• Lukas Daschner (l.) und Finn Ole Becker bei der Ankunft im Hotel Melia Villaitana in Benidorm
  • Foto: WITTERS

Corona-Fälle, Werder-Absage: Warum St. Pauli trotzdem nach Spanien reiste

So ganz sicher konnte man sich bis zum Ende nicht sein. Fliegen sie nun oder fliegen sie nicht? Sie flogen. Gestern Nachmittag hob St. Paulis Tross ab in Richtung Spanien, in Richtung Trainingslager, in Richtung Hochrisiko-Gebiet. Es war eine Anreise mit Hindernissen, ein Tag mit positiven und deshalb negativen Begleiterscheinungen: Erst cancelte Flugreise-Partner Werder Bremen seine Pläne wegen fünf Corona-Fällen, kurz darauf vermeldete auch der Kiezklub derlei zwei und flog dennoch ins Risiko, um das Risiko zu minimieren. 

Klingt paradox, ist aber so. Es sei ein Abwägen gewesen, hatte Timo Schultz in einer digitalen Presse-Runde am Neujahrstag gesagt. Dabei kam heraus, dass „wir einfach die Vorteile deutlich in der Überzahl sehen“. Einer dieser Vorzüge ist für den FC St. Pauli die sogenannte Blase, innerhalb derer sich die Spieler in Spanien bis nächsten Sonntag bewegen und die den bestmöglichen Schutz vor einer Ansteckung bieten soll. Niemand raus, niemand rein, bitte auch keine ungebetenen Aerosole.

„Man könnte es ein bisschen vergleichen mit dem Quarantäne-Hotel, das ja letztes Jahr sogar angeordnet wurde“, erklärte Schultz, da mit Blick auf die Anreise noch in der Annahme, dass „wir ja auch nicht im Linien-Flieger, sondern mit Werder Bremen zusammenfliegen, wo die Garantie besteht, dass alle Personen getestet sind“.

Werder Bremen nimmt nach Corona-Fällen Rücksicht

Dieses Testen gereichte Werder am Sonntagmorgen allerdings zum Schlecht-Testen und erwähnte Garantie sorgte für die Erkenntnis, dass nicht nur alle untersucht sind, sondern auch fünf angesteckt mit dem Virus: Die Infektionen von Niclas Füllkrug, Jean-Manuel Mbom, Milos Veljkovic, Marco Friedl und Reha-Trainer Marcel Abanoz hatten zur Folge, dass Bremen seine Reise nach Murcia absagte. Die Entscheidung sei alternativlos und das Risiko vorhanden, erklärte Sportchef Frank Baumann, dass es in den nächsten Tagen weitere Fälle gebe. „Auch mit Blick auf den gemeinsamen Flug mit dem FC St. Pauli mussten wir verantwortungsvoll handeln.“

Dass St. Pauli mit Luca Zander, der laut Verein „rund um Weihnachten“ ein positives Ergebnis erhalten hatte, und Athletik-Trainer Karim Rashwan ebenfalls zwei Fälle trotz jeweils dreifacher Impfung zu verzeichnen hat, war der Öffentlichkeit zum Zeitpunkt der Bremer Mitteilung noch gar nicht bekannt, hatte dann aber auch keinen Einfluss auf die Reisepläne, die das Team nach dem Flug „sofort ins Hotel“ führte. 

Düsseldorf und Sandhausen haben ihre Reisen abgesagt

„Dort haben wir unseren eigenen Komplex“, erklärte Schultz. „Daher, glaube ich, ist die Wahrscheinlichkeit, sich in Spanien anzustecken, wo man nur noch unter sich ist und die Jungs auch wirklich immer beisammenhat, wahrscheinlich sogar geringer als in Hamburg, wo man, wenn die Jungs das Trainingsgelände verlassen, nicht mehr wirklich die Handhabe hat und weiß: Was machen sie? Mit wem treffen sie sich?“, beschrieb der Übungsleiter das Risiko-Paradoxon vor der Reise in das Land, in dem die Sieben-Tage-Inzidenz an Silvester 1233,8 betrug. 

Dieser Wert und die Situation in Spanien hatten bereits zuvor Fortuna Düsseldorf und den SV Sandhausen dazu bewogen, ihre dort geplanten Trainingslager abzusagen. Bei beiden Klubs gibt es aktuell keine Infizierten. Der Karlsruher SC trat seine Reise trotz eines Corona-Patienten ebenso an wie der HSV (zwei Infizierte) und der 1. FC Heidenheim (aktuell kein Corona-Fall). 

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Bei St. Pauli sprachen neben der Ansteckungs-Frage auch Wetter und bessere Trainings-Möglichkeiten durch dauerhaftes Beisammensein für die Reise. Und falls Spanien doch noch zum Virusvariantengebiet erklärt wird, sei alles geregelt. „Wir sind“, sagte Schultz, „vorbereitet für den Fall der Fälle.“

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