Ex-St. Pauli-Keeper Himmelmann: „Am meisten fehlt mir das Millerntor“
Robin Himmelmann ist im niederrheinischen Moers geboren und aktuell auf Heimatbesuch. Das bedeutet für den 32-Jährigen, dass er sich in Hamburg befindet. Neun Jahre und 184 Spiele beim FC St. Pauli haben die Stadt zu dem Ort werden lassen, an dem er sich zu Hause fühlt und so verweilt er derzeit ein paar Tage hier. Als ihn die MOPO am Donnerstag um 8.30 Uhr erreicht, hat er schon Pläne für den Rest des Tages: Es geht zur Booster-Impfung. Vorher spricht der jetzige Torhüter der KAS Eupen aber noch über seinen Abschied von St. Pauli und Überraschungen in der belgischen Liga und teilt seine Gedanken zur Rolle des Fußballs in der Pandemie.
Robin Himmelmann ist im niederrheinischen Moers geboren und aktuell auf Heimatbesuch. Das bedeutet für den 32-Jährigen, dass er sich in Hamburg befindet. Neun Jahre und 184 Spiele beim FC St. Pauli haben die Stadt zu dem Ort werden lassen, an dem er sich zu Hause fühlt und so verweilt er derzeit ein paar Tage hier. Als ihn die MOPO am Donnerstag um 8.30 Uhr erreicht, hat er schon Pläne für den Rest des Tages: Es geht zur Booster-Impfung. Vorher spricht der jetzige Torhüter der KAS Eupen aber noch über seinen Abschied von St. Pauli und Überraschungen in der belgischen Liga und teilt seine Gedanken zur Rolle des Fußballs in der Pandemie.
Herr Himmelmann, zuallererst und in diesen Zeiten wichtiger denn je: Wie geht es Ihnen?
Robin Himmelmann: Mir geht’s super. Ich kann überhaupt nicht klagen. Jetzt, da wir schon fast über zwei Jahre Pandemie reden, habe ich alles bisher gut überstanden. Weihnachten habe ich im ganz kleinen Kreis mit der Familie verbracht. Wir haben über die Feiertage trainiert, weil wir am 27. noch gespielt haben, deswegen war dieses Jahr alles etwas anders. Nachmittags konnte ich dann aber zur Familie, die dann in dem Fall zum Glück nicht so weit weg wohnt.
Klingt, als seien Sie froh, wieder näher an der Heimat zu sein.
Ich habe mit verschiedenen Leuten darüber gesprochen, dass nach über neun Jahren eigentlich Hamburg unsere zweite Heimat ist, weil wir den größten Teil der Zeit, seit wir erwachsen sind, fast immer in Hamburg gelebt haben. Deswegen leben viele Freunde hier, und auf der anderen Seite haben wir nun das Glück, jetzt in einer Gegend zu wohnen, heimatnah, in der wir immer noch viele Freunde von früher haben und auch unsere Familien leben.
„Die Pandemie hat den Abschied abgemildert“
Wie fühlt es sich für Sie an, zurück zu sein in Hamburg?
Es ist immer Vorfreude da auf Hamburg als zu Hause, auf die eigene Wohnung. Es ist einfach schön, hier zu sein und Zeit zu verbringen. Ich bin schon in einigermaßen regelmäßigen Abständen in Hamburg. Man muss natürlich sagen, dass die Pandemie den vorübergehenden Abschied abgemildert hat, weil die Situation in der Stadt ja etwas anders war, als ich das tagtägliche Hamburg verlassen habe.
Das gilt auch für Ihren Abschied von St. Pauli. Was fehlt Ihnen?
Die Atmosphäre, die wir bis zur Pandemie jedes zweite Wochenende am Millerntor hatten, war super. Das fehlt definitiv. Das tagtägliche Geschäft an der Kollaustraße hat sich natürlich mit den handelnden Personen und der Mannschaft immer wieder verändert. Diese Arbeit fehlt mir nicht, die habe ich ja jetzt in anderer Form auch. Aber das Wochenende mit dem ausverkauften Millerntor, das fehlt.
„Wir haben auch im letzten Jahr unsere Qualität gezeigt“
Wie intensiv verfolgen Sie denn Ihre Ex-Kollegen?
In der Rückrunde der Vorsaison habe ich noch mit vielen Spielern, die lange da waren, Kontakt gehabt, davon sind ja mittlerweile auch nicht mehr so viele da. Der Kontakt ist inzwischen eher persönlicher Natur, es ist keine intensive Beschäftigung mit den Spielen. Wir haben oftmals auch Spiele zu ähnlichen Zeiten, sodass es für mich gar nicht immer möglich war und ist, St. Pauli zu gucken.
Überrascht Sie das Team?
Damit in der Art zu rechnen, ist sehr schwer. Die Mannschaft spielt bisher dominant. Es sind natürlich einige Spieler dazugekommen, die ich noch richtig einschätzen konnte. Aber auch im letzten Jahr haben wir in der Hinrunde in Spielen gezeigt, dass wir eine gewisse Qualität haben.
