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Jackson Irvine trägt stolz das St. Pauli-Trikot von DIIY.
  • Jackson Irvine trägt stolz das St. Pauli-Trikot von DIIY.
  • Foto: WITTERS

St. Pauli wechselt den Trikot-Ausrüster: Alle Hintergründe zum Mega-Deal

Es ist einer der größten Deals in der Vereinsgeschichte. Der FC St. Pauli legt nach drei Spielzeiten das selbstproduzierte DIIY-Trikot ab und läuft mit Start der kommenden Saison für mehrere Jahre mit Spielkleidung von Puma auf. Das wird viele Fans schmerzen, aber der neue Ausrüster-Deal beschert dem Kiezklub wichtige Millioneneinnahmen. Auch das neue Trikot wird nachhaltig sein. Die Wende ist aber nicht das Ende von DIIY und kein Scheitern des ambitionierten Projekts, wie Präsident Oke Göttlich betont. Die MOPO erklärt die Hintergründe des Klamottenwechsels, was er für den Verein bedeutet und welche Folgen er hat – auch für den Trikot-Preis.

Das Logo des neuen Partners hat Symbolkraft: St. Pauli macht wie die Raubkatze einen großen Sprung, zuvorderst finanziell. Es ist eine langfristige Partnerschaft, die nach MOPO-Informationen fünf oder sechs Vertragsjahre (bis 2030) beträgt und dem Verein insgesamt einen zweistelligen Millionen-Betrag in die Kassen spülen soll, rund zwei Millionen Euro pro Saison – fast doppelt so viel wie der frühere Under-Armour-Kontrakt. Neben den Profis wird Puma auch das Nachwuchsleistungszentrum ausstatten.

FC St. Pauli: Puma wird ab 2024 neuer Ausrüster

„Das ist ein sehr großer Deal für den FC St. Pauli“, sagt Göttlich in einem Gespräch zum jetzt auch offiziellen Revival mit Puma (bereits von 1988 bis 1990 und 1997 bis 2000 Ausrüster des Kiezklubs), über das die MOPO bereits berichtet hatte. Es sei ein „großes und rundes Paket.“

Rund auch deshalb, weil es nach Darstellung des Vereins nicht das Aus für DIIY ist, sondern die Marke erhalten bleibt. „Wir wollen und werden DIIY nicht sterben lassen“, betont Göttlich. „Das Kind wird am Leben gehalten.“

Trotz Puma-Deal bleibt St. Paulis DIIY-Projekt „am Leben“

Konkret bedeutet das: Puma hat die Lizenzrechte für die eingetragene Marke DIIY für die Vertragslaufzeit erworben. St. Pauli könnte DIIY zu einem späteren Zeitpunkt wieder voll aufleben lassen, aber auch während der Partnerschaft mit Puma nutzen, für „besondere Anlässe und Aktionen“, wie der Verein mitteilt. Es könnte beispielsweise ein Sondertrikot für ein Spiel geben, auf dem statt des Pumas das DIIY-Logo prangt. Puma muss allerdings zustimmen. Nach MOPO-Informationen gibt es vertraglich fixierte Vereinbarungen, da auch das globale Sportunternehmen um das positive Image von DIIY weiß.

Warum dieser Schritt – weg von dem bei Projektstart 2021 als st. paulianisch gefeierten Weg der Unabhängigkeit?

Die Antwort ist, auch wenn sich die Vereinsführung den Schritt alles andere als leicht gemacht hat, simpel: Wirtschaftlichkeit. Es geht um Geld, Aufwand und vor allem auch Sicherheit in zunehmend herausfordernden Zeiten. Durch den „großen Partner“ erreiche St. Pauli „eine wirtschaftliche Stabilität und langfristige Planbarkeit“, erklärt Göttlich. „Das ist für den Verein sehr wichtig.“

St. Pauli setzt auf Geld, Sicherheit und weiter Nachhaltigkeit

Entscheidend für den neuen Deal und Bedingung von St. Pauli: das neue Trikot muss ebenfalls fair und nachhaltig produziert sein – ein Ziel, das auch Puma erstmals umsetzen will und im Kiezklub den idealen und glaubwürdigen Partner dafür sieht. Ein Imagegewinn für das Traditionsunternehmen aus Herzogenaurach.

