Fans werfen Bierbecher: Schiri-Wut auf St. Pauli – „Raubt einem die Energie“
Es muss Dekaden her sein, dass ein Referee mal unter solchen Umständen vom Spielfeld in die Katakomben des Millerntorstadions eskortiert werden musste. Ein Dutzend Sicherheitskräfte und ähnlich viele Regenschirme bewahrten Dr. Florian Exner vor diversen Bierduschen, gegen die Schimpftiraden und das gellend laute Pfeifkonzert indes half alles nicht. Der 34-Jährige hatte schon zur Pause das Volk gegen sich aufgebracht, eine komplett überzogene Entscheidung kurz vorm Ende brachte dann das Fass endgültig zum Überlaufen.
Es lief bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit, St. Pauli lag in Unterzahl 0:1 gegen Stuttgart zurück und es gab Ecke für den VfB. Die Gäste, die sich während der Partie mehrfach nach kleineren Fouls lange am Boden gewälzt hatten und bei jedem Faller einen Freistoß erhielten, ließen sich Zeit. Viel Zeit. Was den Schiedsrichter nicht zu stören schien, aber den besten Akteur auf dem Platz naturgemäß aufregte: Nikola Vasilj, St. Paulis überragender Schlussmann, echauffierte sich, was Exner für eine Verwarnung reichte. Auf die reagierte Vasilj mit einem Daumen nach oben – und der Schiri mit Gelb-Rot.
Am Millerntor flogen Bierbecher in Richtung Referee
„Vielleicht muss er sich in dem Moment ein bisschen auf die Zunge beißen“, räumte Alexander Blessin ein. „Aber ich finde, Gelb-Rot ist ein starkes Stück, extrem hart. Wir haben die Fouls gemacht und kriegen sofort die Gelben Karten, der VfB hat die Fouls gemacht und es geht weiter.“ Das Gefühl habe nicht nur er gehabt, sondern auch der Staff, die Spieler – was Hauke Wahl dann bestätigte. „Das Spiel hat keinen Spaß gemacht durch den Schiedsrichter“, brachte es der sonst diesbezüglich sehr zurückhaltende Abwehrchef auf den Punkt. „Man muss ja immer aufpassen, was man sagt, aber es hat wenig Spaß gemacht, weil man das Gefühl hatte, dass man die gleichen Sachen nicht für einen gepfiffen bekommt. Und das raubt dann einem die Energie.“
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Oder bringt das Stadion in den Koch-Modus. „Natürlich haben wir alle eine St. Pauli-Brille auf“, meinte Blessin. „Aber es war schon vom Gefühl her so, dass er daran beteiligt war, dass die Stimmung so wurde. Unsere Fans sind auch nicht blöd und haben gesehen, dass jede 50/50-Entscheidung in eine falsche Richtung geht.“ Dass am Ende Bierbecher in Richtung Exner flogen, fand Wahl „nicht akzeptabel“. Und Blessin stellte klar, dass man die Schuld für die Niederlage nicht beim Rechtsanwalt aus Münster suchen würde. „Aber natürlich beeinflusst das einen. Das raubt Energie.“
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