„Erbärmlich!“ Fanclubs kritisieren St. Paulis Shopping-TV und Twitter-Reaktion
Der gerade erst eröffnete vereinseigene Homeshopping-Kanal „St. Pauli Shop.tv“ stößt vielen Fans des FC St. Pauliübel auf. Das gilt auch für die Reaktion des Kiezklubs auf die Kritik. Jetzt hat sich der Fanclubsprecherrat eingeschaltet, greift den Verein in einem offenen Brief scharf an.
Sportlich läuft es wie geschmiert für den FC St. Pauli und für die Fans ist die Herbstmeisterschaft wie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Friede, Freude, Lebkuchen? Von wegen! Der gerade erst eröffnete vereinseigene Homeshopping-Kanal „St. Pauli Shop.tv“ stößt vielen Fans übel auf. Das gilt auch für die Reaktion des Kiezklubs auf die Kritik. Jetzt hat sich der Fanclubsprecherrat eingeschaltet, greift den Verein in einem offenen Brief scharf an.
Kreativ und witzig – oder total peinlich und der nächste Tiefpunkt der Kommerzialisierung? Am „St. Pauli Shop.tv“, das am Dienstag auf YouTube gestartet wurde, scheiden sich die Geister. Das ungewöhnliche Webshop-Format, in dem das laut Verein „bekannte TV-Duo Ronny und Jens“ Fan-Artikel anpreist und dabei klassische Homeshopping-Formate in überdrehter Form parodiert, finden viele Fans überhaupt nicht lustig.
FC St. Pauli: Fanclubsprecherrat kritisiert St. Pauli Shop.tv
„Ein Schuss vor den Bug an so viele, die daran mitgewirkt haben, den Verein zu dem zu machen, der er ist“, heißt es in dem offenen Brief des Fanclubsprecherrates (FCSR) vom Mittwoch, der neun Personen umfasst und alle eingetragenen Fanclubs des Kiezklubs vertritt. „Der FC St. Pauli hat eine eigene Clowns Serie im TV, über Geschmack, gerade im Humor, kann man sich bekanntlich streiten, aber das? Ernsthaft auf ganz albern? Ist das Vertriebsmarketing, das es braucht um Gelder für den Tarifvertrag zu generieren? Wir hoffen nicht…“
Vorhang auf für Ronny & Jens! Und wir starten gleich mit einem echten Kracherangebot unserer Freunde von @PUMA & @11teamsports.
— FC St. Pauli (@fcstpauli) December 7, 2021
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Noch schärfer ist die Kritik an der Reaktion des Vereins auf die Kritik. Via Twitter hatte St. Pauli auf die ersten Beschwerden reagiert. „Achso, noch ein Hinweis in eigener Sache: Für jeden Motzkommentar von gestern spenden wir eine warme Mahlzeit an den Hamburger Mitternachtsbus“, hieß es von Vereinsseite.
Offener Brief: Ärger über Twitter-Kommentar des FC St. Pauli
„Was eine erbärmliche Instrumentalisierung“, zürnt der FCSR in seinem Schreiben. „Das ist so tief unten und so nieder, dass uns wirklich die Lust zur Zusammenarbeit vergeht. Und nein, dann hilft eben keine Diplomatie und kein bilaterales Rumgeeier mehr. Es ist nicht mehr tragbar für uns als Vertreter von hunderten Fanclubs, diese innere Nichthaltung zu akzeptieren.“
Weiter heißt es: „Kritische Auseinandersetzung wäre hier nötig, denn die hat unseren Verein zu dem gemacht, wofür er sich hält. Wollt ihr wirklich den Menschen, die sich hier hart, aber dennoch anständig äußern, ein solchen Kommentar reindrücken? Ist schon eklig arrogant…“ Starker Tobak, auch in der Tonalität, unabhängig von inhaltlichen Fragen.
St. Pauli: Fan-Rat findet Verhalten „eklig arrogant“
Der gesamte Vorgang zeigt einmal mehr, wie heikel das Thema Kommerzialisierung beim FC St. Pauli ist und wie sensibel und auch ablehnend viele Fans darauf reagieren, wenn es ihr Verein ihrer Meinung nach mit der Vermarktung übertreibt.
„Bitter enttäuscht“ sei man vom Verein. „Aktuell stoßt ihr ganz vielen, die so viel in diesen Verein eingebracht und mitgestaltet haben, komplett vor den Kopf. Denkt nach, wir tun es auch.“
Der Verein hat auf die massive Kritik bislang noch nicht öffentlich reagiert.