Marcel Hartel vom FC St. Pauli im Zweikampf mit Matthias Bader von Darmstadt 98
  • Heißer Kampf: Im Hinspiel trennten sich Marcel Hartel (hier im Duell mit Matthias Bader) und der FC St. Pauli und Darmstadt 98 am Millerntor 1:1.
  • Foto: WITTERS

Erster, aber nirgendwo Spitze? Was St. Pauli-Gegner Darmstadt so besonders macht

Der Blick auf die Tabelle der Zweiten Liga spricht eine klare Sprache: Auf Platz eins thront der SV Darmstadt 98, der im Topspiel am Samstagabend (20.30 Uhr, live bei Sky) die beste Rückrundenmannschaft empfängt, den FC St. Pauli. Mit 64 Punkten nach 30 Spielen, vier Zählern Vorsprung auf Verfolger Heidenheim und satten acht auf Relegationsplatz drei vor diesem Spieltag ist Darmstadt die dominierende und eindeutig beste Mannschaft dieser Saison – oder? Ein Blick auf die Zahlen dieser Spielzeit überrascht. In einem Ranking ist der Liga-Primus sogar am schwächsten.

Schaut man sich die gängigen Statistiken auf der offiziellen Seite der Zweiten Bundesliga für alle 18 Mannschaften und auch der Einzelspieler an, dann fällt auf: Darmstadt befindet sich in keiner einzigen Kategorie unter den Top drei – Gleiches gilt für die individuellen Rankings. Mehr noch: In mehreren Wertungen liegt St. Pauli zum Teil deutlich vor dem Tabellenführer.

Darmstadt nur Sechster bei den geschossenen Toren

Bei den geschossenen Toren rangiert die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht mit 48 Buden nur auf dem sechsten Platz, dicht gefolgt von den Kiezkickern (47 Tore). Ebenfalls Sechster ist Darmstadt im Ranking der meisten Torschüsse (439), das von St. Pauli (483) angeführt wird.

Bei der kollektiven Passquote aller Mannschaften liegt Darmstadt mit mäßigen 78,4 Prozent angekommener Zuspiele nur auf Rang elf aller Zweitligisten. Den Spitzenwert hält der SC Paderborn (85,8) hauchdünn vor dem HSV (85,7). St. Pauli ist Vierter (83,3). Auch beim Ballbesitz sind die Lilien nicht in der Spitzengruppe zu finden, liegen mit 51 Prozent auf dem siebten Platz. Erster ist auch hier Paderborn (59) knapp vor dem HSV (58). Abermals ist St. Pauli Vierter (54).

Es geht munter so weiter. Gewonnene Zweikämpfe? Darmstadt ist Fünfter (3224) und bei der Quote mit 50,7 Prozent Sechster. Gewonnene Kopfballduelle? Darmstadt ist auch hier Sechster (743). Flanken aus dem Spiel? Das Lieberknecht-Team liegt auf Rang elf (288), hat 140 Flanken weniger als der HSV geschlagen und rund 100 weniger als Heidenheim.

Kilometer und Sprints: Darmstadt läuft der Liga hinterher

Überraschend sind die Werte, wenn es ums Laufen geht. Bei der Laufdistanz liegt der Liga-Spitzenreiter mit im Kollektiv abgespulten 3366,8 Kilometern nur auf Rang 16 und damit einem Abstiegsplatz. Spitzenreiter ist Heidenheim (3624) vor St. Pauli (3542). Auch die anderen Topteams der echten Tabelle sind oben in dieser Wertung zu finden – nur der Spitzenreiter nicht.

Das gilt auch für das Ranking der sogenannten intensiven Läufen, bei denen Darmstadt mit bislang 18.396 sogar nur Vorletzter ist. Auch hier führt Heidenheim (22.350) die Liga an, gefolgt von den Kiezkickern (21.299). Es geht noch schlechter. Übel sieht es bei den Sprints aus. Hier ist Darmstadt sogar Schlusslicht der Liga (5567), hat rund 1600 Spurts weniger angezogen als Sprint-Spitzenreiter Heidenheim.

Fabian Hürzeler: Darmstadt ist der „kompletteste Gegner“

Für St. Pauli-Trainer Fabian Hürzeler gibt es gar keine Diskussion: Darmstadt ist der „kompletteste Gegner“ der Liga. Der Tabellenführer ist auch das effizienteste Team, macht aus vergleichsweise wenigen Toren viele Punkte, was natürlich daran liegt – und hier ist der herausragende Bestwert der „Lilien“ – dass die Mannschaft nur 24 Tore kassiert hat. Das sind mit Abstand die wenigsten Gegentreffer in dieser Saison.

Ausgeglichenheit auf einem hohen Niveau, wenige Schwächen – das zeichnet Darmstadt aus und macht die „Lilien“ so stark. Sie können Spiele mit dem Ball dominieren, aber sich auch erfolgreich aufs Umschaltspiel verlegen, weshalb bereits erwähnte Ballbesitz-Quote (51) vergleichsweise niedrig ist. Das gilt übrigens auch für Heidenheim (49 Prozent).

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Darmstadt hat auch nicht den einen herausragenden Einzelspieler wie die ärgsten Aufstiegs-Konkurrenten mit deren Top-Torjägern Tim Kleindienst (Heidenheim) und Robert Glatzel (HSV), sondern ein starkes Kollektiv mit hoher Leistungsdichte. Die Mannschaft ist damit weniger abhängig von der Formkurve einzelner Akteure. Das hat Darmstadt übrigens mit dem heutigen Gegner gemeinsam.

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