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Ein Zweikampf beim Spiel Liverpool gegen Derby County im Jahr 1972
  • Mit einem 1:0-Sieg gegen Liverpool ebnete Derby County im April 1972 den Weg zur Meisterschaft.
  • Foto: imago/Colorsport

Das hat St. Pauli nicht geschafft: Diese Mannschaft wurde auf Mallorca Meister

Was die Übungswoche auf Mallorca dem FC St. Pauli gebracht hat, werden das Spiel gegen Braunschweig und die Folgewochen zeigen. Eines hat St. Pauli aber nicht geschafft: Ohne ein eigenes Spiel zu bestreiten, auf Mallorca Meister zu werden.

Dieses Kunststück gelang Derby County vor knapp 52 Jahren. Rückblende: Die von Brian Clough trainierte Elf bestreitet ihr letztes Spiel in der englischen Liga 1971/72 zu Hause gegen den FC Liverpool. Liverpool hat den späteren HSV-Star Kevin Keegan, aber Derby hat John McGovern. Und der trifft in der 62. Minute zum 1:0-Sieg.

Schöner Erfolg, aber wohl zu spät. Oder auch zu früh. Denn weil noch Nachholpartien ausstehen, ist Derbys Tabellenführung nur eine Momentaufnahme. Sowohl Liverpool als auch Leeds United können noch an den „Widdern” aus Nordengland vorbeiziehen.

Champagner statt Chancen bei Derby County

Aber auch der wahrscheinliche dritte Platz muss gefeiert werden. Die Mannschaft fliegt Anfang Mai mit Co-Trainer Peter Taylor nach Cala Millor an die Ostküste Mallorcas, rund 80 Kilometer von St. Paulis aktuellem Ausweich-Trainingsplatz entfernt. Dort geht es weniger um Chancen als vielmehr um Champagner. Die Spieler feiern ausgelassen am Hotelpool und posieren mit Sombreros für die Fotografen. Die Tabelle der „Division One” scheint weit weg.

Am Montag, den 8. Mai steigt aber doch die Nervosität. Wenn Liverpool nicht gewinnt und Leeds sogar verliert, dann, ja dann … Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber Co-Trainer Taylor ruft vom Hotel aus in England an und lässt den Telefonhörer auf der anderen Seite ganz nah ans Radio halten, um die Fußballberichte zu verfolgen. Die Seekabel zwischen England und Spanien sind anfällig, immer wieder kommt es zu Störungen in der Festnetzleitung. Knick, Leeds verkürzt, knack, Liverpool noch ohne Tor, knick, knack, Yorath mit der Ausgleichschance für Leeds …

Teure Telefonate – und am Ende das glückbringende

Lange vor der Mobiltelefonie ist es die Zeit von staatlichen Postgesellschaften, die jeweils ein Telefonmonopol für ihr Land besitzen und die Preise festsetzen. Wer tagsüber ein paar Minuten von Hamburg nach München telefoniert, ist schnell zehn Mark los. Die 2000 Kilometer von Mallorca nach Nordengland zu überbrücken, ist komplizierter – und teurer.

Doch als Taylor für sein Telefonat ein kleines Vermögen ausgegeben hat, kennen er und die um ihn versammelten Spieler die beiden Ergebnisse: Arsenal – Liverpool 0:0, Wolverhampton – Leeds 2:1. Derby County ist mit einem Punkt Vorsprung englischer Meister! „Die Nacht war großartig”, berichtet Mittelfeldspieler Alan Durban von den folgenden Feiern.

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Um ein Haar verläuft sie aber auch tragisch, weil ein Derby-Spieler gar nicht gut behütet ist. Beim meisterlichen Sprung in den Swimmingpool wird er von der Hutschnur seines Sombreros im Wasser fast stranguliert. Seine Kollegen können ihn gerade noch befreien. Er hat an diesem 8. Mai 1972 doppelt Glück.
„Keiner von uns hat geglaubt, dass wir auf Mallorca Meister werden”, erinnert sich Derby-Stürmer John O’Hare Jahrzehnte später gegenüber der „Daily Mail”. Doch sie wurden es. Am Pool und am Telefon.

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