• Die Besuche am alten Millerntor (hier 2004 als Nationaltrainer Kameruns) hat Winfried Schäfer immer sehr genossen.
  • Foto: imago/Hoch Zwei

KSC-Idol: Winfried Schäfer über St. Pauli: „Sie haben mich mit Münzen beworfen“

Von 1986 bis 1998 war er der Trainer des Karlsruher SC. Mit Winfried Schäfer spielte der Klub drei Saisons sogar im UEFA-Cup eine große Rolle, erreichte einmal (1993/94) das Halbfinale – auf dem Weg dorthin mit dem unvergessenen 7:0 gegen Valencia, dem „Wunder vom Wildpark“ – mit vier Toren von „Euro-Eddy“ Schmitt. Zweimal ging’s ins Achtelfinale. Erfolge, die „Winnie“ beim KSC unsterblich machten. Am Sonnabend (13 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) kämpfen die Badener ums Überleben in der 2. Liga. Vorm Spiel gegen den FC St. Pauli sprach die MOPO mit Schäfer.

Der 70-Jährige ist aktuell noch Coach von Baniyas FC in Abu Dhabi, die Liga ist wegen Corona unterbrochen. „Keiner weiß, wie es weitergeht. Es sind noch sieben Spiele, mein Vertrag endet normalerweise am 15. Juni.“

Sein Herz hängt immer noch am KSC. Den siegt er als schlafenden Riesen. „Die Fans waren und sind immer noch unheimlich treu. Sie würden auch in der 3. Liga noch in Massen ins Stadion gehen. Aber sie warten auf den Aha-Effekt, warten darauf, dass es endlich nach vorn losgeht.“

Winfried Schäfer war beim KSC Europapokal-Held

Für ihn wurden Fehler im Management gemacht, der Trainerverschleiß sei zudem viel zu hoch. Christian Eichner ist bereits der sechste Übungsleiter seit dem Amtsantritt von Sportchef Oliver Kreuzer am 1. Dezember 2016.

Schäfer ist der Mann, der Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Jens Nowotny und Michael Sternkopf entdeckte, die später bis auf Nowotny (ging nach Leverkusen) beim FC Bayern landeten.

Er sagt: „Man muss hoffen, dass sich der KSC fängt, den Abstieg in die 3. Liga verhindern kann. Er gehört mittelfristig sogar in die Bundesliga. Leider wird auch in Karlsruhe seit vielen Jahren weder geduldig noch wirtschaftlich sinnvoll gehandelt. Das fängt bei der Zusammenstellung des Kaders an. Wir haben damals viele Eigengewächse hochgezogen, unser Hauptsponsor war der Nachwuchs. Heute werden teilweise Transfers getätigt, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann.“

So denkt Winfried Schäfer über den FC St. Pauli

Dem KSC würde er – wie auch dem Kiezklub – dringend raten auf Talente zu setzen. „St. Pauli kann bei Transfers auch nicht mit Geld um sich schmeißen, nach der Corona-Krise umso weniger. Wenn vier oder fünf Nachwuchsleute als Stammspieler auf dem Rasen stehen, dann sorgt das beim Publikum für Begeisterung und man kann sportlich etwas mit den Jungs entwickeln.“

St. Pauli habe er immer schon gemocht. Als KSC-Coach erlebte er auf der Bank am Millerntor mit, wie Dirk Zander den schnellsten Bundesliga-Doppelpack gegen Oliver Kahn beim 2:0 erzielte: „Die Stimmung war grandios. Das hatte trotz des ausverkauften Stadions was von deinem Amateurklub. Nach dem Schlusspfiff hat man auch den Hamburger Anhängern zugewunken und gesagt: ’Bis zum nächsten Mal.’ Das war irgendwie immer herzlich.“

Seine lustigste Erinnerung an den Kiez: „Wir wurden damals beim Gang ins Stadion mit Münzen beworfen. Ich habe sie aufgesammelt und habe mir davon eine Cola gekauft. “

Auch St. Pauli wünscht er Erstklassigkeit. Schäfer: „Ich mag Vereine, die dafür hart arbeiten. Deshalb habe ich mich vor einem Jahr für Paderborn gefreut. Jetzt drücke ich Heidenheim die Daumen.“

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