„Das sind die entscheidenden Spieler“: St. Paulis heimliche Leistungsträger
Alles gesagt? Alles geschrieben zur starken Hinrunde des FC St. Pauli, der Super-Serie und dem sensationellen Kalenderjahr? Von wegen. Es fehlt etwas in der Bilanz. Etwas ganz Wichtiges für den braun-weißen Erfolg. Die heimlichen Leistungsträger – oder wie Trainer Fabian Hürzeler betont: die „entscheidenden Spieler“. Unbesungene Helden. Der Grund ist so simpel wie überraschend.
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Alles gesagt? Alles geschrieben zur starken Hinrunde des FC St. Pauli, der Super-Serie und dem sensationellen Kalenderjahr? Von wegen. Es fehlt etwas in der Bilanz. Etwas ganz Wichtiges für den braun-weißen Erfolg. Die heimlichen Leistungsträger – oder wie Trainer Fabian Hürzeler betont: die „entscheidenden Spieler“. Unbesungene Helden. Der Grund ist so simpel wie überraschend: Sie spielen wenig oder gar nicht. Ihr Einfluss ist dennoch groß, denn St. Pauli gewinnt seine Spiele nicht nur am Wochenende, sondern jeden Tag.
25 Pflichtspiele in Serie ohne Niederlage, 74 Punkte im Jahr 2023 – mit Abstand Bestwert. So weit, so grandios. Als Garanten dafür gelten die Dauergäste im Rampenlicht. Jackson Irvine, Marcel Hartel, Eric Smith oder auch Johannes Eggestein. Wichtig sind aber auch jene, die nicht in der Startelf stehen, manchmal für ein paar Minuten eingewechselt werden, nur auf der Bank sitzen oder gar auf der Tribüne. Die Formulierung, ein Spieler spiele keine Rolle, ist beim Kiezklub fehl am Platz.
Für Hürzeler sind die Rollenspieler von St. Pauli die „entscheidenden Spieler“
„Den Spielern, die nicht oder weniger spielen, Wertschätzung entgegenzubringen, ist extrem wichtig“, sagt Trainer Fabian Hürzeler und betont: „Das sind die entscheidenden Spieler.“ Seine Begründung: „Sie halten die Intensität im Training hoch, fordern die Spieler, die viel spielen, am meisten.“ Ein Carlo Boukhalfa, Danel Sinani, Andreas Albers, Etienne Amenyido, Adam Dzwigala oder David Nemeth. Um einige zu nennen.
„Jeder Einzelne ist wichtig und trägt zum Erfolg der Gruppe bei“, sagt Sportchef Andreas Bornemann zur MOPO. Er weiß auch: „Es ist eine Sache, so etwas zu sagen und eine andere, dieses Motto dann auch zu leben.“ Wer Hürzelers und Bornemanns Aussagen als warme Worte oder Phrasen abtut, hat noch kein Training der Kiezkicker besucht und auch keine Ahnung, wie die Mannschaft funktioniert. Trainingsintensität und auch -qualität sind herausragend. Und das gilt auch für den Teamgeist. Die Truppe wirkt wie eine echte Einheit. Das alles ist gewachsen. Kein Phänomen, kein Zufall.
Bornemann: Breiter Kader und das Training entscheidend in dieser Saison
„Wir haben den Plan realisiert, einen Kader zusammenzustellen, in dem durch einen großen Konkurrenzkampf die Qualität der Mannschaft, aber auch des einzelnen Spielers gesteigert wird“, erklärt Bornemann. „Wir haben dadurch eine Breite von großer Qualität, können Ausfälle gut kompensieren. Das ist in einer langen Saison eine wichtige Voraussetzung für Erfolg.“
Resultat: Eine extrem stabile Hinrunde auf hohem Niveau ohne echte Leistungschwankungen trotz zwischenzeitlicher Ausfälle von Topspielern wie Irvine und Smith. Plan aufgegangen. Das Training habe eine „entscheidende Bedeutung“, so Bornemann. Die Tage in der Woche sind das Fundament für St. Paulis Leistungsstärke, der Schlüssel. Training wird auch als tägliche Simulation des Ernstfalls verstanden. Das stählt. Kein Team der Liga wirkt so gut auf die Spiele vorbereitet – körperlich, taktisch, mental – wie St. Pauli.
St. Pauli achtet darauf, dass kein Spieler unzufrieden ist
Voraussetzung: Alle ziehen im Training zu 100 Prozent mit – auch wenn die Chancen Einzelner, am Wochenende zu spielen, bei 50, 20 oder gar nur 0 Prozent stehen. „Natürlich können nicht immer alle spielen und deshalb kann auch nicht jeder zufrieden sein“, weiß Bornemann um die Schattenseiten.
Risiko. Eine logische Gefahr, der entgegengewirkt wird. Mit Wertschätzung. „Darauf achten wir.“ So etwas müsse auch „gut moderiert werden“, sagt Bornemann. Das gelinge dem Trainerteam sehr gut. Auffällig: Immer wieder loben Führungsspieler wie Irvine oder Hartel nach Siegen jene Mitspieler, die nicht zum Einsatz gekommen sind, für ihren täglichen Einsatz und als mitverantwortlich und unverzichtbar für den Erfolg. Oft ungefragt. Öffentlich. Starke Signale.
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Bislang funktioniert dieser Weg sehr gut. Garantien gibt es nicht. Es bleibt abzuwarten, ob bei dem einen oder anderen Reservisten in der Winterpause der Wille zur Veränderung wächst – oder in der Rückrunde der Frust. Gemeinschaftlicher Erfolg ist das beste Gegenmittel.