KitschKrieg St. Pauli
  • Gemeinsame Sache: Das erfolgreiche und auch umstrittene Produzenten-Team KitschKrieg (hier bei einer Preisverleihung) bringt mit dem FC St. Pauli eine Fan-Kollektion heraus.
  • Foto: Imago

KitschKrieg und St. Pauli: Das sorgt bei Fans des Kiezklubs für Kritik

Der FC St. Pauli legt nach eigenem Bekunden sehr viel Wert darauf, dass Sponsoren und Partner zum Verein und seinen Werten passen. Die Messlatte liege hoch, wird immer wieder betont. Jetzt sorgte eine neue Zusammenarbeit für Aufruhr. Dass der Kiezklub gemeinsame Sache mit dem ebenso erfolgreichen wie auch umstrittenen Musik-Kollektiv und Produzententeam KitschKrieg macht, ist einigen Fans ein Dorn im Auge.

Das Echo in den digitalen Netzwerken ließ nicht lange auf sich warten. Am Freitagmittag hatte der FC St. Pauli via Homepage prominent verkündet, mit KitschKrieg – der selbsternannten „Band mit Laptop, Laptop, Linse“ – eine sogenannte „Kollabo-Kollektion“ mit Fanartikel in Angriff zu nehmen.

FC St. Pauli: Zusammenarbeit mit KitschKrieg

Wie heikel die Angelegenheit ist, zeigt die Tatsache, dass der Verein schon in der Mitteilung der neuen Zusammenarbeit proaktiv die Vorwürfe rund um KitschKrieg thematisiert – ausführliche Stellungnahme des neuen Partners per Interview inklusive.

KitschKrieg ist seit Jahren eine Hit-Fabrik für Deutsch-Rap. Das Berliner Produzenten-Trio setzt sich aus Christoph Erkes, Nicole Schettler und Christian Meyerholz zusammen. Das Dreigestirn hatte die Kiezkicker bereits auf ihrer USA-Reise im Mai 2019 nach New York „musikalisch begleitet“, wie es von Vereinsseite heißt. Schon viel länger kennen KitschKrieg St. Pauli-Präsident Oke Göttlich, der ihre Musik vor seiner Zeit als Fußball-Funktionär auf seiner Digital-Plattform „finetunes“ vertrieben hat, als das Trio noch völlig unbekannt war.

KitschKrieg: Lange Verbindung zu St. Pauli und Oke Göttlich

Massiv in die Kritik geraten ist KitschKrieg durch die Zusammenarbeit mit Künstlern, die in der Deutsch-Rap-Szene unter anderem durch Sexismus, Homophobie und auch Rassismus in Texten und Äußerungen aufgefallen sind. Das hat medial Wellen geschlagen.

Dabei geht es um einige der Feature-Gäste, die auf dem eigenen Album von KitschKrieg (2020) und dem von ihnen produzierten jüngsten Album (2019) der HipHop-Größe Trettmann („DIY“) auftreten. Darunter sind auch die in Hamburg bestens bekannten, umstrittenen und skandalumwitterten Rapper Gzuz und Bonez MC, die zur HipHop-Crew 187 Straßenbande gehören.

KitschKrieg und Trettmann wegen Gzuz, Bones MC & Co. in der Kritik

KitschKrieg wird in einem Interview auf der St. Pauli-Homepage auf die Vorwürfe angesprochen und weist zurück, besagtes Gedankengut zu teilen oder zu tolerieren. „Dass unsere Feature-Gäste dann woanders durch Rassismus, Sexismus, häusliche Gewalt oder Aluhutparolen auffallen, ist natürlich durch nichts zu entschuldigen“, heißt es dazu seitens der Band.

Man sei „mit allen direkt ins Gespräch gegangen, haben Konsequenzen gezogen, Zusammenarbeiten beendet oder nach Lösungen gesucht – persönlich, nicht öffentlich oder via Twitter und Instagram. Der Vorwurf, wir würden da nichts tun, trifft also nicht zu“, erklären KitschKrieg. Darüber hinaus weisen sie auf ihren Auftritt beim #WirSindMehr-Konzert gegen Fremdenhass in Chemnitz 2018 hin.

FC St. Pauli: KitschKrieg weisen Vorwürfe auf Vereins-Homepage zurück

Einigen St. Pauli-Fans reicht das nicht. Sie kritisieren, dass sich KitschKrieg nicht deutlich und öffentlich genug von besagten Feature-Gästen distanziert habe. Sie halten die Zusammenarbeit zwischen dem Kiezklub und der Gruppe für einen Fehler. Es passe nicht zusammen. Ob es eine Minderheiten- oder Mehrheitsmeinung ist, lässt sich nicht feststellen.

„Wir haben eine starke Haltung“, hatte St. Paulis Geschäftsleiter für den Bereich Wirtschaft, Bernd von Geldern, erst vor wenigen Tagen in einer kleinen Runde vor Medienvertretern, bei der auch die MOPO anwesend war, betont. „Wir gucken bei jedem Sponsor, ob er zu unseren Werten passt. Da gibt es ein sehr detailliertes Prozedere.“

KitschKrieg ist kein Sponsor, aber durchaus als Partner des FC St. Pauli zu bezeichnen, dürfte demnach vom Verein geprüft worden sein. Der Kiezklub hat für sich entschieden: Das passt.

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