Andréas Hountondji jubelt mit Danel Sinani

Freude pur: Andréas Hontondji nach seinem Treffer mit Danel Sinani Foto: IMAGO/Torsten Helmke

Hountondji schreibt St. Pauli-Geschichte – erntet aber auch Kritik

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Er hatte Geschichte geschrieben, vermutlich, ohne es zu wissen. Überhaupt war Andréas Hountondji eine ausgesprochen auffällige Figur beim spektakulären 3:3 des FC St. Pauli zum Bundesliga-Start gegen Borussia Dortmund, nicht nur wegen seines Tores. Klar, dass sich sein Trainer mit ihm freute – um aber gleich anzuschließen, dass er noch mehr von seinem Stürmer erwartet.

Man muss lange, sehr lange zurückdenken. Am 12. August 1995 gewann der FC St. Pauli zum Erstliga-Start am Millerntor mit 4:2 gegen 1860 München, den vierten Treffer hatte Juri Savitchev beigesteuert. Es war das bisher letzte Tor an einem Erstliga-Auftakt, das es im eigenen Wohnzimmer gegeben hatte.

Zwar netzte Martin Driller ein Jahr später beim 1:2 gegen den FC Bayern, aber die Partie war im Volkspark ausgetragen worden. Und danach gab es ein 0:0 gegen Hertha BSC anno 2001, ein 0:1 gegen Hoffenheim im Jahr 2010 und vor Jahresfrist ein 0:2 gegen den 1. FC Heidenheim.

Andréas Hountondji mit Debüt-Tor für St. Pauli

„Eigentlich ist das ein typischer Guirassy-Ball“, beschrieb Alexander Blessin Hountondjis Kopfballtreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 am Samstagabend. „Er kommt fast aus dem Stand, schraubt sich hoch, hat eine super Körperspannung und trifft den optimal. Das ist toll, wenn man das Gefühl hat, wir bringen die Flanken rein und da steht einer, der sich im Eins-gegen-eins durchsetzt. Es freut mich für ihn, dass er so eine Chance so verwertet.“

Andréas Hountondji erzielt den zwischenzeitlichen Ausgleich für St. Pauli. WITTERS
Andréas Hountondj (l.) bejubelt sein Tor
Andréas Hountondji erzielt den zwischenzeitlichen Ausgleich für St. Pauli.

Es war nicht die einzige, die der 23-Jährige gegen den BVB hatte. Nach 18 Minuten war er, bedrängt von Ramy Bensebaini, auf Keeper Gregor Kobel zugestürmt und mit seinem Abschluss an einer glänzenden Reaktion des Schweizers gescheitert. Und dann war da noch eine Aktion kurz vor der Pause, die sein Coach nicht nachvollziehen konnte. Wieder war die Burnley-Leihgabe durchgebrochen, verfolgt von Daniel Svensson, um nach leichtem Kontakt mit dem Gegner kurz vorm Strafraum zu Boden zu gehen. Foul? Freistoß? Rot wegen Notbremse? Schiri Dr. Matthias Jöllenbeck pfiff nicht. Und das konnte Blessin absolut nachvollziehen.

Alexander Blessin mit Kritik an Andréas Hountondji

„Da muss er durchziehen“, kritisierte er Hountondji. „Er bringt seinen Körper vor Svensson und fällt dann in ihn rein. Absolut kein Foul.“ Da habe er sich aufgeregt als Ex-Stürmer. „Er muss auf den Beinen bleiben. Wenn dann ein Kontakt kommt, kann ich mich hinfallen lassen, aber nicht davor. Das mag ich einfach nicht. Und es wäre eine richtig gute Chance gewesen für ihn, einen Torabschluss oder einen Elfmeter zu bekommen.“ Zudem habe der Nationalspieler des Benin am Anfang der Partie Probleme gehabt mit dem Stellungsspiel, sei teilweise zu forsch rausgegangen in den ersten fünf, sechs Minuten. „Das hatten wir so gar nicht besprochen. Aber danach hat er es von der Positionierung her viel, viel besser gemacht.“

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Der Protagonist selber war natürlich geflasht von der Atmosphäre, seinem Treffer, der ganzen Dramatik mit dem späten Ausgleich. „Es ist unglaubliches Gefühl. Ein toller Weg, in die Saison zu starten“, freute er sich. „Wir haben über die volle Distanz ein gutes Spiel abgeliefert. Letzte Woche haben wir ein Pokalspiel gehabt und es war okay, aber das jetzt war auf einem anderes Level.“ Gutes Stichwort. Denn auf ein anderes Level will Blessin seinen Schützling auch noch bringen. „Die Entwicklung geht nach oben“, befand der 52-Jährige. „Aber er hat schon Baustellen, wo man ihm Zeit geben muss. Er gibt Gas, er will, ist sehr lernwillig, aber da müssen wir weiterhin dran arbeiten.“

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