„Beides ist Unsinn“: Klare Göttlich-Ansage zu St. Paulis Krise und Blessins Job
Bestenfalls ist es ein frischer Start. Nach dem langen freien Wochenende startete die Mannschaft des FC St. Pauli am Montag in die neue Trainingswoche. Ohne die Nationalspieler und möglicherweise mit neuem Mut nach der jüngsten Serie von sieben Niederlagen. Vor dem anstehenden Heimspiel gegen Union Berlin am Sonntag (17.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) wächst der Druck. Auch auf Trainer Alexander Blessin, dem die Wende gelingen muss. Von Präsident Oke Göttlich gab es klare Ansagen.
Natürlich waren die sportliche Talfahrt der Braun-Weißen und die brenzlige Situation im Klassenkampf Thema auf der Mitgliederversammlung. Die lange Phase der Erfolglosigkeit nach dem hervorragenden Start in die Saison hatte zuletzt auch hörbar auf die Stimmung im Stadion gedrückt, was wiederum in den Fokus gerückt war. Auch die Kritik am Coach ist lauter geworden. Nur logisch, dass der Präsident auf der Versammlung auf die sportliche Misere einging.
St. Pauli-Präsident Göttlich: „Bundesliga ist gnadenlos“
„Die Bundesliga ist gnadenlos“, betonte Göttlich auf der Versammlung. „Um zu bestehen, muss alles stimmen.“ Derzeit stimmt zu wenig, offenbart die Mannschaft zu viele Defizite. „Wir brauchen Klarheit – und den Willen sowie das Vermögen, gemeinsam durch schwierige Phasen zu gehen, wie derzeit. Wir akzeptieren Rückschläge, um daraus zu lernen, um besser zu werden. Aber wir definieren uns nicht über sie.“
Den bisherigen Saisonverlauf, der auch die braun-weiße Stimmungskurve beschreibt, ließ der Präsident pointiert Revue passieren. „Nach drei Spieltagen sahen uns einige bereits im Europapokal, nach zehn Spieltagen schreiben uns andere schon ab“, sagte der 49-Jährige und fasste zusammen: „Beides ist Unsinn.“ Aufgabe der Verantwortlichen sei, „kühlen Kopf zu bewahren und Erfolge und Rückschläge vernünftig einzuordnen“.
Bei den Kiezkickern beschwören sie den Zusammenhalt
Sieben Niederlagen in Serie sind dennoch mehr als eine Delle, auch wenn das Wort Krise bei St. Pauli niemand in den Mund nehmen wird. Die Lage ist besorgniserregend, wie zuletzt auch Spieler eingeräumt hatten. Göttlich stellte bei der Versammlung stattdessen die positiven Aspekte heraus – das Erreichen des Achtelfinals im DFB-Pokal sowie die Tatsache, dass St. Pauli im zweiten Jahr in der Bundesliga spielt – und beschwor kämpferisch den Zusammenhalt. „Wir werden und wir müssen alles reinwerfen, um als Gruppe und Kollektiv die Klasse erneut zu halten. Genau das werden wir tun!“

Ganz konkret ging Göttlich auf die Arbeit der sportlichen Leitung ein. Im Namen des Präsidiums dankte er „Alexander Blessin, dem Team, dem Staff an der Kollau und natürlich unserem Sportchef Andreas Bornemann“ für die geleistete Arbeit und ihren Einsatz: „Ihr habt unseren FC St. Pauli weiterentwickelt und sportliche Ambition mit Mut, Klarheit und Verantwortung in den Vordergrund gerückt. Nicht nur bis heute, sondern auch mit Blick auf die Zukunft. Ihr habt unsere volle Rückendeckung!“
Rückendeckung für Trainer Blessin und Boss Bornemann
Das ist ein öffentlicher Vertrauensbeweis. Auch eine Job-Garantie? Die gibt es im schnelllebigen Fußball-Business nicht, dessen Gesetzmäßigkeiten sich auch ein andersdenkender Verein wie St. Pauli früher oder später unterwerfen muss, wenn der sportliche Erfolg langfristig ausbleibt. Noch haben die Verantwortlichen die Hoffnung und auch die Überzeugung, dass das Ruder in der aktuellen Konstellation gemeinsam herumgerissen werden kann.
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Als die Mitgliederversammlung gerade vom Versammlungsleiter Kristian Heiser offiziell beendet worden war, schnappte sich Göttlich noch schnell ein Mikrofon und forderte die im Aufbruch begriffenen Mitglieder auf: „Wir wollen unsere Wünsche an die Kollau schicken, damit wir die ganze Kraft in die nächsten Spiele mitgeben, um wieder ins Punkten zu kommen. Forza St. Pauli!“ Großer Applaus. An Rückendeckung mangelt es Mannschaft und Trainer nicht. Jetzt muss auf dem Rasen abgeliefert werden.
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