Göttlich im Kreuzfeuer: Droht bei St. Pauli der große Knall?
Alles kann passieren. Nichts ist sicher. Mit diesen zwei simplen Sätzen lässt sich ziemlich treffend die gefährliche Gemengelage im und um den FC St. Pauli vor der Mitgliederversammlung am Samstag zusammenfassen. Viele offene Fragen und jede Menge Zündstoff, der zu einem Brand, gar einer Explosion führen könnte.
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Alles kann passieren. Nichts ist sicher. Mit diesen zwei simplen Sätzen lässt sich ziemlich treffend die gefährliche Gemengelage im und um den FC St. Pauli vor der Mitgliederversammlung am Samstag zusammenfassen. Viele offene Fragen und jede Menge Zündstoff, der zu einem Brand, gar einer Explosion führen könnte.
Vorbereitung ist alles. Das gilt für Fußballspiele wie für turnusmäßige Treffen von mitgliedergeführten Vereinen, insbesondere dann, wenn Mannschaft und Stimmung gleichermaßen im Keller sind. Die Vereinsführung des Kiezklubs macht sich folglich auf einiges gefasst, wenn am Samstag um 11 Uhr die mehrstündige MV im Saal 3 des CCH beginnt. Die Bandbreite dessen, was passieren kann, ist groß.
Kaum eine Person, die im Thema oder sogar involviert ist und mit der die MOPO in den vergangenen Tagen gesprochen hat, möchte sich auf Szenarien festlegen oder irgendetwas ausschließen. Zu ungewiss ist, ob sich der Shitstorm in den sozialen Netzwerken nach dem Rauswurf von Trainer Timo Schultz auch auf der Mitgliederversammlung in hohem Maße entlädt, ob die Prozentzahl der Kritiker im Netz auch annähernd mit jener der Mitglieder übereinstimmt, die sich bei der MV direkt engagieren. Anders gesagt: Ob der Gegenwind oder gar Sturm von innen so stark ist wie der von außen.
St. Pauli-Präsident Göttlich vor Mitgliederversammlung zuversichtlich
Präsident Oke Göttlich, nach der Schultz-Entscheidung zusammen mit Sportchef Andreas Bornemann im Fokus der Kritik, gibt sich kurz vor der Versammlung gegenüber der MOPO zuversichtlich, wobei in seinen Worten auch Hoffnung mitschwingt.
„Ich gehe von einer Veranstaltung aus, die einem eingetragenen Verein einen fairen Austausch und Handlungsfähigkeit ermöglicht – im Interesse und zum Schutze unseres FC St. Pauli und seinen Mitarbeitenden“, sagt Göttlich und betont: „Es wäre nicht im Sinne des Vereins und der Idee von Partizipation, wenn wichtige Mitbestimmungsrechte des Gesamtvereins instrumentalisiert werden, um kurzfristig Denkzettel zu verteilen.“
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Wer Göttlich kennt, erwartet nicht, dass er bei seiner Rede, offiziell „Bericht des Präsidiums“, Kreide frisst oder gar auf offener Bühne zu Kreuze kriecht, sondern vielmehr vehement das eigene Vorgehen verteidigen wird. Spannend wird auch der Bericht des Aufsichtsrats, der die Schultz-Freistellung mitgetragen hatte. Die auf beide Berichte folgende Aussprache könnte es in sich haben.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Ultrà Sankt Pauli vor wenigen Tagen nicht nur zur regen Teilnahme an der MV aufgerufen hat, sondern auch zu einer zwar kritischen, aber fairen und sachlichen Debatte. Dringlichkeitsanträge sind wohl das Thema mit den dicksten Fragezeichen und auch dem größten Aufreger-Potenzial. Ihre Zulassung bedarf einer Zweidrittelmehrheit der Mitglieder. In der Sache ist dann laut Satzung eine einfache Mehrheit nötig.
St. Pauli-Wahl: 13 Personen bewerben sich um sieben Posten
Für Aufregung und Aktivitäten sorgen Informationen, nach denen heute ein Dringlichkeitsantrag zur Abstimmung gebracht werden soll, in dem die Vereinsführung aufgefordert wird, die Beurlaubung von Schultz rückgängig zu machen. Zudem soll es einen Dringlichkeitsantrag geben, Göttlich als Präsident abzuberufen.
Spannung verspricht auch die Wahl des Aufsichtsrates, die die MOPO bereits als „Richtungswahl“ für die künftigen (Macht-)Verhältnisse im Verein bezeichnet hat. 13 Personen bewerben sich um sieben Posten, wobei sich Gremiumschefin Sandra Schwedler, Dr. Philippe Niebuhr und Sönke Goldbeck zur Wiederwahl stellen.
Göttlich freut sich, dass sich „so viele Kandidat:innen zur Wahl stellen“ für das Ehrenamt. „Ich wünsche mir einen Aufsichtsrat, der mit bestehenden und neuen Personen für konstruktiven und frischen Input sorgt, der den Verein nach vorne bringt.“ Ob Kandidat:innen bei ihrer Vorstellung auf Konfrontationskurs zur aktuellen Vereinsführung oder bei einer Wahl, in offener oder stiller Opposition zu Göttlich stehen, wird sich zeigen. Was sicher ist: Diese MV wird lang und alles, nur nicht langweilig.