St. Pauli-Stürmer Andréas Hountondji schießt gegen Leverkusen aufs Tor

St. Pauli-Stürmer Andréas Hountondji bei einer Großchance gegen Leverkusen Foto: WITTERS

Führungslos: Warum eine neue Stärke von St. Pauli zugleich ein Problem offenbart

kommentar icon
arrow down

Auch eine Niederlage kann ein Fortschritt sein. Das hat der FC St. Pauli beim jüngsten 1:2 gegen Vizemeister Bayer Leverkusen bewiesen. Die Leistung der Braun-Weißen über die gesamte Spielzeit hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt, aber mehr Aufmerksamkeit und auch Konsequenz in den entscheidenden Momenten erfordert. Wieder einmal gelang es den Kiezkickern nicht, sich in eine gute Ausgangsposition zu bringen. St. Pauli hat ein Führungsproblem.

Führungsspieler hat die Mannschaft genügend, sehr gute sogar, starke Charaktere, überzeugende Anführer. Um diese Art von Führung geht es auch gar nicht. Die Führung im Spiel ist das Problem. Präziser gesagt: Dass die „Boys in Brown“ zu selten führen.

FC St. Pauli: fünf Saisonspiele – aber nur einmal in Führung

Fünf Saisonspiele sind gespielt und nur in einem einzigen ist die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin in Führung gegangen: im Spiel der Spiele, dem Derby im Volkspark, das St. Pauli überlegen mit 2:0 gewonnen hat. Für die frühe Führung in der 19. Minute hatte Adam Dzwigala gesorgt.

In allen anderen Partien: Rückstand. Beim spektakulären 3:3 gegen Dortmund St. Pauli lag St. Pauli gleich zweimal hinten. Beim 2:1-Heimsieg gegen Augsburg war es der Mannschaft gelungen, die Partie nach dem frühen 0:1 (16.) zu drehen. Das Auswärtsspiel in Stuttgart ging mit 0:2 verloren und gegen Leverkusen hatten die Kiezkicker zwar die Gästeführung ausgleichen können, den zweiten Gegentreffer jedoch nicht.

Unterschied zur Vorsaison: St. Pauli kann Spiele drehen

Auf der einen Seite ist es eine neue Stärke der Mannschaft, nach Rückständen zurückzukommen, noch zu punkten oder gar gewinnen zu können. Zur Erinnerung: Genau das war in der vergangenen Saison, der ersten Spielzeit in der Bundesliga nach dem Aufstieg, ein enormes Problem und großes Hindernis gewesen, speziell in der ersten Saisonhälfte. Erst am 28. Spieltag war es den Hamburgern gelungen, gegen Mönchengladbach nach einem Rückstand immerhin noch einen Punkt zu erkämpfen (1:1), einen Spieltag später gab es dann beim 2:1 in Kiel den ersten Sieg nach Rückstand.

Faust hoch, Mundwinkel runter: Hauke Wahl hatte gegen Leverkusen zwar erstmals in der Bundesliga getroffen, freuen konnte er sich darüber nach dem Abpfiff aber nicht. WITTERS
Ein enttäuschter Hauke Wahl vor der St. Pauli-Südtribüne
Faust hoch, Mundwinkel runter: Hauke Wahl hatte gegen Leverkusen zwar erstmals in der Bundesliga getroffen, freuen konnte er sich darüber nach dem Abpfiff aber nicht.

Dass es in dieser Saison anders ist, liegt daran, dass St. Pauli gefestigter, erfahrener und vor allem offensiv weitaus gefährlicher ist, mehr Druck entwickelt, mehr Chancen hat, sie aber nach wie vor nicht gut genug nutzt – und nicht früh genug, um selbst in Führung zu gehen. Das ist (besser gesagt: wäre) vor allem deshalb so wichtig, weil das Spiel des Blessin-Teams auf der enorm starken Defensive basiert. Mit einer Führung im Rücken könnte sich die Mannschaft noch mehr auf ihre größte Stärke konzentrieren: das Verteidigen.

Die Chancen für ein 1:0 sind da – und werden nicht genutzt

Es gilt, die eigenen Chancen, gerade in der Anfangsphase, besser zu nutzen. In Stuttgart hatte St. Pauli beim Stand von 0:0 zwei gefährliche Szenen, die Angriffe aber nicht gut zu Ende gespielt. Auch gegen Leverkusen hatten die Gastgeber in den ersten 20 Minuten drei gute Chancen, um das 1:0 zu erzielen.


MOPO

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:

Fest der Liebe: Das teuerste Jawort der Stadt
Volksentscheid zum Klima: Die Nerven liegen blank
Traurige Bilanz: Zwei tote Radfahrer in nur sieben Tagen in Hamburg
Grippesaison: Darum sind schon so viele Hamburger krank
Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
20 Seiten Sport: St. Pauli dringt auf neues Millerntor & HSV-Kapitän Miro Muheim über seine Rolle und große Ziele
28 Seiten Plan7: Fatih Akins neuer Film, Musik-Legende Graham Nash übers Weltstar-Sein und die USA & Neustart im Thalia-Theater


„Im Großen und Ganzen haben wir eigentlich alles dafür getan, dass wir den Schritt machen und mit einer Führung ins Spiel gehen“, ärgerte sich Hauke Wahl nach der Partie über verpasste Gelegenheiten. Er selbst hatte eine der Großchancen gehabt, doch sein nicht gut genug platzierter Schuss aus kurzer Distanz war vor der Torlinie geblockt worden. Es wäre ihm lieber gewesen, den Führungstreffer zu erzielen als später den Ausgleichstreffer.

Hauke Wahl: Das eigene Tor „schärfer“ verteidigen

Zugleich müsse die Mannschaft auch „noch schärfer“ verteidigen, um nicht in Rückstand zu geraten, wie Wahl betonte. Vier der bislang acht Gegentore kassierte St. Pauli in der ersten Halbzeit, zwei innerhalb der ersten 25 Minuten des Spiels. Logisch: Ein früher Rückstand torpediert eine eigene 1:0-Führung.

Chancenverwertung bleibt ein Thema. Die muss besser werden, gleiches gilt für Präzision und Timing beim letzten und auch vorletzten Pass sowie bei den Flanken. „Da müssen wir nochmal den Finger drauflegen“, sagt Blessin auch im Hinblick auf die Vorbereitung auf das nächste Spiel bei Werder Bremen. „Wir müssen hungrig sein und weiter an diesen Themen arbeiten.“ Damit es endlich wieder mit einer Führung klappt, die die Chance auf Punkte deutlich erhöht.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test