„Dafür muss ich performen”: Wie Achterbahn-Fahrer Nemeth wieder nach oben will
David Nemeth fiebert Osnabrück entgegen. „In Testspielen kann man sich gut beweisen“, sagt der 22-jährige Verteidiger: „Ich will spielen, dafür muss ich performen.“ Am Freitag im 150-Minuten-Test gegen den Zweitliga-Konkurrenten dürfte er die Chance erhalten, dem Trainerteam zu zeigen, dass er mehr sein kann als nur ein Abwehrspieler auf Abruf. Wie er wieder wichtig werden will, weiß er genau.
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David Nemeth fiebert Osnabrück entgegen. „In Testspielen kann man sich gut beweisen“, sagt der 22-jährige Verteidiger: „Ich will spielen, dafür muss ich performen.“ Am Freitag im 150-Minuten-Test gegen den Zweitliga-Konkurrenten dürfte er die Chance erhalten, dem Trainerteam zu zeigen, dass er mehr sein kann als nur ein Abwehrspieler auf Abruf.
Denn das ist Nemeth seit September, als er gegen Schalke 04 die letzten zwei seiner insgesamt 137 Einsatzminuten absolvierte. Das Trio Eric Smith, Hauke Wahl und Karol Mets ist in der braun-weißen Defensive nahezu unantastbar, und als ersten Ersatz hat Nemeth noch Adam Dzwigala vor sich. „So viele Spiele habe ich nicht gemacht“, räumt der Burgenländer ein, der vor anderthalb Jahren von Mainz 05 zum Kiezklub kam.
St. Paulis Fußball passt perfekt zu Nemeths Spielweise
In seiner Premieren-Saison absolvierte er acht Spiele am Stück, ehe er sich in Braunschweig eine Schambeinentzündung zuzog, die ihn monatelang ausfallen ließ. Jetzt ist er fit, sitzt aber auf der Bank. Dabei passt er mit seiner Übersicht und den Fähigkeiten im Spielaufbau eigentlich prima ins System von Trainer Fabian Hürzeler.
„Unsere Art, Fußball zu spielen, finde ich richtig cool, das gibt es nicht so oft“, sagt Nemeth: „Viel Ballbesitz, viel Ruhe, das mag ich alles. Aber man muss eben sagen, dass die anderen es auch sehr gut machen.“ Am Zweikampfverhalten und an seiner Positionierung müsse er noch arbeiten, räumt Nemeth selbstkritisch ein.
Mit 14 den knappen Sprung in die Akademie – Mit 17 Angebot vom AC Mailand
Es ist nicht der erste Rückschlag für ihn, der trotz seiner jungen Jahre schon viele Aufs und Abs erlebt hat. Sein Karriereverlauf gleicht einer der vielen Achterbahnen im Vergnügungspark „Terra Mitica“, der sich in Sichtweite von St. Paulis Trainingsplätzen in Benidorm befindet.
Mit Zwölf kickte er nur in der Reserve-Jugend des UFC St. Georgen, schaffte mit 14 aber doch den Sprung in die Fußballakademie Burgenland, die Nachwuchsschmiede des damaligen österreichischen Erstligisten SV Mattersburg. Für die Mattersburger Profis debütierte er mit 17, nachdem er zuvor ein Angebot des AC Mailand ausgeschlagen hatte. „Ein Mitspieler, der aus Mailand kam, hat mir erzählt, dass in Italien mit Jugendspielern anders umgegangen wird“, erklärt Nemeth, warum er sich damals gegen Milan entschieden hat: „Ich habe mich in Mattersburg wohlgefühlt und gesehen, dass der Verein mit mir arbeiten will.“
Von Mattersburg zu Mainz 05 – dann nach Graz
Doch das ging nicht lange gut. Im Sommer 2020, Nemeth war gerade 19 geworden, platzte die Bombe. Der Hauptsponsor, eine lokale Bank, hatte den Verein über Jahre mit Geld aus fiktiven Konten gefüttert. Mattersburg verschwand aus dem Profifußball, die Spieler standen auf der Straße. „Ich bin noch gut davongekommen”, erinnert sich Nemeth: „Jahrelange Freunde, die gerade auf dem Sprung zu den Profis waren, mussten plötzlich einen anderen Verein finden.“
Das Abwehrtalent wurde von Mainz verpflichtet und zu Sturm Graz ausgeliehen, wo Nemeth zum Stammspieler wurde und mit den Grazern 2021 auf Platz drei einlief – einen Platz vor Johannes Eggestein, der damals für den Linzer ASK auf Torejagd ging.
Seitdem ist vor allem Geduld gefordert. „Mit den Rückschlägen habe ich gemerkt, dass ich immer versuchen will, den Spaß am Fußball beizubehalten“, hat St. Paulis Nummer vier als Lehre gezogen: „Das hat mir damals geholfen und darin sehe ich eine Stärke von mir. Wenn ich mir nicht so großen Druck gemacht habe, habe ich am besten gespielt.“
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Die vielen Aufs und Abs – Nemeth will sie als Erfahrung nutzen. „Wir sind alle reif genug, um zu wissen, was man alles geben muss“, sagt er über die Rückrunden-Aussichten des FC St. Pauli: „Und das werden wir tun.“ Der Ostösterreicher („Das Burgenland ist richtig untypisch für Österreich, weil es extrem flach ist“) will seinen Teil dazu beitragen. Das Schöne an einer Achterbahn ist, dass es nach einer Talsohle grundsätzlich aufwärts geht. Wie im nahen Vergnügungspark. Es muss ja nicht das Modell „Inferno“ sein.