannen vorne wie Straßenkicker zockten (ungewöhnlich für St. Pauli) und hinten dichthielten (sehr ungewöhnlich für St. Pauli). Weil sie Herbstmeister wurden (noch ungewöhnlicher für St. Pauli). Und das völlig verdient und in einer Liga mit Schalke, Bremen, dem HSV – die, wie spätestens die Rückrunde zeigte, gar nicht allzu schlecht sind.
All das kann jene Gemüter beruhigen, die derzeit eher unruhig sind. Unruhig auch, weil der Abschied von Daniel-Kofi Kyereh (ein Ex-Bundestrainer würde sagen: högschdwahrscheinlich) bevorsteht. Weil es Gerüchte um Guido Burgstaller gab. Weil sich herumgesprochen hat, welche Qualitäten auch Leart Paqarada besitzt.
Transfers: Andreas Bornemann hat wohl bereits Ersatz
Weil überhaupt die Zukunft vieler Spieler ungewiss ist. Wer neben Finn Ole Becker am Sonntag vorm Spiel gegen Düsseldorf verabschiedet wird, ist offen. Dass aber die wenigsten, deren Vertrag ausläuft, Chancen auf eine Verlängerung haben, ist bekannt. Für Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann, Sebastian Ohlsson, James Lawrence, Jannes Wieckhoff und Rico Benatelli ist die Zeit auf dem Kiez wohl abgelaufen, bei Max Dittgen, Adam Dzwigala und Simon Makienok ist die Entscheidung dem Vernehmen nach immer noch nicht gefallen.
Im Verein blickt man trotz schmerzhaft beantworteter Aufstiegs- und teils unbeantworteter Vertragsfrage nicht zu missmutig in die nahe Zukunft, ganz nach dem Motto: Wir sind für alle Fälle gewappnet. Der Grieche Manolis Saliakis (Rechtsverteidiger) und der Australier Connor Metcalfe (Mittelfeld) dienen da als feststehende Neuzugänge gewissermaßen als Beleg. Weitere Verstärkungen scheint Sportchef Andreas Bornemann bereits in der Hinterhand zu haben, zumal die entstehenden Baustellen (Innenverteidiger, Spieler für die Raute) intern bereits seit Jahresbeginn bekannt sind.
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Dazu kommt, dass sich Spieler wie Jakov Medic, Paqarada, Afeez Aremu oder Irvine individuell verbessert haben. Das Gerüst, zu dem auch Marcel Hartel und Nikola Vasilj gehören, Dennis Smarsch, Luca Zander und Eric Smith, steht. Talente wie Marcel Beifus und Igor Matanovic sind bereit für eine größere Rolle. Und wer Timo Schultz ein bisschen kennt, der weiß, dass er trotz der vertanen Chance auf den Aufstieg gegen Düsseldorf darauf achten wird, wer sich wie präsentiert. Damit endet dann zwar vorerst die Achterbahnfahrt. Mit dem Auslaufen beginnt aber auch schon der nächste Anlauf.