Eine Million Mehrkosten! St. Paulis Sparplan für die Energiekrise
Allenthalben wird zum Energiesparen aufgerufen, im Winter droht Ungemach. Der Sport bildet da freilich keine Ausnahme, der Fußball schon gar nicht. Aber was können die Vereine tun? Nicht wenig, stellt sich auf MOPO-Anfrage beim FC St. Pauli heraus, auf den Mehrkosten in Millionenhöhe zukommen. Was der Verein tut, um zu sparen – bei Kosten und bei Energie.
Wenn der Schiedsrichter am Sonntag um 13.30 Uhr das Zweitligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Magdeburg eröffnet, dann wird das Millerntor wieder zum Testlabor. Schließlich sollen alle Energie sparen und da bildet der Fußball keine Ausnahme.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat deswegen nach MOPO-Informationen eine Art Experiment angeordnet. Und die Vereine samt ihrer Stadien sind die Versuchsgegenstände. Die Forschungsfrage lautet: In welchen Arenen braucht es bei welchen Lichtverhältnissen (wie viel) Fluchtlicht? Heißt im Umkehrschluss: Wo kann die Beleuchtung ausbleiben, wo lässt sich sparen?
Beim FC St. Pauli liegt das Potenzial bei 600 Kilowattstunden. So viel Strom verbraucht das Flutlicht laut Verein pro Spieltag. Zur Einordnung: Das ist etwa ein Drittel dessen, was eine alleinlebende Person in einem ganzen Jahr im Haushalt benötigt (nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 1900 Kilowattstunden).
Fans kritisieren Flutlicht bei Bundesliga-Tagesspielen
Wenig überraschend also, dass die DFL an dieser Stelle Einsparpotenzial ausmacht. Zumal sie sich der Kritik von Fans ausgesetzt sieht. „Flutlicht um 15.30? Deutsches Fußballklima vor korrupten Heuchlern schützen!“, stand auf einem Banner bei St. Paulis Auswärtsspiel in Kaiserslautern. In diesem Fall war das Licht aus, eine Woche zuvor beim DFB-Pokalspiel gegen Straelen allerdings an – trotz strahlender Sonne.
Entscheidend, so ist bei der DFL zu hören, seien ohnehin nicht einzig Uhrzeit und Wetter. Sondern auch die Beschaffenheit der Stadien, manche Dächer etwa würfen Schlagschatten. Anders als zuletzt zu lesen gebe es keine Pflicht, das Flutlicht tagsüber anzuschalten. Vielmehr liege dies im Ermessen der Produktionsfirma Sportcast, einer 100-prozentigen DFL-Tochter. Die jeweiligen Produktionsleiter, heißt es, seien angesichts des politischen Aufrufs zum Energiesparen sensibilisiert.
St. Pauli will Stadionbeleuchtung auf LED umstellen
Was für den FC St. Pauli nicht minder gilt, der auch andere Maßnahmen trifft. Der Kiezklub befindet sich im Energiesparmodus. „Der FC St. Pauli hat unabhängig vom russischen Angriffskrieg das Ziel, nachhaltiger zu agieren und Energie zu sparen“, teilt der Verein der MOPO mit. „Dabei ist uns bewusst, dass wir noch viel zu tun haben, wir sind längst nicht perfekt, wollen aber besser werden.“
In der Praxis heißt das: St. Pauli will die Stadionbeleuchtung auf LED umstellen. Zudem steht zur Diskussion, die seit 2011 auf der Haupttribüne befindliche Photovoltaikanlage zu vergrößern, denn: „Das ist ökologisch sinnvoll und damit sparen wir langfristig Geld.“ Durchaus nötig, rechnet St. Pauli angesichts der gestiegenen Energiepreise doch mit Mehrausgaben von mehr als einer Million Euro. Pro Jahr. Die Suche nach neuen Finanzierungsmodellen laufe, damit die steigenden Ausgaben und nötigen Investionen weder zulasten der Lizenmannschaft gingen noch auf Kosten anderer Bereiche im Verein.
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Derlei Pläne brauchen Zeit, beim Flutlicht dagegen soll es aus Sicht des Vereins schneller gehen, denn: „Wir sind der Meinung, dass Flutlichtspiele bei günstigen Lichtverhältnissen für den Fußball weder eine gute Werbung sind, noch dass solche Bilder generell vermittelbar sind.“