„Könnte Gold wert sein“: St. Pauli trotzt Konkurrenz und träumt vom Klassenerhalt
Es muss wahrhaftig nicht immer Kaviar sein, wenn es ums nackte Überleben geht. Da macht auch mal ein schnödes Fischbrötchen mit Matjes, Zwiebeln und einem welken Blatt Salat so richtig satt. Und so war der eine Zähler, den der FC St. Pauli in einem Schmalkost-Nordduell beim torlosen Remis in Bremen holte, ausgesprochen schmackhaft für die Braun-Weißen. „Der Punkt“, unterstrich Philipp Treu, „könnte am Ende Gold wert sein.“ Es war die vierte Partie in Serie ohne Niederlage – einen besseren Zeitpunkt für diese Saison-Bestmarke hätten sich die Kiezkicker kaum ausdenken können.
Zur Pause war man als Augenzeuge im mit 42.100 Menschen ausverkauften Weserstadion noch durchaus der Meinung, dass auch nichts gegen einen Dreier spräche. Zwar war das Niveau grundsätzlich überschaubar, von den zwei Mannschaften aber hinterließen die Gäste den deutlich vitaleren Eindruck. „Da haben wir vieles richtig gemacht, mit und gegen den Ball“, befand Coach Alex Blessin. Einzig die Klarheit, die Galligkeit auf Abschlüsse im letzten Drittel hätten ihm gefehlt. Mit zwischenzeitlich 67 Prozent Ballbesitz waren die Hamburger ziemlich dominant, bis auf ein Abseitstor von Carlo Boukhalfa (10.) kam indes nicht viel bei rum. Auf der anderen Seite fand auch ein Treffer von Jens Stage wegen Abseits keine Anerkennung (38.).
St. Pauli baut nach guter erster Hälfte ab
Der zweite Durchgang bot ein ganz anderes Bild. Werder kam zusehends in Wallung, während St. Pauli immer mehr den Faden verlor. Philipp Treu sprach unumwunden von einer „schlechten zweiten Halbzeit“, auch Hauke Wahl hatte den Leistungsabfall registriert. „Es hat sich durch die ganze Halbzeit gezogen, dass wir viel zu viele einfache Ballverluste hatten und dann die Abstände viel zu groß waren“, sagte er. „Wir waren nicht ganz so kompakt, dadurch haben sie immer wieder Schmid in diesen Zwischenräumen gefunden oder auch Ducksch. Und dann ist es einfach schwer, weil das ist einfach eine Mannschaft, die unfassbar gut Fußball spielt.“
Kiezklub-Keeper Nikola Vasilj rettet zwei Mal die Null
Und entsprechend auch zu Chancen kam. Aber ein sehr aufmerksamer Niko Vasilj, der Starks Kopfball (49.) und Njinmahs Abschluss (58.) um den Pfosten drehte, und eine Prise Dusel bei einem weiteren Abseitstreffer von Burke (79.) halfen, das Unentschieden über die Runden zu bringen. Daran änderte auch Gelb-Rot für den erst nach 75 Minuten eingewechselten Connor Metcalfe (90.+2) nichts mehr.
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„Dieser Punkt war so, so wichtig“, befand Noah Weißhaupt, der zugab, am Freitagabend im Stuttgart-Trikot vorm Fernseher gesessen zu haben. Geholfen hat es bekanntlich nichts, Konkurrent Heidenheim setzte sich mit 1:0 durch. Aber auf den 1. FCH beträgt der Abstand weiterhin komfortable sechs Zähler bei nur noch neun zu vergebenen, „Heidenheim darf eigentlich kein Spiel mehr verlieren“, rechnete Weißhaupt vor. Und hatte damit recht, jedenfalls was den FC St. Pauli betrifft.
St. Pauli nimmt noch keine Glückwünsche an
Doch der will sich noch nicht gratulieren lassen zu Dingen, die noch nicht eingetreten sind. „Nein, nein, wir warten“, betonte Hauke Wahl. „Wir wollen das Ding irgendwann fest haben. So schnell wie möglich, am liebsten nächste Woche zu Hause. Das war letzte Saison auch geil, als wir zu Hause den Aufstieg gefeiert haben und es wäre schon noch mal ein Meilenstein für diese Mannschaft, wenn wir zu Hause den Klassenerhalt sichern.“ Und dafür brauche man eine sehr gute Leistung, drei Punkte. „Und wenn dann rechnerisch nichts anderes mehr möglich ist, dann nehmen wir Glückwünsche an.“
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