Drin! Dirk Zander schenkt Oliver Kahn 1991 das 1:0 ein.
  • Drin! Dirk Zander schenkt Oliver Kahn 1991 das 1:0 ein.
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Blitz-Rekord und Radio-Jubel: Die größten Spiele von St. Pauli und Karlsruhe

„Wir haben in Karlsruhe immer gut ausgesehen, seit ich das mache“, blickte St. Pauli-Trainer Timo Schultz optimistisch auf das Gastspiel seiner Elf beim KSC. Ein 3:1 und ein 0:0 stehen unter seiner Regie zu Buche. Geschichte geschrieben haben allerdings andere Duelle beider Vereine – meist aber auch mit gutem Ausgang für den FC St. Pauli.

Am 12. April 1991 wurden 19.330 Zuschauer:innen am Millerntor zu Zeug:innen der Bundesliga-Geschichte. Kaum war das Freitagabend-Flutlicht angeschaltet, da führte St. Pauli auch schon 2:0. Dirk Zander hatte in der ersten und vierten Minute zugeschlagen und damit den damals schnellsten Doppelpack der Bundesliga erzielt – immerhin gegen Oliver Kahn, der später noch zu einem ganz passablen Bundesliga-Torwart werden sollte … Davon waren beide Mannschaften so beeindruckt, dass in den folgenden 86 Minuten nicht mehr viel passierte und St. Pauli einfach 2:0 gewann. 

1996 sichert sich St. Pauli in Karlsruhe den Bundesliga-Klassenerhalt

Umkämpfter war das Geschehen am 11. Mai 1996. Holger Stanislawski brachte St. Pauli im Wildpark in Führung, doch Sean Dundee und Thomas Häßler drehten das Spiel für den hochkarätig besetzten KSC, der um die Europapokal-Teilnahme kämpfte und im DFB-Pokal-Endspiel stand. Christian Springer sorgte mit seinem Treffer zum 2:2-Endstand in der 78. Minute für Jubel unter den mitgereisten St. Pauli-Fans. Dieser Punkt sicherte den bis heute letzten Erstliga-Klassenerhalt einer braun-weißen Mannschaft. Karlsruhe hingegen verspielte auf den letzten Metern den UEFA-Cup-Platz und verlor das Pokalfinale gegen Absteiger Kaiserslautern.

„Wie steht’s in Karlsruhe?“ Das Millerntor wird zum Radio-Stadion

Vier Jahre später standen die Karlsruher längst als Absteiger fest – und zwar als Zweitliga-Absteiger. Dennoch gewannen sie am 26. Mai 2000 mit einem Unentschieden ganz viele Herzen im 500 Kilometer entfernten St. Pauli. Ihr 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers am letzten Spieltag ermöglichte erst die dramatische Rettung der Kiezkicker durch das Last-Minute-Tor von Marcus Marin zum 1:1 gegen Oberhausen. Im Vor-Smartphone-Zeitalter wurden Radiohörer am Millerntor während der Schlussphase fast im Sekundentakt mit der Frage „Wie steht’s in Karlsruhe?“ konfrontiert. Der Karlsruher Ausgleich brachte St. Pauli sofort Glück – und mittelbar auch den KSC-Torschützen Moudachirou Amadou, der ein Jahr später ans Millerntor wechselte.

Gleich ein Torfestival: 1973 treffen sich St. Pauli und Karlsruhe zum ersten Mal

Das für St. Pauli bedeutendste Spiel des Karlsruher SC fand also kurioserweise gar nicht gegen St. Pauli statt. Das allererste Mal trafen sich beide Vereine übrigens in der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1973. Nach einem 2:2 am Millerntor lag St. Pauli im Rückspiel nach drei Minuten schon 0:2 zurück, gewann aber dank dreier Treffer von Alfred Hußner, einem Tor von Manfred Waack und dem Siegtor durch Rolf Höfert in der 77. Minute noch mit 5:4 – es blieb bis heute das torreichste Spiel zwischen beiden Klubs.

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Trotz des spektakulären Auswärtssiegs lachte schließlich ein Dritter: Fortuna Köln stieg in die Bundesliga auf. St. Pauli und Karlsruhe verpassten den Sprung in die Beletage. Das freilich dürfte sich, unabhängig vom Ausgang des letzten Hinrunden-Spiels, in dieser Saison wiederholen.

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