Er ist St. Paulis Schattenmann – Hürzeler: „Ein Sechser im Lotto“
Rekord-Rückrunde, Rekord-Halbserie, Siegesserienrekord. Für die Bestmarken des FC St. Pauli in diesem Jahr wurde zumeist der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler (30) gefeiert, dabei betont der junge Coach stets, wie wichtig sein Staff ist. Allen voran Co-Trainer Peter Nemeth (50). Der Mann im Hintergrund. Dass er im Schatten steht und wenig über ihn bekannt ist, liegt daran, dass er nie Interviews gibt. Rampenlicht? Lieber nicht. Deshalb lässt die MOPO seinen Chef sprechen. Hürzeler beschreibt, welchen Anteil Nemeth am Erfolg hat, wie er ihn als Fachmann und Mensch erlebt.
Rekord-Rückrunde, Rekord-Halbserie, Siegesserienrekord. Für die Bestmarken des FC St. Pauli in diesem Jahr wurde zumeist der neue Cheftrainer Fabian Hürzeler (30) gefeiert, dabei betont der junge Coach stets, wie wichtig sein Staff ist. Allen voran Co-Trainer Peter Nemeth (50). Der Mann im Hintergrund. Dass er im Schatten steht und wenig über ihn bekannt ist, liegt daran, dass er nie Interviews gibt. Rampenlicht? Lieber nicht. Deshalb lässt die MOPO seinen Chef sprechen. Hürzeler beschreibt, welchen Anteil Nemeth am Erfolg hat, wie er ihn als Fachmann und Mensch erlebt.
Er hat sich den Tag nicht rot im Kalender markiert, aber gemerkt, denn es war ein besonderer. Schon länger her. Hürzeler kam früh morgens am Trainingsgelände an der Kollaustraße an und war der erste. Nemeth war noch nicht da. Eine mittlere Sensation. „Da habe ich mich sehr gefreut“, erzählt der Chefcoach lachend. Der Grund: Sein „Co“ hatte noch etwas in seiner neuen Wohnung zu regeln. Eine Ausnahme. Die Regel: „Peter ist definitiv derjenige, der immer als erster da ist“, berichtet Hürzeler und fügt mit einem Grinsen an: „Aber ich glaube, das kommt auch im Alter, dass man weniger schlafen muss.“
Spaß beiseite. Nemeth ist der frühe Vogel von St. Pauli und laut Sportchef Andreas Bornemann nicht nur der Erste, der morgens kommt, sondern oft auch der Letzte, der abends geht.
Hürzeler lobt Nemeth: „Peter hat einen großen Wert für uns“
Die eingangs erwähnte Anekdote sagt einiges über das Engagement und die Arbeitsauffassung von Nemeth, der im Dezember als erfahrener Co-Trainer des zum Chef beförderten Hürzeler verpflichtet worden war, um gemeinsam die Kiezkicker aus dem Keller zu führen, zu stabilisieren und zu einem Topteam zu machen.
Ein halbes Jahr später ist längst klar, dass diese Mission geglückt ist – und Hürzeler betont: „Peter hat einen unheimlich großen Wert für uns und Anteil daran, wie es gerade läuft.“
Der Slowake, der öffentliche Auftritte scheut, aber auf dem Trainingsplatz, in der Kabine und Meetingräumen klare und deutliche Worte findet, ist ein Arbeitstier.
Was ihn auszeichnet? „Er ist unheimlich ehrgeizig und extrem fleißig“, sagt Hürzeler. „Er hat sehr viel Erfahrung und ein gutes Auge für bestimmte Dynamiken und Prozesse.“ Akribisch ist ein Adjektiv, das immer wieder fällt, egal, mit wem man über Nemeth spricht. „Was die Technik angeht, ist er sehr affin. Peter achtet sehr auf Details“, so Hürzeler. Bornemann sagt: „Mehr Detailarbeit geht fast nicht.“ Nemeth sei ein „Positiv-Verrückter – im wirklich besten Sinne“. Der Beruf ist für ihn auch Berufung, die Arbeit kein Stress, sondern Spaß und Leidenschaft.
