Meinung: Darum verdient St. Pauli mehr Euphorie
Irgendwie ist alles ein bisschen anders als sonst, und zwar in nahezu jeder Beziehung. Der FC St. Pauli hat nach 30 Spieltagen entgegen seinen üblichen Gepflogenheiten nicht nur keine Abstiegssorgen mehr, sondern als Tabellendritter noch alle Chancen auf die Bundesliga. Das sollte – gerade angesichts der eigenen jüngeren Vergangenheit – im Prinzip dicke ausreichen, eine positive Stimmung rund ums Millerntor zu erzeugen. Die mag aber gefühlt nicht wirklich aufkommen, was eigentlich so nicht sein dürfte. Auch wenn manch Euphoriebremse spürbar durchgetreten wurde in den letzten Wochen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Irgendwie ist alles ein bisschen anders als sonst, und zwar in nahezu jeder Beziehung. Der FC St. Pauli hat nach 30 Spieltagen entgegen seinen üblichen Gepflogenheiten nicht nur keine Abstiegssorgen mehr, sondern als Tabellendritter noch alle Chancen auf die Bundesliga. Das sollte – gerade angesichts der eigenen jüngeren Vergangenheit – im Prinzip dicke ausreichen, eine positive Stimmung rund ums Millerntor zu erzeugen. Die mag aber gefühlt nicht wirklich aufkommen, was eigentlich so nicht sein dürfte. Auch wenn manch Euphoriebremse spürbar durchgetreten wurde in den letzten Wochen.
Drei Spiele in Folge ohne Sieg, Schiri-Ärger gegen Bremen, das späte Gegentor in Sandhausen, die hinlänglich thematisierte Vertragsproblematik im Kader und im Trainerstab – natürlich gibt es Punkte, die einer ungetrübten Atmosphäre nicht eben zuträglich sind. Sie sollten aber nicht dazu führen, aus der braun-weißen Welt eine schwarz-weiße zu machen. „Es ist ja nicht so, dass hier alles den Bach runtergeht“, bemerkte Stürmer Etienne Amenyido zurecht. „Die Ausgangslage stimmt, und sie wird noch besser, wenn wir unsere Spiele gewinnen.“
St. Pauli hat die beste Ausgangslage seit dem Bundesliga-Abstieg 2010/11
Tatsächlich ist besagte Ausgangslage die mit Abstand beste zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren! In der Saison 2011/12 hatte der Kiezklub nach 30 Spieltagen sogar drei Punkte mehr als jetzt auf dem Konto (56), war allerdings nur Tabellenvierter – wie am Serienende auch. Auf Rang drei standen die Hamburger seit ihrem Bundesliga-Abstieg 2010/11 noch nie vier Runden vor Schluss.
Die 55 erzielten Treffer sind mit Abstand interner Bestwert, vor allem dank Guido Burgstaller, der mit 18 Toren schon jetzt mit dem bisherigen Top-Knipser Daniel Ginczek (2012/13) gleichgezogen hat. Und dann ist da noch die großartige Heimbilanz mit 33 Zählern aus 14 Begegnungen und erst einer Niederlage: Das ist nochmal drei Punkte besser als 2011/12 zu diesem Zeitpunkt. Und es stehen noch drei Kicks im eigenen Wohnzimmer an …
Das könnte Sie auch interessieren: Warum Top-Gegner besser für St. Pauli sind
Es gibt also reichlich Anlass, sich ungehemmt zu freuen auf das, was da noch kommt, vor allem am Millerntor. Für den Anhang, für die Spieler. „Die Fans können noch eine unglaublich große Rolle spielen“, mutmaßte Amenyido. „Vor allem hinten raus bei den Spielen ist es sehr wichtig, diesen Push zu spüren. Das motiviert, holt noch mal ein paar Prozente raus.“
Und führt im Zusammenspiel vielleicht ja doch noch zu der Form von Zuversicht, die die aktuelle Lage eigentlich verdient hätte. Zumal die Mannschaft – unabhängig vom Aufstiegsrennen – die Chance hat, sich mit einer Platzierung vor dem Stadtrivalen in den Geschichtsbüchern zu verewigen.