Meinung: St. Paulis Elfer-Klau ist wieder Wasser auf die Mühlen der VAR-Gegner
Es ist ein großer Pluspunkt von Deniz Aytekin, dass man ihm irgendwie nicht böse sein kann. Weil Deutschlands Vorzeige-Referee mit einem gerüttelt Maß an Empathie gesegnet ist, sieht man ihm Fehler deutlich leichter nach als etlichen seiner Kollegen, die sich mit zwischenmenschlichen Dialogen eher schwertun. Und trotzdem wirft die falsche Entscheidung beim zurückgenommenen Elfmeter für den FC St. Pauli in Berlin Fragen auf. Vor allem im Kontext mit anderen Vorkommnissen des Wochenendes.
Es ist ein großer Pluspunkt von Deniz Aytekin, dass man ihm irgendwie nicht böse sein kann. Weil Deutschlands Vorzeige-Referee mit einem gerüttelt Maß an Empathie gesegnet ist, sieht man ihm Fehler deutlich leichter nach als etlichen seiner Kollegen, die sich mit zwischenmenschlichen Dialogen eher schwertun. Und trotzdem wirft die falsche Entscheidung beim zurückgenommenen Elfmeter für den FC St. Pauli in Berlin Fragen auf. Vor allem im Kontext mit anderen Vorkommnissen des Wochenendes.
VAR Sören Storks sah sich am Samstagabend genötigt einzugreifen, nachdem Herthas Bouchalakis St. Paulis Eric Smith im Strafraum getroffen hatte. Dies setzt voraus, dass er eine klare Fehlentscheidung wahrgenommen hatte, die es aber – und das wird durch die ehrlichen Worte Aytekins im Nachklapp der Partie untermauert – nicht gewesen ist. Problem Nummer eins.
Trotz klaren Handspiels kein Elfmeter für Fürth in Elversberg
Komplett ad absurdum wurde Storks‘ Aktivität dann am Sonntag geführt. Beim Fürther Gastspiel in Elversberg blockte SVE-Kapitän Conrad einen Jung-Kopfball im eigenen Strafraum mit deutlich sichtbar abgespreiztem Arm, was Referee Tom Bauer entgangen war. VAR war mit Sven Jablonski ein angesehener Vertreter seiner Zunft. Doch der erkannte, aus welchem Grund auch immer, keine strafbare Handlung und schickte – im Gegensatz zu den Ereignissen in der Hauptstadt – den Unparteiischen nicht an den Bildschirm, um sich die Szene noch einmal anzuschauen. Wer soll das noch nachvollziehen können? Bei allem Respekt vor der Komplexität des Schiedsrichter-Jobs vermisst man einmal mehr seit Einführung des VAR eine logisch erkennbare Linie beim Einsatz des Hilfsmittels.
Kein Strafstoß für St. Pauli, aber gleich zwei für Hertha
Und man kann die Nummer problemlos noch weiterspinnen. Ob Smith beim Kontakt von Bouchalakis auch dann zu Boden gegangen wäre, wenn sich die Szene irgendwo in Höhe der Mittellinie ereignet hätte, sei mal dahingestellt. Andererseits: Hertha hatte am Wochenende zuvor gleich zwei Strafstöße dieser Art in Kiel zugesprochen bekommen, den ersten sogar nach Videobeweis. Holsteins Kleine-Bekel hatte Berlins Tabakovic am Schienbein touchiert, was den Stürmer unter lautem Aufschrei gen Rasen sinken ließ. Schiedsrichter Bastübner pfiff zunächst nicht, wurde dann aber von VAR Hanslbauer an den Bildschirm zitiert – und gab den Elfer. Also quasi der umgekehrte Fall aus dem St. Pauli-Spiel bei Hertha.
Das könnte Sie auch interessieren: „Oh, ich habe Scheiße gemacht!“
Es wird einfach kein Schuh aus diesen komplett konträren Verhaltensweisen. Das betrifft sowohl die Rechtfertigung eines VAR-Eingriffs als auch die Interpretation von vermeintlichen Foulsituationen im Strafraum. Das mögen Luxus-Probleme sein im Vergleich zu dem, was in England los ist, wo die Kommunikationsunfähigkeit der Unparteiischen gerade zu einem handfesten Skandal bei der Partie Tottenham gegen Liverpool geführt hat. Aber so lange auch in der mittlerweile sechsten Saison mit Videoassistenz keine klaren Konturen skizziert werden können, wird das Thema VAR und somit das Schiedsrichterwesen nicht zur Ruhe kommen.