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Irres Millerntor-Comeback: Braunschweigs Not-Trainer war mal St. Paulis Psycho-Coach

Es ist die wohl verrückteste „Beförderung“ der Zweitligasaison. Am Montagabend wird Thomas Stickroth als Chefcoach von Eintracht Braunschweig an der Seitenlinie des Spielfeldes im Millerntorstadion stehen. Der Aufstieg ist aus der Not geboren und als einmalige Ausnahme gedacht. Corona macht es nötig. Weil Braunschweigs Chefcoach Daniel Meyer in häuslicher Quarantäne ist, wird sein Co-Trainer die Mannschaft im heutigen Montagsspiel beim FC St. Pauli betreuen. Stickroth und der Kiezklub – da war doch was? Ein ziemlich großes Missverständnis.

Es ist die nächste Episode in einer ungewöhnlichen Karriere, die in den letzten Jahren alles andere als in geraden Bahnen verlaufen ist und Stickroth nun in einer noch vor einer Woche völlig undenkbaren Rolle an seine frühere Wirkungsstätte führt.

Als Krankheits-Vertretung von Meyer, der positiv auf das Corona-Virus getestet worden war, wird Stickroth die Mannschaft im heutigen Spiel federführend betreuen, oder wie Meyer es formuliert „in die erste Reihe rutschen und vor Ort die Verantwortung tragen“. Unterstützt wird der 55-Jährige dabei von den Assistenztrainern Marcel Goslar und Ronny Teuber.

St. Pauli: Braunschweigs Not-Trainer Stickroth ein alter Bekannter

Stickroth hat seit Donnerstag das Training der Braunschweiger geleitet – in enger Abstimmung mit Meyer, mit dem er auch Aufstellung, Taktik und Marschroute im Gastspiel bei St. Pauli bespricht. Besser gesagt: Meyer gibt es vor, Stickroth führt aus.

Ob Stickroths Chef-Episode am Millerntor erfolgreicher ist als seine damalige Tätigkeit beim Kiezklub? 

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Thomas Stickroth (r.) während seiner Zeit bei St. Pauli mit Sören Gonther

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WITTERS

Im Sommer 2014 war der Ex-Profi (169 Erst- und 222 Zweitligaspiele u.a. für den VfL Bochum) vom FC St. Pauli angeheuert worden – als Mentaltrainer. Der erste beim Kiezklub überhaupt. Stickroth, den der frühere Sportchef Rachid Azzouzi zunächst für ein Jahr verpflichtet hatte, sollte den damaligen Chefcoach Roland Vrabec unterstützen, der Schwierigkeiten im Umgang mit der Mannschaft hatte.

Ewald Lienen sortierte Thomas Stickroth bei St. Pauli aus

Schon nach wenigen Monaten wurde Stickroth quasi kaltgestellt. Vrabec war bereits im September 2014 gefeuert worden. Als dann im Dezember Ewald Lienen den Trainer-Job vom glücklosen Vrabec-Nachfolger Thomas Meggle übernahm und auch Azzouzi gehen musste, war für Stickroth keine Verwendung mehr.

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Lienen konnte mit dem Mentalcoach nichts anfangen, nahm ihn weder mit ins Wintertrainingslager noch wollte er Stickroth bei den Trainingseinheiten an der Kollaustraße dabeihaben. Ein bitteres und schmerzhaftes Ende, über das Stickroth nicht mehr sprechen will.

Thomas Stickroth: Vrabec, Keller und jetzt Daniel Meyer

Vom Kiezklub ging es für „Stickes“ zu Fünftligist Westfalia Herne, wo er als Co-Trainer fungierte, bevor er 2016 in gleicher Funktion zum Drittligisten FSV Frankfurt wechselte – zu seinem früheren Chef Vrabec, mit dem er ein Jahr später zum FC Vaduz wechselte. Es folgten zwei kürzere Engagements in Ingolstadt und Nürnberg, wo Stickroth jeweils als Assistent von Trainer Jens Keller tätig war und im Zuge von dessen Freistellungen ebenfalls gehen musste.

Seit dieser Saison ist Thomas Stickroth Co-Trainer von Meyer in Braunschweig – und heute: Chef.

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