„Es ist verankert, dass bei der Produktion immer der höchstmögliche Nachhaltigkeitsstandard anzuwenden ist“, betont Göttlich. „Puma produziert das Trikot in den europäischen Produktionsstätten, die wir für DIIY genutzt haben.“ In der Türkei und in einer neuen Fabrik in Portugal. „Wir können auf diese Weise unsere Standards eines fairen und nachhaltigen Trikots in einen großen Konzern überführen.“

Puma will für St. Pauli ein zirkulares Trikot herstellen

Besonderheit bei der Herstellung: „Es wird ein zirkulares Trikot werden – aus alten Trikots wird ein neues Trikot“, verrät der Präsident. Die aufwendige Kreislaufwirtschaft, solle „neue Standards setzen“, die der Verein in Eigenregie „nicht hätte umsetzen können“. Das Design werde in Zusammenarbeit mit Puma entwickelt.

Die Nachhaltigkeit hat ihren Preis. Das neue Trikot wird fünf Euro teurer werden als das aktuelle (74,95 Euro). Die Anhebung wäre aber auch mit DIIY nötig gewesen und umgesetzt worden, versichert Göttlich und stellt auch klar, dass durch den künftigen externen Ausrüster keine Arbeitsplätze abgebaut werden. „Wir sparen keine Köpfe ein, aber Ressourcen und Zeit, die wir in andere Projekte investieren können.“

Preiserhöhung: Das neue St. Pauli-Trikot wird teurer

Unkenrufen, DIIY sei gescheitert und eine Niederlage und der Puma-Deal der Beweis, widersprechen die Fakten und auch Göttlich vehement. 30.000 ausverkaufte eigene Trikots im ersten Jahr (Bundesliga-Dimensionen), annähernd so viele im zweiten und auch in diesem Jahr gute Zahlen sprechen für das Projekt, das zudem eine enorme Strahlkraft hatte.  

 „DIIY war ein absoluter Erfolg – aber das Projekt hätte uns bei der Weiterentwicklung ganz sicher vor große Herausforderungen gestellt“, benennt Göttlich die Hindernisse. Es habe „viele Ressourcen gebunden, eine eigene Linie zu produzieren“. Zudem sei die eigene Sportkollektion „immer auch ein unternehmerisches Risiko.“

Oke Göttlich über DIIY: Erfolg und wichtige Basis

Aber: „DIIY hat uns überhaupt erst die Chance gegeben, wieder für die großen Ausrüster interessant zu werden und mit ihnen zu sprechen“, sagt Göttlich, der in diesem Zusammenhang Bernd von Geldern dankte, der als Geschäftsleiter Wirtschaft des Kiezklubs für das Projekt DIIY bis zu seinem Abschied im Sommer federführend verantwortlich und auch in den seit einem Dreivierteljahr in Arbeit befindlichen Puma-Deal involviert war. „Um es klar zu sagen: Puma war wegen DIIY interessiert.“

Dennoch werden viele Fans den Schritt bedauern, die das mutige Konzept der Unabhängigkeit gefeiert haben und sich mit der vereinseigenen Spielkleidung besonders identifizieren konnten. Ob das neue Puma-Trikot (St. Pauli verdient bei den Verkäufen mit) annähernd so populär wie das DIIY-Shirt wird, muss sich zeigen.

„Es war keine leichte Entscheidung“, betont Göttlich. „Wir haben über alles lange nachgedacht und alles abgewogen. Wir haben uns kritische Fragen gestellt und sind auf kritische Stimmen eingestellt, aber gehen aus voller Überzeugung diesen Schritt.“

Bei St. Pauli-Aufstieg: In der Bundesliga zahlt Puma mehr

Apropos Schritt – und damit ein Brückenschlag zum Sportlichen: Für den Fall, dass St. Pauli aufsteigt, wird ein vertraglich festgeschriebener Bundesliga-Aufschlag fällig. Der Vollständigkeit halber: Bei einem Abstieg in die dritte Liga ein Abschlag.

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