Louis Oppie gegen Hoffenheim

Schwer enttäuscht: Louis Oppie nach dem 0:3 gegen Hoffenheim Foto: IMAGO/KBS-Picture

„In der Birne nicht gefestigt genug“: St. Pauli nach vierter Pleite vor Charaktertest

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Die Kurve geht nach unten, und das seit dem späten Sonntagnachmittag gefühlt relativ steil. Der FC St. Pauli kassierte beim 0:3 (0:0) gegen Hoffenheim am mit 29.248 Fans nicht ganz ausverkauften Millerntor die vierte Niederlage in Folge und offenbarte dabei vor allem nach der Pause eklatante Mängel. „Das fühlt sich einfach scheiße an“, brachte es Louis Oppie stellvertretend für alle auf den Punkt.

Einfache Gegentreffer zu verhindern war eines der Hauptziele nach den unnötigen Pleiten zuletzt gegen Leverkusen (1:2) und in Bremen. Das ging in Halbzeit eins noch gut, weil Fisnik Asllani bei seinem Treffer im Abseits stand (8.) und Tim Lemperles Direktabnahme an den Pfosten klatschte. Offensiv war St. Pauli lange kaum existent, unglaublich 0,17 xGoals standen nach 40 Minuten zu Buche. „Aus meiner Sicht haben wir offensiv, also im Ballbesitz, viel zu hektisch gespielt, viele Ballverluste gehabt“, urteilte Oppie. „Vor allem im Übergangsspiel ins letzte Drittel waren die Bälle unsauber gespielt und schnell weg.“ 

Martijn Kaars vergibt St. Pauli-Großchance

Dass es auch anders geht, zeigte sich in den wenigen Minuten vor der Pause. Da hatte der sehr agile Martijn Kaars die dicke Chance zur Führung (41.), scheitere aber an Nationalkeeper Oliver Baumann. „Das ist natürlich ärgerlich“, räumte der Niederländer ein. „Tore entscheiden Spiele, und wenn wir das 1:0 machen, glaube ich, dass wir ein anderes Spiel haben.“ Ganz sicher wäre ein Treffer sehr hilfreich gewesen und hätte das, was sich nach dem Wechsel zutrug, wohl vermieden.

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„Wir müssen kompakter stehen in der Defensive und die Chancen oder die Lücken im Rücken des Gegners einfach mehr nutzen“, verriet Co-Trainer Peter Nemeth zur Pause das Rezept für den zweiten Durchgang. Nichts davon klappte, weil ein altbekanntes Problem für den Rückstand sorgte. „Das Tor killt uns“, meinte Coach Alex Blessin zum 0:1 durch Bazoumana Touré auf Pass von Andrej Kramaric. „Das sind wieder einfache individuelle Geschichten, die wir schonmal besprochen haben. Wieder wurde die innere Linie nicht geschlossen, wieder haben wir keinen Druck auf den Ball gehabt in dem Moment. Das ist sehr, sehr ärgerlich und enttäuschend.“

Hoffenheimer Doppelschlag killt St. Pauli

Nur fünf Minuten später konnten die Gäste nachlegen, und wieder ging es zu billig. Hatte vorm ersten Gegentor Arkadiusz Pyrka schlecht ausgesehen, war es diesmal Oppie, der Vladimir Coufal enteilen ließ. Dessen Querpass musste Kramaric nur noch einschieben, und damit war der Drops dann auch schon gelutscht. Auch weil die Stimmung im Stadion diesmal genauso viel zu wünschen übrig ließ wie die Leistung der Profis. Die Atmosphäre bot im Gegensatz zu sonst keinen Schub für die nach dem Doppelschlag merklich angeknockte Mannschaft. „Wir sind momentan nicht gefestigt genug in der Birne, um nochmal zurückzukommen“, räumte Blessin ein.

Kiezkicker derzeit mental angeschlagen

Das bestätigte Danel Sinani. „Ich denke schon, dass es gerade sehr schwer für uns ist, einen Rückstand aufzuholen.“ Man habe gesehen, „dass die Köpfe ein bisschen runtergegangen sind und wir unser Spiel nicht mehr gemacht haben. Wir haben uns sozusagen auch ein bisschen versteckt“. Was die Gäste noch zum dritten Treffer durch Grischa Prömel nutzten (79.).

Und jetzt? „Die Reise ist noch lang“, sagte Sinani. „Wir müssen wieder Mentalität zeigen und unser Spiel wieder finden. Ich zweifele nicht an unserer Qualität.“ Und auch Louis Oppie will „die mentale Verfassung nicht infrage stellen, so wie ich die Mannschaft kenne“. Aber von alleine wird die Wende zum Guten natürlich nicht gelingen, das wusste auch Eric Smith. „Es sind Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen im Fußball. Aber wenn die Kleinigkeiten gegen uns sprechen, dann müssen wir in den Spiegel schauen und sagen, dass wir vielleicht etwas nicht gut genug machen“, befand der Schwede. „Wir müssen unsere Finger in die Wunde legen und daraus lernen.“

Eric Smith: „Wir müssen lernen, und zwar schnell“

Auch wenn das viel Arbeit bedeute. „Wir haben viele neue Spieler und viele junge Spieler, natürlich ist es schwer“, räumte er ein. „Am Anfang der Saison gewinnen wir, alles läuft wie von alleine. Jetzt haben wir aber einige harte Ergebnisse und der Charakter von uns allen wird getestet.“ Aus der Verantwortung nehmen will er sich nicht. „Es startet natürlich mit uns als Führungsspielern, wir müssen das ganze Team pushen. Wir müssen lernen, und zwar schnell. In dieser Liga kriegst du keine Geschenke.“

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