Ein rosafarbenes FC Palestina-Trikot

Diese rosafarbene Version des FC Palestina-Trikots trug St. Pauli-Kapitän Jackson Irvine auf einem Festival. Foto: fcpalestina.com

Böhmermann äußerte sich: Was steckt hinter dem Trikot, das Irvine Ärger brachte?

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Es ist das Kleidungsstück, das die bis heute vorherrschenden Misstöne in der Beziehung zwischen Jackson Irvine und Teilen der Fans des FC St. Pauli hervorgerufen hatte. Daran, dass der Australier das Trikot des fiktiven „FC Palestina“ bei einem Festivalbesuch getragen und Fotos davon kurzzeitig publik gemacht hatte, stoßen sich etliche Menschen. Aber was steckt eigentlich tatsächlich für eine Botschaft hinter dem Textil? Und vor allem: welche nicht? Beim RBB ging man auf Spurensuche – mit durchaus interessanten Ergebnissen.

Irvine ist nicht allein mit dem Problem einer Vorverurteilung wegen des Tragens des Shirts. Der Rapper „Chefket“ hatte eigentlich im Rahmen von Jan Böhmermanns Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ auftreten sollen, war dann aber ausgeladen worden – weil er das „FC Palestina“-Trikot in verschiedenen Ausführungen auf mehreren Postings bei Instagram getragen hatte. Vorwurf: Antisemitismus. Böhmermann selbst hatte diesen nicht ausgesprochen, sondern nur gesagt, er fände „das Trikot von Chefket scheiße“. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hingegen bezeichnete das Shirt deutlich als „antisemitisch“. Zu Recht? Oder macht man es sich zu einfach mit einem solch pauschalen Urteil?

Ein Symbol auf dem Trikot wird antisemitisch gedeutet

„Die Trikots gibt es schon deutlich länger als die aktuelle Eskalation in Nahost“, heißt es beim RBB, vertrieben würden sie bereits seit 2015. Es gebe sie in Weiß und Schwarz, mit roten und grünen Streifen auf der Vorderseite, einer Palästina-Flagge auf der einen und einer stilisierten Nummer elf auf der anderen Brust, aber auch in bunter mit verschnörkelten Mustern, wie zum Beispiel Irvine eines trug. Die Nummer elf ist das Symbol, das von einigen als antiisraelisch gedeutet wird. Beide Einsen sind stilisiert als Umriss des ehemaligen Palästina. Die Umrisse des Staates Israel sind nicht abgebildet. Was für einige Menschen nur einen Schluss zulässt: Damit würde das Existenzrecht Israels abgesprochen.

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In Postings auf Social Media, die auch von „FC Palestina“ geteilt wurden, wird ein Mann namens Zahid Hayat als Gründer genannt. Der sei auch vom englischen Fußball-Lifestyle-Blog „Urban Pitch“ 2021 als Gründer der Marke porträtiert worden. Zahid Hayat, heißt es in dem Text, habe die Marke nebenbei aufgebaut, hauptberuflich sei er in der IT-Branche tätig. Fußballtrikots hätten ihn schon seit der Jugend fasziniert, „seine ersten Designs waren deshalb inspiriert von Shirts aus den 1990er Jahren“, schreibt der RBB. Das zeige, wie unterschiedlich die Perspektiven auf das Kleidungsstück seien: Während Weimer es als „antisemitisch“ bezeichnet, werde das Trikot auch schlicht als popkulturelles Kleidungsstück mit politischer Message dargestellt. Vor allem in der Hip-Hop-Szene habe das Trikot längst einen Mode-Status erreicht.

Trikot „Modeobjekt mit politischer Bedeutung“

Unterm Strich sei es „zu pauschal“, jedem Menschen, der es trägt, Antisemitismus zu unterstellen. So lautet die Einschätzung des Konfliktforschers Jannis Grimm von der Freien Universität Berlin. Eine eindeutig aggressive Konnotation könne eigentlich nur dann vorausgesetzt werden, wenn vom Träger des Trikots auch feindselige Parolen gerufen würden. Der Kartenumriss des historischen Palästina sei bereits seit Jahrzehnten Teil palästinensischer Symbolik. Das Trikot als Kleidungsstück schätzt Grimm deshalb „in der überwiegenden Praxis nicht als aggressives Protestsymbol“ ein, „sondern als Modeobjekt mit politischer Bedeutung“.

Tragen des Palestina-Trikots ist nicht strafbar

Gegen eine Interpretation, wie sie unter anderem Kulturstaatsminister Weimer bevorzugt, spricht noch etwas anderes. Der RBB erkundigte sich bei der Polizei, ob das Tragen des Trikots verboten sei, und erhielt die Antwort, dass „strafbare Inhalte nach derzeitigem Stand nicht festgestellt“ werden konnten.

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