x
x
x
  • Was für ein Hingucker! Das Millerntor gleich doppelt .
  • Foto: WITTERS

Keine Spiele wegen Corona: Wie der FC St. Pauli das Millerntor am Leben hält

34 Tage sind seit dem letzten Heimspiel des FC St. Pauli vergangen und noch steht in den Sternen, wie viele Tage mehr vergehen werden, bis wieder um Punkte gespielt wird. Das Millerntor, das an Spieltagen aus allen Nähten platzt und voller Emotionen ist, gleicht einem Geisterstadion. Verlassen. Ausgestorben. Aber es gibt noch Leben. Der Fußballtempel ist in einen speziellen Krisen-Modus versetzt worden.

Die Stille ist fast schon unheimlich. Nichts bewegt sich, nichts passiert. Keine Geräusche dringen aus dem Inneren des Giganten aus Backstein, Beton, Stahl und Glas, der am Rande des öden Heiligengeistfeldes dieser Tage stoisch dem launenhaften Aprilwetter trotzt.

„Das Millerntor schläft nur“, sagt Martin Urban. Er ist dafür verantwortlich, dass das Stadion nach dem abgesagten Heimspiel gegen Nürnberg und der Spiel-Pause in den Schlaf versetzt worden ist. „Eine Spezial-Immobilie wie ein Fußballstadion muss natürlich am Leben gehalten werden.“

Martin Urban vom FC St. Pauli: „Das Millerntor schläft nur“

Martin Urban leitet beim FC St. Pauli den Bereich „Operations“.

Martin Urban leitet beim FC St. Pauli den Bereich „Operations“.

Foto:

FC St. Pauli

Urban ist Leiter des Bereiches „Operations“ beim FC St. Pauli, zu dem auch der Betrieb des Stadions gehört. Diesen kann man derzeit als lebenserhaltende Maßnahmen bezeichnen. „Alle Aggregate sind ausgeschaltet oder laufen im unteren Bereich“, erklärt Urban im Gespräch mit der MOPO. „Wir haben den Betrieb des Stadions komplett heruntergefahren und auf das Nötigste beschränkt.“

Das könnte Sie auch interessieren: So trainiert St. Pauli nach dem Behörden-Verbot

Die Rasenheizung ist abgestellt, die Heizung ebenfalls, die Kühlschränke in den Logen sind ausgeschaltet, die Belüftung läuft im Minimal-Betrieb.

Spar-Flamme. Im wahrsten Wortsinn. „Wir versuchen natürlich, die Kosten so gering wie möglich zu halten“, so Urban. Aktuell bewegen sie sich im sehr niedrigen vierstelligen Bereich. Platzwart Shane Wiese ist einer der wenigen Menschen, die regelmäßig am Millerntor sind. Der Rasenplatz im Stadion wird zweimal die Woche gemäht und gepflegt. Ein bis zwei Techniker sind jeden Tag vor Ort. Dazu der Sicherheitsdienst, der das Stadion rund um die Uhr bewacht.

Millerntor: Kosten so gering wie möglich halten

„Wir versuchen, die Zeit möglichst sinnvoll zu nutzen und führen jetzt kleinere Arbeiten durch, die im Vollbetrieb nicht möglich wären“, berichtet Urban. Reparaturen, kleinere Malerarbeiten, der Austausch von leicht defekten Sitzschalen.

Einmal die Woche wird ein sogenannter Funktionstest im Stadion durchgeführt, bei dem das Notstrom-Aggregat, die Sprinkleranlage, die Brandmelder und die automatischen Lautsprecher-Durchsagen im Falle eines Feueralarms geprüft werden.

Wo sonst rund 80 Personen an jedem Wochentag auf der Geschäftsstelle, im Kartencenter, Fanshop oder Museum arbeiten, herrscht gähnende Leere. Führungskräfte und Mitarbeiter sind seit rund zwei Wochen im Homeoffice.

Millerntor: Vorbereitung auf den Tag X

Gespenstisch. „Die totale Stille, wo sonst das Leben tobt, insbesondere an Spieltagen, ist schon auch bizarr“, findet Urban. Der große Spagat besteht darin, das Millerntor in einem Modus zu halten, in dem es so wenig Kosten wie möglich verursacht und zugleich so schnell wie möglich wieder in den Vollbetrieb versetzt werden kann.

„Wir müssen das Stadion so betreiben, als wenn am Wochenende ein Heimspiel wäre“, erklärt Urban. „Wir sind auf den Tag X vorbereitet und könnten den Spieltagsbetrieb innerhalb von wenigen Tagen wieder hochfahren.“ Es gelte, in einem Modus zu sein, in dem man „schnell reagieren, aber auch länger warten kann“. Nach wie vor ist unklar, wann der Spielbetrieb in der Liga wieder aufgenommen werden kann. Frühestens aber Mitte Mai.

Ab Montag kommt voraussichtlich dauerhaft etwas mehr Leben ins Millerntor. Dank der Ausnahmegenehmigung der Stadt darf St. Pauli jetzt regelmäßig sein Kleingruppen-Training an der Kollaustraße und im Stadion durchführen. Dann werden auch die Einstellungen der Aggregate den Anforderungen angepasst.

„Im Moment“, sagt Urban mit einem Lachen, „ist das Millerntor ein leerstehendes Büro mit sehr gepflegter Grünanlage.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp