Duelle-Delle: Gewinnt St. Pauli zu wenige Zweikämpfe für einen Aufstieg?
Der Wind hat sich gedreht beim FC St. Pauli, der Kurs stimmt wieder. Der Niederlage im Derby folgten im ersten Schritt ein Remis gegen Paderborn und dann ein Sieg in Regensburg. Im Heimspiel gegen Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr/Liveticker bei mopo.de) wollen die Kiezkicker einen Dreier nachlegen. Die Zweikampfquoten der jüngsten Spiele werfen allerdings Fragen auf. Hat St. Pauli ein Problem im Duell Mann gegen Mann?
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Der Wind hat sich gedreht beim FC St. Pauli, der Kurs stimmt wieder. Der Niederlage im Derby folgten im ersten Schritt ein Remis gegen Paderborn und dann ein Sieg in Regensburg. Im Heimspiel gegen Hannover 96 am Sonntag (13.30 Uhr/Liveticker bei mopo.de) wollen die Kiezkicker einen Dreier nachlegen. Die Zweikampfquoten der jüngsten Spiele werfen allerdings Fragen auf. Hat St. Pauli ein Problem im Duell Mann gegen Mann?
In der Zweikampf-Tabelle sind St. Pauli und Hannover nicht nur Tabellennachbarn. Die Niedersachsen liegen in dieser Wertung vor den Kiezkickern. Mit 49,82 Prozent gewonnener Duelle ist 96 Zehnter, St. Pauli mit 49,64 Prozent Elfter – leicht unterdurchschnittlich im Liga-Vergleich.
In den letzten drei Spielen lagen die kollektiven Werte der Kiezkicker sogar noch einmal darunter, zum Teil deutlich.
FC St. Pauli: Niedrige Zweikampf-Quote in letzten drei Spielen
„Man sollte sich davor hüten, zu schnell Allgemeingültiges abzuleiten“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO auf die Zahlen angesprochen. Auffällig waren sie allerdings schon.
Zuletzt beim 3:2 in Regensburg lag St. Paulis durchschnittliche Zweikampfquote bei 45,5 Prozent. Nachdem die Braun-Weißen vor der Halbzeit noch 49 Prozent und damit knapp die Hälfte ihrer Duelle gewonnen hatten, waren es nach dem Seitenwechsel nur noch 42 Prozent.
Im Derby beim HSV war St. Paulis Zweikampfbilanz schwach
Im vorangegangenen Heimspiel gegen Paderborn (2:2) gab es ähnlich unterschiedliche Halbzeiten. Richtig starken 54 Prozent in den ersten 45 Minuten folgten 43 Prozent im zweiten Durchgang.
Bei der Niederlage beim HSV (1:2) war die Zweikampf-Quote über die gesamte Spielzeit mit 42 Prozent indiskutabel – insbesondere in einem Derby. Das wird beim FC St. Pauli niemand bestreiten.
Andreas Bornemann: Statistiken sind „differenziert zu betrachten“
Bornemann sieht kein generelles Problem, das sich aus den aufgeführten Daten ableiten ließe. „Das sind Werte, die man differenziert betrachten muss. Das hängt oftmals vom Spielverlauf oder von der Herangehensweise oder auch generellen Spielanlage des Gegners ab“, sagt der Sportchef.
Zum einen sind alle drei Gegner über die Saison gesehen zweikampfstärker als St. Pauli. Regensburg etwa ist mit 51,44 Prozent gewonnener Zweikämpfe nicht nur die Nummer vier der Liga, sondern hatte nach 22 Spieltagen auch die meisten Zweikämpfe aller Mannschaften geführt (4806) und ist bekannt für die robuste Gangart.
FC St. Pauli will Fußball spielen, Ball und Gegner laufen lassen
Zum Vergleich: St. Pauli hat bislang 4343 Zweikämpfe bestritten. Mit die wenigsten in der Liga. Klar: Die Kiezkicker wollen Fußball spielen, suchen nicht die Duelle, sondern versuchen, Ball und Gegner laufen zu lassen.
Das Spiel in Regensburg sieht Bornemann auch als Beispiel dafür, wie ein Spielverlauf die Zahlen beeinflussen kann. Nachdem St. Pauli zur Halbzeit mit 2:0 führte, legte der Jahn in Sachen Aggressivität noch eine Schippe drauf, versuchte es über Körperlichkeit und brachte die Kiezkicker in der Defensive mächtig in Bedrängnis.
Auch beim Remis gegen Paderborn hatten die Kiezkicker zur Halbzeit mit 2:1 geführt, sodass der Gegner nach der Pause mehr machen musste – und es schaffte, am Millerntor einen Punkt zu erbeuten.
FC St. Pauli: Bornemann hat „keinen Zweifel“ an Kampfbereitschaft
Als Problem sieht Bornemann die jüngsten Zweikampf-Daten jedenfalls nicht und beim Blick auf die Tabelle lässt sich schwerlich widersprechen. Schon gar nicht will er die These gelten lassen, dass es die Kiezkicker zuletzt an Kampfbereitschaft haben mangeln lassen.
„Unsere Mannschaft hat eine sehr hohe Laufbereitschaft und eine hohe Motivation, an die Grenzen zu gehen, sich zu quälen, in Zweikämpfe zu gehen und diese auch zu gewinnen. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.“
HSV, Bremen, Schalke, Darmstadt liegen bei Zweikämpfen klar vor St. Pauli
Fakt ist jedoch auch, dass die direkte Konkurrenz auf den Spitzenplätzen der Liga – Werder Bremen, der HSV, Darmstadt 98 und Schalke 04 – mit Zweikampfquoten von über 51 Prozent zu den Topteams der Liga in dieser Wertung zählen. Werder, HSV und Schalke bilden derzeit in der Formtabelle (letzte fünf Spiele) die Top drei.
Das anstehende Heimspiel der Kiezkicker ist ein interessanter Maßstab, denn was die Zweikämpfe angeht, liegen St. Pauli und Hannover sowohl bei der Prozentzahl gewonnener Duelle als auch bei der Anzahl der geführten Zweikämpfe fast gleichauf. Es ist ein Spiel, in dem die Gastgeber nicht nur eine höhere Laufleistung als der Gegner anstreben, sondern auch im Duell Mann gegen Mann mindestens auf Augenhöhe sein wollen. Entscheidend ist allerdings, was am Ende auf der Anzeigetafel steht.