Derby-Kommentar: Trotz St. Paulis Klasse – der HSV hat den Punkt nicht gestohlen
Es war ein Derby, das Unentschieden ausging und doch einen klaren Verlierer hatte. Ein Derby, in dem der Plan eines Trainers so gar nicht aufging. Ein Derby, nach dem auch der Frust regierte. Ein Derby aber auch, nach dem der Eine oder Andere sehr optimistisch in die Zukunft schauen darf. Lesen Sie mit MOPO-Plus den Derby-Kommentar unseres Sportchefs Frederik Ahrens.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Und der Verlierer war? St. Pauli. Wer in die Gesichter der Spieler, Trainer und Fans schaute, der konnte zu keinem anderen Urteil kommen.
Der Kiezklub hatte 2:2 verloren gegen den HSV. In fast allen Statistiken lag der FC St. Pauli klar vorn (18:6 Torschüsse, 60 Prozent Ballbesitz, eine um 5,25 Kilometer höhere Laufleistung, 9:3 Ecken, die bessere Passquote), das alles nützte mit Blick aufs Punktekonto: nichts. Und das alles darf auch keinen Schnee in die Derby-Augen streuen.
Walters Schachzüge gehen in der ersten Hälfte nicht auf
Der HSV hat den Punkt am Millerntor nicht gestohlen. Während Experten trefflich darüber streiten durften, ob Schiri Felix Zwayer eines oder gar beide Tore der Kiezkicker hätte zurücknehmen können, waren die Tore des Teams von Trainer Tim Walter ohne Zweifel regulär. Die individuelle Qualität des HSV, sie reichte aus, um mit zwei bockstarken Aktionen das Remis zu holen.
Bei aller Freude aber waren vor allem die mahnenden Worte von Robert Glatzel & Co. nach dem Abpfiff wichtig. Die krasse Unterlegenheit der ersten Hälfte war natürlich der Stärke des Tabellenführers geschuldet, aber eben auch der Tatsache, dass die Schachzüge, die sich Walter überlegt hatte, nicht aufgingen. Der HSV, er wirkte zeitweise wie ein Spielball.
St. Pauli steht vor undankbaren Auswärts-Aufgaben
Das Kabinen-Donnerwetter von fünf Führungsspielern aber verfehlte seine Wirkung nicht. Der HSV zeigte mit seinem Comeback, dass er kein Mentalitätsproblem hat und holte sich in der zweiten Hälfte den nötigen Rückenwind für das Pokalspiel in Berlin und den Hinrunden-Endspurt, in dem er beweisen muss, dass er auch außerhalb der Stadtgrenzen siegen kann.
Das könnte Sie auch interessieren: Aus zwei Gründen: Hürzeler richtig genervt von Pyro-Shows im Derby
St. Pauli hat natürlich weiter die bessere Ausgangsposition und hatte unterstrichen, dass man den besten Fußball der Liga spielt, steht nun aber vor undankbaren Aufgaben. Bei Viertliga-Klub Homburg und in Osnabrück werden die Kiezkicker hoffen müssen, dass sie von allzu winterlichen Bodenverhältnissen verschont bleiben, um ihre Art des Fußballs durchdrücken zu können. Gelingt das, werden die nächsten Siege folgen und der Frust verschwinden – nicht so schnell wie er gekommen ist, dafür aber nachhaltig.