„Das kotzt mich maßlos an“: Ein Hamburger sorgt für großen Frust bei St. Pauli
Mit Fairness und Gerechtigkeit haben Endstände von Fußballspielen nicht immer zwingend etwas zu tun. Die Erkenntnis ist nicht neu, aber jedes Mal aufs Neue frustrierend, wenn man nach einer Niederlage, die nicht den gezeigten Leistungen entsprach, nach Erklärungen sucht. Und so fielen Eric Smith nach dem 1:2 (1:1) des FC St. Pauli gegen Bayer Leverkusen zunächst auch nur sechs Vokabeln ein: „Mir fehlen ein bisschen die Worte.“
Als der schwache Schiedsrichter Martin Petersen nach einer zehnminütigen Nachspielzeit, in der höchstens zwei oder drei der Ball gerollt war, abpfiff, taten es ihm die meisten der 29.546 Fans am ausverkauften Millerntor gleich. Nicht weil sie enttäuscht gewesen wären von der eigenen Mannschaft, vielmehr hatten alle anderen genervt. Die Gäste, am Schluss bedacht mit „Ihr seid eine Schauspieler-Truppe“-Gesängen, weil alle naselang irgendein Bayer-Akteur zu Boden sank und dringend behandelt werden musste. Und Petersen eben, der kaum etwas gegen die schlimme Zeitschinderei unternahm und auch sonst nicht als Heim-Schiri durchgehen wird. So verschonte er Bayers Jarell Quansah, der bereits früh Gelb gesehen hatte, nach einem klaren taktischen Foul an Mathias Pereira Lage vor dem eigentlich logischen Platzverweis (50.).
„Da pennen wir“: St. Pauli kassiert dumme Gegentreffer
Mit Schuldzuweisungen an Dritte ist beim Kiezklub allerdings niemandem geholfen, und ganz so einfach war die unnötige Niederlage dann auch nicht zu erklären. „Die beiden Gegentore müssen wir ganz klar als Geschenke betiteln“, schimpfte Coach Alexander Blessin. Vor dem 0:1 (25.) hatte der spätere Ausgleichstorschütze Hauke Wahl (33.) einen gut getretenen Freistoß von Alejandro Grimaldo zu klären versucht, Edmond Tapsoba war der Nutznießer, „weil wir nicht sauber durchlaufen. Da pennen wir einfach“, klagte Blessin und wurde in Bezug auf das 1:2 von Ernest Poku (58.) noch deutlicher. „Das Abwehrverhalten kotzt mich maßlos an“, erregte sich der Coach über die Szene, als der Ball über Patrik Schick und Grimaldo zum Torschützen gelangen konnte, „weil wir die innere Linie nicht schließen“. Torschütze Poku wurde übrigens nicht weit entfernt vom Millerntor geboren und verbrachte die ersten Jahre seiner Kindheit in Hamburg.
Kiezklub-Coach Blessin: „Insgesamt ein gutes Spiel“
Es waren, das muss man dazu wissen, die einzigen beiden nennenswerten Abschlüsse des amtierenden Vizemeisters! Ganze fünf Torschüsse tauchten am Ende auf Bayer-Seite auf. „Wir haben wirklich nicht viel zugelassen. Es ist schwierig, das Ganze in Worte zu fassen“, befand Blessin dann auch und hatte „ein insgesamt gutes Spiel mit einer bitteren Niederlage“ gesehen.

Und war damit nicht alleine. „Ich denke, wir hatten wenigstens ein weiteres Tor verdient“, analysierte Eric Smith. Am Ende gehe es in der Bundesliga immer nur um Nuancen. „Es sind kleine Unterschiede“, sagte der Schwede. „Die ersten drei Spiele waren es Kleinigkeiten, die für uns waren, heute gegen uns. Aber so funktioniert halt Fußball.“
St. Pauli vergibt viele Chancen, Bayer gar keine
Auch wenn man das nicht immer logisch nachvollziehen kann. „Es ist einfach bitter“, fand auch Louis Oppie, der noch einen zweiten wunden Punkt ansprach. „Es ist natürlich scheiße, wenn man die Chancen nicht macht“, sagte er vor allem in Bezug auf die extrem dominante Anfangsphase. Schon in Minute zwei hatte Eric Smith eine große Kopfballchance, weitere Gelegenheiten gab es für Andréas Hountondji (11.), Mathias Pereira Lage (13.), Hauke Wahl (19.) und Danel Sinani (20.). „Wenn man davon einen macht, dann ist man im Vorteil und läuft nicht wieder dem Rückstand hinterher“, meinte Oppie.
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Und so blieb unterm Strich „eine wahnsinnig große Enttäuschung“ für Alexander Blessin. Die von ihm geforderte Reaktion auf die Leistung vom 0:2 in Stuttgart sei „richtig gut“ gewesen. „Ich glaube, wir waren in allen Phasen des Spiels richtig gut drin. Es war rundum gut, aber eben eine bittere Niederlage. Ab morgen aber gilt es, den Kopf wieder hochzunehmen in Richtung Bremen.“ Da, so Oppie, werde es nach nun zwei Niederlagen am Stück „unheimlich wichtig zu punkten“.
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