St. Pauli-Trainer Alexander Blessin

Applaus für sein Team: St. Pauli-Trainer Alexander Blessin Foto: WITTERS

„Geil“ und „nervig“: Blessins Camp-Bilanz und ein St. Pauli-Schwur ohne Trainer

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Zufriedenheit ist ein Wort, das Alexander Blessin nur sehr selten über die Lippen kommt, genau wie das Adjektiv „zufrieden“. Wenn er es dennoch mal beiläufig in den Mund nimmt, folgte in der Regel die Relativierung. Es gibt jedoch keine zwei Meinungen, dass der FC St. Pauli ein fruchtbares Trainingslager in Flachau hatte und die beiden Testspielsiege gegen den den deutschen Zweitligisten Karlsruher SC (6:1) und den französischen Topklub OGC Nizza (2:0) dies untermauern. Vor der Rückreise nach Hamburg am späten Sonntagnachmittag zieht der Coach Bilanz und spricht über die derzeit heißesten Personalien. Blessin über…

… die zehn Tage Trainingslager: „Die Bilanz ist positiv. Die Jungs haben super mitgezogen. Wir haben vieles an Themen bearbeitet, haben aber trotzdem noch ein bisschen zu tun. Wir sind auf einem guten Weg, aber da muss schon noch was kommen, gerade wenn es um den konditionellen Aspekt geht. Da müssen wir nochmal eine Schippe drauflegen. 90 Minuten sind dann nochmal was anderes als 45 Minuten, oder 60 und 75. Da müssen wir die nächsten zwei Wochen nochmal intensiv nutzen, damit Fitness draufkommt. Wir haben einen Peak gesetzt. Jetzt ist es wichtig, dass die Jungs runterkommen und wei Tage die Akkus aufladen und dann geht es in die letzte Phase. Wir müssen noch einiges verfestigen.“

Alexander Blessin über die beste Position für Eric Smith

… die zu drehenden Stellschrauben bis Saisonstart: „Wir haben jetzt viel am Spiel gegen den Ball gearbeitet. Jetzt geht es ums Umschaltspiel und das Spiel mit Ball im letzten Drittel in Verbindung mit Torabschlüssen. Das wird uns die ganze Zeit verfolgen.“

… die Position von Eric Smith in der Abwehrzentrale oder auf der Sechs: „Wir wollen Eric in einer Position haben, wo er der Mannschaft hilft – und das ist im Ballbesitz eine Positon höher. Das ist dann schwimmend, wie ich immer so schön sage. Wir haben noch zweieinhalb Wochen Zeit, über die Bücher zu gehen. Wir wollen ja unser stärkstes Team gegen Norderstedt (im DFB-Pokalspiel am 16. August, die Red.) auf dem Platz haben und da geht es darum, welche Sechser wir zu Verfügung haben, und wo es dann auch Sinn macht. Das müssen wir genau analysieren und schauen: was tut uns gut. Ich will es eigentlich nie so festmachen, aber momentan ist es klar, dass er beide Positionen bekleiden und in seiner Art und Weise auslegen kann. Wir wollen immer unberechenbar sein und auch bleiben.“

Joel Chima Fujita ließ schon in den Testspielen sein Potenzial aufblitzen. WITTERS
Joel Chima Fujita dribbelt mit Ball beim Test gegen den KSC.
Joel Chima Fujita ließ schon in den Testspielen sein Potenzial aufblitzen.

Fujita der bissige „Balldieb“ und die Lage bei Jackson Irvine

… Top-Neuzugang Joel Chima Fujita: „Wir wussten es ja vorher, dass er einer ist, der die Ruhe am Ball hat, der ihn sehr, sehr gut beschützt, Zweikämpfe gewinnt und ein Balldieb ist. Und der sehr schnell erkennt, wo gefährliche Brandherde sind, dann die wichtigen Zweikämpfe gewinnt und saubere Pässe spielt. Joel erkennt, ob er den Raum überbrückt oder gleich den Tempopass spielt – das zeichnet ihn aus. Er fordert überall den Ball, versteckt sich nicht und scheut keinen Zweikampf. Er ist ein Rundumpaket, das uns guttut.“

… den Status bei Jackson Irvine: „Bislang hat er nur auf dem Fahrrad oder Laufband was gemacht. Jetzt war er das erste Mal draußen auf dem Platz laufen und hat auch kontinuierlich das Tempo erhöht – ohne Schmerzen. Am Anfang hatte er noch eine Carbonschiene an, jetzt muss er wieder in die Bewegung kommen. Das sieht aber gar nicht so schlecht aus. Wenn ich ihn so sehe, habe ich nicht das Gefühl, dass er hinkt oder das Bein nachzieht. Das ganze wird schon noch dauern und die Zeit müssen wir ihm geben. Aber wir haben sehr großen Wert darauf gelegt, dass Jacko und auch Karol (Mets) mitkommen, um bei der Mannschaft zu sein, teilweise auf dem Trainingsplatz, aber auch abends.“

Nervige Situation bei Saliakas, wichtiger Teamabend

… die Schambein-Problematik bei Manolis Saliakas: „Er hätte schon gerne gegen Nizza gespielt und war ein bisschen sauer, aber mir war es wichtig, dass er diese vier Tage Ruhe bekommt. Er hat diese Woche leichte Probleme gehabt, die letzten zwei Tage aber keine mehr. Ich denke, dass er ab Mittwoch wieder ohne Probleme und Schmerzen komplett mittrainieren kann und dann wieder zur Verfügung steht. Es ist nervig für ihn, nervig für uns. Wir wollen uns ja auch irgendwann mal festlegen und da braucht er schon noch Trainingseinheiten, um fit zu werden – und auch Spiele. Deswegen wollen wir ihn schnellstmöglich fit haben, damit er seine Leistung zeigen kann. Dass er ein Mehrwert ist, ist ja klar.“

Fin Stevens (l.) und Scott Banks trafen für St. Pauli gegen Nizza. WITTERS
Fin Stevens und Scott Banks jubeln
Fin Stevens (l.) und Scott Banks trafen für St. Pauli gegen Nizza.

… über das Zusammenwachsen des Teams: „Wir hatten hier einen Spieleabend, aber die Jungs saßen auch sonst jeden Abend zusammen und haben irgendwas gezockt. Das fand ich richtig geil. Sie haben auch einen Mannschaftsabend gemacht, wo sie einfach über bestimmte Dinge geredet haben. Für die Neuen war es wichtig, dass wir ein gemeinsames Ziel haben und darauf wurde sich eingeschworen – da muss nicht unbedingt immer der Trainer dabei sein und seinen Senf dazugeben.“

Blessin will nach dem Trainingslager mal „runterkommen“

…über sein persönliches Erholungsprogramm nach dem Trainingslager: „Wir müssen noch die Spiele aufarbeiten, aber dann werde ich doch mal versuchen, eine Stunde zu relaxen (schmunzelt). Es war jetzt ein Termin nach dem anderen. Eine hohe Schlagzahl und natürlich Vollbelastung, wobei ich da gar nicht mosern will. Es ist der schönste Beruf, den man hat – auch wenn man das in dem Moment nicht merkt. Ich glaube aber, dass jetzt auch für mich der Moment gekommen ist, wo ich sage ‚Okay, mal einen Tag runterkommen‘, um dann die letzte Phase der Vorbereitung einzuläuten.“

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