„Fehlt noch was“: Woran St. Pauli vor dem Saisonstart jetzt noch feilen muss
Anschnallen nach dem Ausspannen: Die Kiezkicker starten die nächste Phase der Vorbereitung, die entscheidende. Den verdienten zwei freien Tagen nach dem zehntägigen Trainingslager in Österreich folgte der Re-Start im Hamburger Schietwetter, bevor der FC St. Pauli erneut den Abflug macht – zum vorerst letzten Testspiel im Mutterland des Fußballs. Die geplante Generalprobe vor dem Pflichtspielstart im DFB-Pokal gestaltet sich schwierig. Die favorisierte Variante ist geplatzt.
Das Trainingsgelände ist derzeit eine Baustelle. Einer von zwei Rasenplätzen an der Kollaustraße wird derzeit aufwändig zu einem Hybridrasenplatz umgerüstet. Derzeit präsentiert er sich als Sandwüste, auf der diverse Baufahrzeuge stehen. Ein ungewohnter Anblick für Spieler und Trainerteam nach der Rückkehr aus dem Trainingscamp in Flachau, aber eine Szenerie, an die sie sich gewöhnen werden, denn die Bauarbeiten nehmen noch mehrere Wochen in Anspruch.
St. Pauli nimmt wieder das Training in Hamburg auf
„Das Hamburger Wetter hat uns wieder…“, sagte Trainer Alexander Blessin mit einem Schmunzeln nach der Einheit am späten Mittwochabend, der ersten der Woche, nachdem die Mannschaft am Sonntag aus Österreich zurückgekehrt war. „Alle sind gut drauf und haben die zweieinhalb Tage genossen. Das war auch wichtig, weil es intensiv war. Jetzt hat jeder einen frischen Kopf.“
Seinen eigenen Kopf hat der Coach auf eine spezielle Art und Weise freigeräumt nach den intensiven Trainingslagertagen mit vielen Eindrücken und Überlegungen. „Ich habe Gartenarbeit gemacht“, erzählt Blessin, der die freien Tage in seiner schwäbischen Heimat nahe Stuttgart verbracht hat. „Da komme ich immer auf gute Gedanken. Das befreit, finde ich. Da ist nichts um mich herum, das Handy ist weg. Das mache ich dann gerne.“ Neben dem Wildwuchs hat er sich natürlich auch um den eigenen Nachwuchs gekümmert und „mit der Familie Gesellschaftsspiele gemacht“, die Zeit mit Ehefrau Charlotte und den Töchtern genossen, „und dann waren auf einmal die zweieinhalb Tage auch schnell herum.“ Kein Problem, denn zu Hause könne er seinen „Akku sehr schnell aufladen“.
Alexander Blessin: Welche Themen jetzt im Fokus stehen
Volle Energiespeicher sind auch nötig bei Trainer und Team, denn es geht in die „finale Phase“ der Vorbereitung, wie Blessin betont. „Wir haben noch ein paar Themen zu bearbeiten.“ Am 16. August steigt das erste Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen Eintracht Norderstedt, eine Woche darauf starten die Braun-Weißen gegen Dortmund in die Liga.
Nachdem in Österreich vor allem das Spiel gegen den Ball, Zweikämpfe, Ballgewinne und Umschaltmomente auf dem Programm standen, rückt jetzt das Spiel mit dem Ball in den Fokus und steht primär auf dem Trainingsplan, wie schon am Mittwoch zu sehen war. „Tiefgang, Ausspielen von Torchancen im letzten Drittel, Flanken, das richtige Einlaufen, Box-Besetzung“, listet Blessin die Teilbereiche auf. Nicht zu vergessen: Abschlüsse. Denn: „Wir müssen akribisch daran arbeiten, unsere Chancen besser zu nutzen.“
Nächster Test: St. Pauli am Samstag bei Coventry City
Das kann und soll seine Mannschaft schon am Samstag wieder unter Wettkampfbedingungen tun. St. Pauli tritt beim englischen Zweitligisten Coventry City an, der von Frank Lampard trainiert wird. Die Tatsache, dass so kurz nach dem Trainingslager erneut ein größerer Trip ansteht, stört Blessin nicht. Er freue sich immer, in England zu spielen und versichert: „Es gibt keine Gedanken an Reisestrapazen.“
Team voll im Soll, Blessin hat „sehr gutes Gefühl“
Coventry wird nicht das einzige Auswärtsspiel vor dem Saisonstart sein. Der Kiezklub arbeitet mit Hochdruck daran, noch ein weiteres Testspiel für den 9. August klarzumachen, das dann als Generalprobe dienen soll. Die bis zuletzt favorisierte und „besondere“ Variante, von der Sportchef Andreas Bornemann am letzten Tag des Trainingslagers in Flachau gesprochen hatte, ließ sich nicht realisieren. Der Trip ist geplatzt. Zu aufwendig, zu hohe logistische Hürden, zu viele offene Fragen für die Kürze der Zeit. Aber die Zeit drängt jetzt, um der Mannschaft einen finalen und auch nützlichen Härtetest zu ermöglichen.
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Seine Mannschaft befinde sich nach der großen Kader-Bewegung im Sommer insgesamt auf einem „guten Weg“, sagt Blessin zum aktuellen Leistungsstand. „In manchen Bereichen sind wir auf einem guten Level, in manchen fehlt noch was.“ Grundsätzlich habe das Trainingslager das Team vorangebracht, befindet der 52-Jährige, der die Testspiele gegen Karlsruhe (6:1) und Nizza (2:0) zwar nicht überbewerten will, aber dennoch mit Blick auf den nahenden Saisonstart konstatiert: „So wie es bisher gelaufen ist, habe ich wirklich ein sehr gutes Gefühl“.
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