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Lang, lang ist's her: St. Paulis Spieler laufen im Dezember 2018 gegen Magdeburg vor einer vollen Südtribüne ein.
  • Lang, lang ist's her: St. Paulis Spieler laufen im Dezember 2018 gegen Magdeburg vor einer vollen Südtribüne ein.
  • Foto: WITTERS

Göttlich über 2G-Lösung: „Wir bringen die St. Pauli-Kultur zurück“

Der FC St. Pauli macht einen großen Schritt auf dem langen Weg in Richtung Normalität am Millerntor. Der Kiezklub führt zum Heimspiel gegen Ingolstadt am Sonntag nicht nur die 2G-Regelung ein und wird 14.773 Fans am Millerntor zulassen können, fast 5000 mehr als zuletzt. Das war erwartet worden. Bahnbrechend ist vielmehr, dass der Verein die Südtribüne des Stadions sehr stark auslasten darf. Damit wurde das Tor für die Rückkehr der organisierten Fanszene aufgemacht. Die Ultras kehren zurück.

St. Pauli kann das Millerntor ab sofort zu 50 Prozent auslasten. Am Montagnachmittag gab die Stadt grünes Licht. Voraussetzung: Nur Geimpfte und Genesene (2G) dürfen auf die Tribünen. Aus Sicht des Vereins ist es der Schlüssel und unter den Gegebenheiten die einzige Möglichkeit, das Stadion schrittweise wieder vollmachen zu können.

„Es ist ein Türöffner, eine Brücke“, betont Präsident Oke Göttlich im Gespräch mit der MOPO. „Sie ist unverzichtbar auf dem Weg zurück in eine Normalität. Wir wollen die St. Paulianische Fußballkultur zurückbringen.“ Davon sollen auch die Kicker profitieren. „Wir wollen unserer Mannschaft mit noch mehr Unterstützung diese zwei, drei Prozent Extra-Boost geben können.“  

Durch 2G-Modell: Stadt lässt fast 15.000 Fans am Millerntor zu

Ab sofort gilt am Millerntor: kein Abstandsgebot und keine Maskenpflicht mehr am Platz, sondern nur noch bei Bewegung im Umlauf und in den sanitären Anlagen. 2G macht es möglich. 

Eine Ausnahme-Regelung für diejenigen Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, wurde im ersten Schritt noch nicht genehmigt. Nach MOPO-Informationen hatte sich der Verein sehr darum bemüht, eine Sonderzone für eine 3G-Regelung (geimpft, genesen, getestet) einzurichten. „Wir werden uns um jene, die sich nicht impfen lassen können, weiter intensiv bemühen. Das werden wir in den Gesprächen mit den Behörden deutlich machen“, versichert Göttlich.

Fast volle Südtribüne: Singen und Hüpfen ist am Millerntor wieder erlaubt

Spektakulär ist das „Comeback“ der Südtribüne, die im oberen Bereich mit den Sitzplätzen und im unteren mit den Stehplätzen, wo üblicherweise die Ultras stehen, weitgehend gefüllt sein darf. Singen und Hüpfen ist auch wieder erlaubt, der gewohnte Support möglich.

„Wir werden die Südtribüne stark auslasten können“, bestätigt Göttlich. „Es ist ein wichtiger Test mit mehr körperlicher Nähe.“ Er soll einen allgemeinen Erkenntnisgewinn in der Pandemie bringen. Doch das ist nicht der Grund für die Maßnahme, wohl aber ein Argument für die Genehmigung.

St. Pauli holt mit der erlaubten Fast-Vollauslastung der Südtribüne die organisierten Fans zurück ins Stadion. Bislang galt – und das bei vielen Fanszenen – die Devise: alle oder keiner. Jetzt können wieder alle in die Kurve, sofern sie geimpft oder genesen sind.

Zum Ingolstadt-Spiel: St. Pauli-Ultras kündigen Rückkehr ans Millerntor an

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. In einer offiziellen Stellungnahme kündigte Ultrà Sankt Pauli (USP) die Rückkehr ins Stadion am Sonntag an. Die Rahmenbedingungen hätten sich jetzt „maßgeblich verändert“. Dies biete „die Möglichkeit, in unsere Kurve und unser Stadion zurückzukehren“.

Schon zuvor hatte sich Göttlich gegenüber der MOPO optimistisch gezeigt: „Ich bin voller Hoffnung, dass viele kommen werden, erwarte aber nicht, dass gleich alles voll ist.“ Die Ankündigung von USP dürfte ihn nicht überrascht haben. Man sei immer im engen Austausch mit der Fanszene und dem Fanladen gewesen und „mit guten Hinweisen und Infos für die Gespräche mit den Behörden bestückt“ worden.

Millerntor gegen Ingolstadt halb voll – aber weiter kein Alkohol beim FC St. Pauli

Die neue 50-Prozent-Auslastung des Millerntors bringt dem Verein auch eine finanzielle Entlastung. „Das ist nicht sofort ein wirtschaftlicher Heilsbringer“, betont Göttlich, „aber wir zahlen jetzt nicht mehr netto drauf.“ Entscheidend ist, dass mit dem Angebot auch die Nachfrage steigt. „Es hilft nichts, 2G zu machen, und dann kommt keiner.“

Der Ticketverkauf für das Ingolstadt-Spiel hat schon begonnen. Zehn Prozent der 14.773 Karten stehen den Gästefans zu. Der Heim-Bereich der Nordtribüne wird am Sonntag aus organisatorischen Gründen nicht geöffnet sein, teilte der Verein mit. Der Alkoholausschank ist von behördlicher Seite weiterhin nicht erlaubt.

St. Pauli sieht das 2G-Modell als Schritt auf dem Weg zu einem gefüllten Millerntor

Die Einführung des 2G-Modells und die Zulassung von 14.773 Fans soll nur der erste Schritt auf dem sukzessiven Weg zur ganz klar angestrebten Vollauslastung sein. „Von jetzt auf gleich wäre das organisatorisch auch gar nicht machbar“, so Göttlich. 

„Drei klar definierte Ziele“ des Vereins formuliert der Präsident für die kommenden Wochen und Monate: „Wir wollen im Stadion auch Menschen einen Platz bieten können, die nicht geimpft werden können. Zweitens halten wir es für wichtig, unser Modell als Test für künftige andere Veranstaltungen in Hamburg, auch Indoor, zu nutzen, um Öffnungen möglich zu machen. Drittens sollen es am Millerntor bis Jahresende deutlich über 50 Prozent Auslastung werden.“

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Für die künftige Aufstockung der Zuschauerzahl gibt es einen Stufenplan, der laut Göttlich davon abhängt, „wie die weiteren Schritte verlaufen und was die pandemische Lage hergibt.“ Er ist zuversichtlich. „Eine Erhöhung zu Beginn des neuen Jahres auf bis zu 75 Prozent halte ich für realistisch.“ Göttlich geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich habe die Hoffnung, dass noch in dieser Saison das Millerntor wieder annähernd voll sein kann – da­ran glaube ich.“

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