Beide Trainer verfolgen dieselbe Spielidee
Was Fußball angeht, sind der Jung-Trainer und der routinierte Assistent auf einer Wellenlänge. Hürzeler: „Peter hat die selbe Idee wie ich: wir wollen Fußball spielen.“ Klingt banal, ist es aber nicht, denn St. Pauli hat eine „sehr komplexe Spielidee“, wie jüngst Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht anerkennend sagte.
Hürzeler ist der Frontmann, Nemeth der Mann im Hintergrund, manchmal an der Seite. Er hält sich bewusst zurück, ist bescheiden und uneitel, kennt seine Rolle. Nicht Schüchternheit, sondern dieses Rollenverständnis ist der Grund, warum er keine Interviews gibt. Aber es gibt Momente im Spiel, in denen Nemeth plötzlich an der Seitenlinie auftaucht, das Kommando übernimmt, dirigiert. Dann nämlich, wenn St. Pauli eine offensive Standardsituation hat. Sein Spezialgebiet. Torwarttrainer Marco Knoop ist für die defensiven Standards zuständig.
„Ich möchte, dass sie Verantwortung übernehmen und eigenständig arbeiten und da gebe ich Verantwortung ab“, erklärt Hürzeler. „Da vertraue ich ihnen total. Und dann können sie auch coachen so viel sie wollen.“
Nemeth ist ohne seine Frau nach Hamburg gekommen
Die Ruhe, die Nemeth oft ausstrahlt, täuscht darüber hinweg, mit wie viel Leidenschaft der Ex-Profi, der ohne seine Frau und die erwachsene Tochter nach Hamburg gekommen ist, bei der Sache ist. „Peter wirkt immer sehr ruhig und gelassen, aber er hat eine enorme Motivation und auch enormen Ehrgeiz, auch während des Spiels voll dabei zu sein und emotional zu pushen“, so Hürzeler. Das haben sie gemeinsam.
Nicht nur fachlich, auch menschlich habe Nemeth herausragende Qualitäten, findet Hürzeler. „Er hat ein sehr gutes Herz. Peter erkennt, wenn mein Spieler oder Staff-Mitglied schlechte Laune hat oder ein bisschen betrübt ist, dann kommt er auf mich zu und gibt mir einen Hinweis. Er ist extrem aufmerksam – das ist im Gesamtpaket, vom Typ und vom Mensch her, sehr besonders.“
Hürzeler und Nemeth verbringen auch privat Zeit miteinander
Was Hürzeler sehr an Nemeth schätzt, ist dessen „Loyalität und diese Bereitschaft, wirklich alles für den Klub und den Erfolg zu geben. Das sind Tugenden und Werte, die mir unheimlich wichtig sind. Die verinnerlicht er zu tausend Prozent. Er ist ein Sechser im Lotto. Das liegt auch daran, dass ich ihn vorher nicht kannte und er mir über Ecken und Kontakte empfohlen wurde.“ Beim ersten Treffen stimmte die Chemie. „Dass es so gut passt, hätte ich nicht erwartet – umso glücklicher sind wir alle.“
Längst ist aus dem dienstlichen auch ein privater Draht geworden, trotz des Altersunterschieds. Das liegt auch daran, dass der humorvolle Nemeth jung geblieben, Neuem und modernen Methoden gegenüber aufgeschlossen ist. Viele Stunden täglich verbringt das Trainerteam an der Kollaustraße, manchmal zehn, zwölf. Das schweißt zusammen. Nach Siegen gehen alle oft „zusammen essen und nehmen ein, zwei Kaltgetränke“, so Hürzeler.
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In den wenigen, aber hochintensiven Monaten sei eine enge und starke Verbindung zu Nemeth gewachsen. „Wir verstehen uns auch abseits des Platzes sehr gut. Ich verbringe gerne Zeit mit Peter. Je mehr wir uns sehen, desto mehr Vertrauen baut sich auf und dann entsteht da einfach eine Bindung, die zu einer freundschaftlichen Bindung wird, definitiv.“ Eine Erfolgsverbindung für den FC St. Pauli.