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  • Vor einer Woche hatte André Trulsen einen Anruf vom neuen St. Pauli-Coach Timo Schultz erhalten. Der teilte ihm schweren Herzens, aber ehrlich mit, dass sein Vertrag als Co-Trainer nicht verlängert wird, er sich für eine andere Lösung entschieden hat. Gestern Nachmittag kehrte „Truller“ aus dem Urlaub mit Ehefrau Kerstin in Österreich mit Zwischenstopp in Stuttgart wieder zurück – und hatte ein flaues Gefühl im ...

Keine Abschiedsworte: So leidet Trulsen nach der Trennung

Vor einer Woche hatte André Trulsen einen Anruf vom neuen St. Pauli-Coach Timo Schultz erhalten. Der teilte ihm schweren Herzens, aber ehrlich mit, dass sein Vertrag als Co-Trainer nicht verlängert wird, er sich für eine andere Lösung entschieden hat. Gestern Nachmittag kehrte „Truller“ aus dem Urlaub mit Ehefrau Kerstin in Österreich mit Zwischenstopp in Stuttgart wieder zurück – und hatte ein flaues Gefühl im Magen.

Die MOPO erwischte ihn rund 500 Autobahnkilometer vor Hamburg. „Ich konnte in meinen Ferien immerhin zwischendurch mal ein bisschen abschalten“, erzählt der 55-Jährige, der mit seiner Liebsten einige Bergtouren unternahm, „aber natürlich geht es einem nicht aus dem Kopf, was passiert ist. Je näher ich Hamburg komme, desto bewusster wird es mir, dass es immer noch sehr weh tut.“

Die Absage sei für ihn ein Stich ins Herz gewesen, sagte er unmittelbar nach der Hiobsbotschaft. Was ihn ebenso tief getroffen hat: Bis heute hat sich kein „Offizieller“ des Vereins bei ihm gemeldet, sich bei ihm bedankt oder alles Gute gewünscht. Kein Anruf, nicht mal eine WhatsApp von einem Mitglied des Präsidiums oder des Aufsichtsrats. Neben einer nüchternen Pressemitteilung wurde er nur noch im Twitterkanal verabschiedet. Trulsen gibt zu: „Das alles macht mich schon traurig.“

Verständlich. Denn er stand wie kaum ein anderer für den Kiezklub. Der Hamburger Jung stieg als Profi mit den Braun-Weißen dreimal in die Bundesliga auf (1988, 1995 und 2001), war wegen seiner bescheidenen und bodenständigen Art Sympathieträger. Als Co-Trainer von Andreas Bergmann spielte er eine nicht unwesentliche Rolle bei der legendären B-Serie im DFB-Pokal 2005/06. Als Assi von Holger Stanislawski stieg er 2007 in die 2. Liga, 2010 sogar in die Bundesliga auf. Als „Stani“ zwischendurch seine Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte, war Trulsen sogar neun Monate lang Chef der Profi-Truppe.

Uwe Stöver, Vorgänger vom jetzigen St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann, holte Trulsen 2018 zurück ans Millerntor, um den aktuellen Kiezkickern das St. Pauli-Gen einzupflanzen, um zu zeigen, dass sich Erfolg und Menschlichkeit nicht ausschließen.

Nach dem „anstrengenden Jahr“ unter Jos Luhukay, der ihn nie wirklich in seine Arbeit einband, wollte er mit frischer Energie in die neue Saison starten. Durch die späte Absage muss sich Trulsen fix neu aufstellen, seine Zukunft planen: „Eigentlich würde ich gern in diesem Job weitermachen, er bringt mir riesig Spaß. Aber natürlich muss ich mich auch nach Alternativen umsehen – vielleicht im Bereich Scouting, Beratung oder Nachwuchs.“

Seine Zuversicht hat trotz seines bitteren Endes beim FC St. Pauli nicht gelitten. Er glaubt, dass im Profi-Fußball weiterhin auch zuverlässige Zuarbeiter gefragt sind, die nicht unbedingt als Lautsprecher gelten: „Ich will mich nicht direkt mit Hansi Flick vergleichen. Aber der hat beim DFB unter Jogi Löw gezeigt, dass man auch durch die Arbeit im Hintergrund mithelfen kann, einen Spieler oder eine Mannschaft zu Höchstleistungen zu bringen.“

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