• Frustrierter Trainer: Jos Luhukay darf mit dem FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden nicht verlieren.
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Keller-Krimi: Luhukays heikles Duell: Vorgänger Kauczinski war bei St. Pauli besser

Es könnte das wichtigste Spiel für Jos Luhukay sein, seit er beim FC St. Pauli ist. Ganz sicher ist es das heikelste Duell. Dynamo Dresden. Schlusslicht. Ein Sieg ist Pflicht. Bei einer Niederlage aber, ausgerechnet gegen seinen Vorgänger beim Kiezklub, der ohnehin eine weit bessere Bilanz bei den Braun-Weißen aufweisen kann und auch besser ins neue Jahr gestartet ist, wird es verdammt schwer für die Vereinsführung, ein weiteres Festhalten an Luhukay zu begründen.

Emotional? Gar von Wehmut geprägt? Vor seiner Rückkehr ans Millerntor gibt sich Markus Kauczinski, seit Dezember Trainer des Tabellenletzten aus Sachsen, betont gelassen: „Ich hatte in Hamburg eine schöne und erfolgreiche Zeit“, erklärte er bei der Pressekonferenz seines neuen Vereins. „Doch jede Zeit hat ihr Ende, ich habe meinen Frieden damit gemacht.“

St. Paulis Fans in Abstiegsangst

Frieden. Den hätten sie nur allzu gerne beim FC St. Pauli. Nach dem 1:2 bei Holstein Kiel, dem dritten Spiel in Serie ohne Sieg bei nur einem Remis und dem Absturz auf Tabellenplatz 15, herrscht beim Kiezklub Krisenstimmung und bei vielen Fans Abstiegsangst.

1:2 bei Holstein Kiel als Ende bei St. Pauli

Eine Rückblende lohnt sich. Am 10. April war Kauczinski zusammen mit Sportchef Uwe Stöver beim Kiezklub gefeuert worden. Nach dem vierten sieglosen Spiel in Serie bei nur einem Remis, einem 1:2 bei Holstein Kiel.

St. Pauli warf Kauczinski Ambitionslosigkeit vor

Ambitionslosigkeit war Kauczinski nach dessen Beurlaubung von Präsident Oke Göttlich vorgeworfen worden. „Es herrscht eine lethargische Stimmung in und um den Verein, als ob wir auf einem Abstiegsplatz stünden“, hatte Göttlich damals kritisiert. Tatsächlich stand St. Pauli zum damaligen Zeitpunkt auf Rang sechs, vier Punkte hinter mit dem Dritten.

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Und heute, zehn Monate später? Es herrscht eine aufgewühlte Stimmung und St. Pauli steht tatsächlich beinahe auf einem Abstiegsplatz, hat nur einen Punkt Vorsprung auf Relegationsplatz 16 und zwei auf Rang 17.

Kauczinski lieferte bei St. Pauli immerhin Ergebnisse

Kauczinski mögen die großen Ambitionen und Spiel-Entwürfe gefehlt haben, er hat jedoch Ergebnisse geliefert. Luhukay hat Ambitionen, Emotionen und Ideen im Übermaß, er kann jedoch bislang eindeutig zu wenige Resultate vorweisen im „Ergebnissport“ Fußball, wie er selbst schon oft anmerkte.

Der Vergleich der Bilanz beider Trainer bei St. Pauli macht Kauczinski zu einem Gewinner und vielleicht ist der 49-Jährige auch deshalb so gelassen und kehrt möglicherweise gar mit einem Gefühl von heimlicher Genugtuung zurück ans Millerntor.

Kauczinskis Bilanz weit besser als die von Luhukay

In 46 Zweitligaspielen hat die Mannschaft unter Kauczinski 67 Punkte gesammelt (19 Siege/ 10 Remis/ 17 Niederlagen). Punkteschnitt: 1,46. In den 27 Spielen unter Luhukays Regie holten die Braun-Weißen 27 Punkte (6/9/12), genau einen Zähler pro Partie. Mit vier Punkten aus drei Spielen ist Kauczinski zudem besser ins neue Jahr gestartet.

Kauczinski musste gehen, weil die Bosse fürchteten, dass die Mannschaft die gute Position im Aufstiegskampf verspielt. Luhukay, der verpflichtet worden war, damit die Kiezkicker zu einem Spitzenteam geformt werden und aufsteigen, sagte nach dem Spiel in Kiel: „Wir müssen zusehen, dass St. Pauli in der 2. Liga bleibt“.

Keine Trainer-Debatte bei St. Pauli

Eine Trainerdiskussion gibt es bei St. Pauli nicht, noch nicht jedenfalls. Sportchef Andreas Bornemann erklärt: „Ich bin mir sicher: Wenn wir in dieser Konstellation Trainer, Trainerteam, Mannschaft in vernünftiger Art und Weise weiterarbeiten, werden wir die fünf Prozent, die uns oft gefehlt haben, in die richtige Richtung gedreht bekommen – mehr, als wenn wir wilde Werke veranstalten.“

Wann greifen die Maßnahmen bei St. Pauli?

Luhukay hat bei St. Paulis Bossen deutlich mehr Kredit in der Krise als Kauczinski. Göttlich betont immer wieder den richtigen Weg, der eingeschlagen worden sei, den langfristigen Strategiewechsel und die wichtige Weichenstellungen, die Luhukay und Bornemann vorgenommen haben und die erst noch greifen müssten.

Es wird langsam Zeit dafür. Höchste Zeit. Sonst könnte ausgerechnet sein Vorgänger dafür Sorgen, dass Luhukay selbst ein Vorgänger wird.

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