Spieler des FC St. Pauli jubeln über ein Tor

Jubel über das 1:0 gegen Hoffenheim im März am Millerntor: Manolis Saliakas, Noah Weißhaupt, Philipp Treu, Elias Saad (v.l.n.r.) Foto: WITTERS

Europacup und rechte Hools: Alles anders für St. Paulis letzten Hoffenheim-Helden

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Es war einer der ganz entscheidenden Siege auf dem Weg zum Klassenerhalt in St. Paulis Premieren-Saison in der Bundesliga. Das 1:0 der Kiezkicker gegen die TSG Hoffenheim am 26. Spieltag wird allen, die dabei waren, noch lange im Gedächtnis bleiben, nicht zuletzt aufgrund der vielleicht besten Stimmung der Spielzeit am Millerntor. Der gefeierte Torschütze von damals, dessen goldener Treffer das Stadion hatte beben lassen, muss aktuell noch kleinere Brötchen backen – immerhin darf er europäisch spielen, allerdings angefeuert von einer mehr als fragwürdigen Fanszene.

Er wäre gerne bei St. Pauli geblieben, das hatte Noah Weißhaupt im Laufe des Leihgeschäfts zwischen dem Kiezklub und dem SC Freiburg in einem Gespräch mit der MOPO mehr als nur durchblicken lassen. Daraus wurde bekanntlich nichts, der flinke Flügelstürmer kehrte im Sommer zu seinem Stammverein zurück und wurde kurz vor Ende der Transferphase überraschend erneut verliehen – an den polnischen Erstligisten Legia Warschau. Der entscheidende Mann bei der Entscheidung dürfte der frühere Bundesliga-Manager Fredi Bobic (Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Hertha BSC) gewesen seit, seit April Direktor Fußball bei Legia.

Noah Weißhaupt noch kein Stammspieler in Warschau

Die Ekstraklasa ist sicher nicht das, was sich Weißhaupt, der sich in der Bundesliga durchsetzen will, erträumt hat. Im Idealfall ist es ein Umweg, der ihn am Ende und im Erfolgsfall seinem Ziel näherbringt – wobei sein Arbeitgeber auf Zeit eine Kaufoption für den 24-Jährigen Leih-Angreifer haben soll.

Für den polnischen Hauptstadt-Klub hat Weißhaupt bislang fünf Liga-Spiele bestritten. Nach drei Kurzeinsätzen in seinen ersten Spielen für den aktuellen Tabellensiebten stand er in den letzten beiden Partien jeweils in der Startelf, wurde jedoch jeweils ausgewechselt, bei der jüngsten 1:3-Niederlage gegen Spitzenreiter Gornik Zabrze schon nach der ersten Halbzeit.

Immerhin kann Weißhaupt neben einer Torvorlage auch einen Europapokaleinsatz vorweisen: Bei der 0:1-Niederlage seines Vereins in der Conference League gegen den türkischen Klub Samsunspor Anfang Oktober wurde er für die letzte halbe Stunde eingewechselt. Die weiteren Gegner in der Gruppenphase des Wettbewerbs bis Jahresende: Shaktar Donezk (Ukraine), Klub Celje (Slowenien), Sparta Prag (Tschechien), Noah Jerewan (Armenien) und Lincoln Red Imps FC (Gibraltar).

Weißhaupt schoss St. Paulis Siegtor gegen Hoffenheim

Beim Kiezklub war Weißhaupt, der im Januar 2025 auf Leihbasis für eine Halbserie aus dem Schwarzwald an die Elbe gewechselt war, dagegen Stammkraft, stand bei seinen insgesamt 19 Einsätzen in Braun-Weiß 13 Mal in der Startelf, erzielte ein Tor und bereitete einen Treffer vor.

Sein Tor war ein ganz besonderes, ein großer Millerntor-Moment, wenngleich der Treffer an sich unspektakulär war. Am 14. März, einem Freitagabend und unter Flutlicht, hatte Weißhaupt in der 51. Spielminute nach einem bösen Patzer von TSG-Keeper Baumann und einer überragenden Vorarbeit von St. Pauli-Dampfmacher Philipp Treu den Ball nur noch über die Linie gebracht und das Stadion explodieren lassen. Es war das Tor zum ersten Dreier nach zuvor sechs sieglosen Spielen. Wer weiß, wie die Saison weitergelaufen wäre, wenn Weißhaupt in diesem Moment nicht goldrichtig gestanden hätte?

Spiele im „Stadion der Armee“ und rechte Legia-Hooligans

Das Stadion, in dem der Turbo jetzt seine Heimspiele spielt, hat fast die gleiche Kapazität wie das Millerntor und gilt ebenfalls als sehr stimmungsvoll. Es heißt übrigens „Stadion der polnischen Armee“, was auf den Ursprung von Legia Warschau als Armee-Sportklub zurückgeht, der dem polnischen Verteidigungsministerium unterstand. Besonders berüchtigt – und das europaweit – sind die Hooligans von Legia, die bei internationalen Spielen in den vergangenen Jahren immer wieder für Ausschreitungen verantwortlich waren, zudem regelmäßig durch rassistische und fremdenfeindliche Parolen und Plakate auffallen. Das ist in polnischen Stadien keine Seltenheit.

Im Juli 2024 zeigte Legias Ultra-Gruppierung „Nieznani Sprawcy“ (Polnisch für: Unbekannte Täter) bei einem Heimspiel eine riesengroße rassistische Choreografie über die gesamte Kurve, die als Gewaltandrohung gegen Geflüchteten zu verstehen war IMAGO/Ball Raw Images
Im Juli 2024 zeigte Legias Ultra-Gruppierung „Nieznani Sprawcy“ (Polnisch für: Unbekannte Täter) bei einem Heimspiel eine riesengroße rassistische Choreografie über die gesamte Kurve, die als Gewaltandrohung gegen Geflüchteten zu verstehen war
Im Juli 2024 zeigte Legias Ultra-Gruppierung „Nieznani Sprawcy“ bei einem Heimspiel eine rassistische Choreografie über die gesamte Kurve.

Besonders widerlich: Im Juli 2024 zeigte Legias Ultra-Gruppierung „Nieznani Sprawcy“ (Polnisch für: Unbekannte Täter) bei einem Heimspiel eine riesengroße rassistische Choreografie über die gesamte Kurve, die als Gewaltandrohung gegen Geflüchteten zu verstehen war. Die aufwendige Choreo zeigte in großen Lettern „Refugees Welcome“, darüber eine junge blonde Frau in polnischer Tracht und mit einem Schweinekopf im Arm, flankiert von zwei grimmig dreinschauenden Männern. Der eine mit einem Hammer in der Hand, der andere mit einem Baseballschläger.

Eine ziemliche Umstellung für Weißhaupt nach einem halben Jahr FC St. Pauli und Millerntor …

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