„Da waren Dinge, die ich nicht mehr in der Hand hatte“
Die Rückrunde haben Sie bei St. Pauli nicht mehr erlebt, fast ein Jahr ist Ihr Abschied, der für viel Aufregung sorgte, nun her. Ärgern Sie sich noch über das Ende oder haben Sie abgeschlossen?
Im Grunde ärgere ich mich nicht darüber. Es muss jeder selber wissen, in welcher Art und Weise er Entscheidungen trifft. Wenn gewisse Personen damit glücklich waren, wie das abgelaufen ist, dann ist das für mich in Ordnung. Das waren zu dem Zeitpunkt Dinge, die ich nicht mehr in der Hand hatte. Natürlich war das keine einfache Zeit für mich. Die Umstände, unter denen dann im Winter die Vereinssuche begann, waren alles andere als einfach. Letztlich ist nun aber schon ein Jahr herum, das ging brutal schnell.
Gab es noch einmal Kontakt zu den Entscheidungsträgern?
Ich habe, bis auf ein, zwei Tage danach, von niemandem mehr etwas gehört.
„Der Schritt nach Belgien war für mich ein guter“
Inzwischen spielen Sie schon Ihre zweite Saison in Belgien und standen dort in dieser Saison in elf von 21 Spielen im Tor. Wie bewerten Sie Ihre sportliche Situation?
Bislang war es ein ziemliches Auf und Ab. Ich bin relativ spät zur Mannschaft gestoßen, deswegen habe ich es nicht mehr rechtzeitig geschafft, bei den ersten Spielen dabei zu sein. Dann war ich zwischenzeitlich wieder kurz raus, weil meine Tochter geboren wurde, und danach habe ich wieder gespielt. Für mich ist das einfach eine spannende Erfahrung in einer neuen Liga in einem anderen Land. Ich glaube, dass es am Ende schon ein guter Schritt ist für mich.
Gab es Überraschungen?
Das ist schwer zu sagen. Dafür müsste ja eine Vorstellung da sein, die durch eine Überraschung verändert wird. Ich hatte zwar mit Mats (Möller Daehli, d. Red.), der vor zwei Jahren nach Genk gegangen ist, hin und wieder über die Liga gesprochen. Aber der Wechsel kam natürlich zustande, als die Stadien leer waren. Der erste Eindruck von Fans und Stimmung entfiel, bisher waren die Stadien nie zu 100 Prozent voll. Aber ich habe schon gemerkt, dass der eine oder andere Klub deutlich fanatischer unterstützt wird als das anderswo der Fall ist. Viele talentierte Spieler machen in Belgien ihren ersten Schritt, da ist dann in den Spielen auch durchaus mal die eine oder andere Überraschung dabei. Die Mannschaften hier sind bunt gemischt, was die Herkunft der Spieler angeht. Das ist schon spannend, weil man jedes Wochenende unterschiedliche Stilmittel sieht. Dann kommt noch die Komponente des sprachlich geteilten Belgiens hinzu – da heißt der eine Klub im französischen so und die Flamen nennen dieselbe Stadt anders.
„Veränderungen im Fußball brauchen Zeit“
Eupen gehört zum deutschsprachigen Teil Belgiens. Ist Deutsch auch die vorrangige Sprache im Team?
Bei uns spricht ein Großteil Französisch, auf dem Platz ist es dann aber eine Mischung mit hauptsächlich Englisch. Das macht es schon interessant. Ich spreche auch immer besser Französisch. In der Schule habe ich das intensiv gelernt, dann aber über die Jahre sehr wenig genutzt und jetzt kommt es zurück. Das trägt zwar zur fußballerischen Leistung nichts bei, ist aber für mich persönlich ein positiver Aspekt.
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Sie erarbeiten als Mitglied der Taskforce Zukunft Profifußball Leitlinien für die DFL. Haben Sie das Gefühl, dass die Pandemie, wie anfangs von vielen erhofft, eine Art Weckruf für den Fußball war?
Da muss man ehrlich sein: So richtig viele Veränderungen haben sich bisher nicht eingestellt. Wir haben auch in der Taskforce viel darüber gesprochen, was alles passieren muss. Da sind aber natürlich auch viele Themen dabei, die einfach kurzfristig nicht umsetzbar sind. Es gibt von DFL-Seite schon Ideen, die Themen aufzunehmen. Aber von dem, was wir tagtäglich sehen, hat sich nicht so dramatisch viel verändert, das kann man relativ deutlich sagen. Zum Beispiel mit Blick auf die Champions-League-Reform für das Jahr 2024 sieht man, dass es schwer ist, eine Entwicklung, die seit Jahren anhält und im Interesse der größeren Klubs ist, in so kurzer Zeit zu stoppen. Veränderungen brauchen Zeit, gerade in so einem großen Konstrukt mit so vielen Ansprüchen und Vorstellungen. In dieser Hinsicht fühlt es sich fast an, als habe es die Pandemie nicht gegeben.