„Braunes Gesocks“: Warum Thomas Meggle St. Paulis nächsten Gegner feiert
Es kommt nicht so häufig vor im Fußball, dass Fans eines Vereins den Trainer des nächsten Gegners ihrer Mannschaft abfeiern – noch dazu für eine öffentliche Wutrede. Nicht nur beim Anhang des FC St. Pauli hat Alexander Zorniger, Coach der SpVgg Greuther Fürth, wenige Tage vor dem Auswärtsspiel der Kiezkicker im Ronhof viele Sympathien gewonnen, weil er nach rassistischen Beleidigungen gegen einen seiner Spieler in einer für die Branche ungewöhnlichen Schärfe klare Kante gegen Rechts zeigte. Eine St. Pauli-Legende überrascht das gar nicht.
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Es kommt nicht so häufig vor im Fußball, dass Fans eines Vereins den Trainer des nächsten Gegners ihrer Mannschaft abfeiern – noch dazu für eine öffentliche Wutrede. Nicht nur beim Anhang des FC St. Pauli hat Alexander Zorniger, Coach der SpVgg Greuther Fürth, wenige Tage vor dem Auswärtsspiel der Kiezkicker im Ronhof viele Sympathien gewonnen, weil er nach rassistischen Beleidigungen gegen einen seiner Spieler in einer für die Branche ungewöhnlichen Schärfe klare Kante gegen Rechts zeigte. Eine St. Pauli-Legende überrascht das gar nicht.
Als die denkwürdigen Worte erste Wellen schlugen und Thomas Meggle im Urlaub an der Nordsee davon Wind bekam, schnappte er sich sein Handy und schrieb Zorniger eine SMS. „Ich habe ihm geschrieben, dass ich es großartig finde, was er gesagt hat und dass er es so deutlich gesagt hat – weil ich es ganz genauso sehe“, berichtet Meggle im Gespräch mit der MOPO.
Fürth-Trainer Zorniger erntet viel Lob für die klare Kante gegen Rechts
Dazu muss man wissen: Ex-Profi Meggle (48), Funktionär beim schottischen Zweitligisten Dunfermline AFC, kennt Zorniger seit mehr als zehn Jahren und ist seit 2017 auch dessen Berater. Über die Jahre hat sich eine Freundschaft entwickelt. „Alex hat gesagt, was gesagt werden muss. So kenne und schätze ich ihn.“
Ex-Kiezkicker Meggle ist eng befreundet mit Zorniger
Der zornige Zorniger hatte auf der Pressekonferenz nach dem DFB-Pokalspiel seiner Fürther beim Halleschen FC (1:0) rassistische Beleidigungen von den Tribünen gegen seinen Spieler Julian Green öffentlich gemacht und mit deutlichen Worten mehr Zivilcourage auf den Rängen gefordert.
„Wenn jemand das dritte oder vierte Mal ‚Affe‘ zu einem Spieler sagt, dann muss ich einfach sagen: ‚Halt die Klappe! Ich kann’s nicht mehr hören’“, so Zorniger, der die Rufer „Vollpfosten“ nannte und sich in Rage redete. „Aufstehen und sagen: Das geht nicht! Wir sind ein tolles Land und entsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann bekommt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das darf nicht passieren. Das ist der Job von uns und nicht von der Regierung oder von Institutionen.“
Meggle überrascht der Auftritt Zornigers, der für Aufsehen sorgte und viel Zustimmung bekam, nicht. „Das passt zu Alex, denn er ist gradlinig und meinungsstark, nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund.“
Meggle drückt Fürth gegen St. Pauli die Daumen
Zwiegespalten blickt Meggle der Partie am Samstag in Fürth entgegen, wie er sagt. Der FC St. Pauli liege ihm nach vielen Jahren als Spieler, Trainer und Sportchef am Herzen und er ist als Dauerkarteninhaber regelmäßig am Millerntor, aber „ich freue mich, wenn Alex gewinnt“, gibt Meggle zu. „In diesem Fall steht mir der Mensch und Freund näher als der Verein.“ Dem Kiezklub traut Meggle eine „starke Saison“ zu. „St. Pauli wird genügend Punkte woanders holen, gewinnt dann einfach die folgenden zwei Spiele wieder“, sagt er mit einem Grinsen.
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Keinerlei Verbindung gibt es übrigens zwischen Meggle und der jüngsten St. Pauli-Verpflichtung Scott Banks. Der spielte 2021 für eine halbe Saison auf Leihbasis für Dunfermline. An dessen Transfer hatte Meggle damals mitgewirkt. Aber: „Ich habe St. Pauli keinen Tipp gegeben“, versichert Meggle, dessen Verein im Juni Testspielgegner seines Ex-Klubs in Schottland war. Seine Einschätzung zum Schotten-Stürmer: „Er ist ein spannender Spieler, der dribbelstark, flink und wendig ist und einer Defensive Probleme machen kann.“