Aufstieg, Rettung, Pokal-Drama: Die sechs größten St. Pauli-Spiele gegen Nürnberg
Der 1. FC Nürnberg war mit neun gewonnenen Titeln lange Zeit deutscher Rekordmeister, der FC St. Pauli hat nicht ganz so viele Erfolge vorzuweisen. Aber natürlich gehört die Begegnung beider Vereine zum Besten, was der Fußball außerhalb von Fürth zu bieten hat.
Anlässlich des Aufeinandertreffens am Sonntag blickt die MOPO auf sechs besonders bedeutende Spiele zwischen den Kiezkickern und dem Club zurück.
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Der 1. FC Nürnberg war mit neun gewonnenen Titeln lange Zeit deutscher Rekordmeister, der FC St. Pauli hat nicht ganz so viele Erfolge vorzuweisen. Aber natürlich gehört die Begegnung beider Vereine zum Besten, was der Fußball außerhalb von Fürth zu bieten hat.
Anlässlich des Aufeinandertreffens am Sonntag blickt die MOPO auf sechs besonders bedeutende Spiele zwischen den Kiezkickern und dem Club zurück.
Nürnberg, 14. Februar 2021 – St. Pauli gewinnt 2:1
Die jüngste von insgesamt 39 Begegnungen fand aus St. Pauli-Sicht direkt nach einem Heimsieg gegen Sandhausen statt. Der Ex-Nürnberger Guido Burgstaller brachte St. Pauli kurz vor der Pause in Führung, der heutige Stuttgarter Omar Marmoush legte in der 65. Minute nach. Das Nürnberger Tor durch Dennis Borkwoski (77.) konnte der Kiezklub verschmerzen – es langte auch so zum dritten Sieg in Folge, mit dem sich das abstiegsbedrohte St. Pauli Luft verschaffte, in der Tabelle auf Platz 13 kletterte und damit Nürnberg überholte. Aus der damaligen Startelf spielen noch acht Kicker beim FC St. Pauli, lediglich Dejan Stojanovic, Rodrigo Zalazar und eben Marmoush sind anderweitig beschäftigt.
Hamburg, 17. April 2015 – St. Pauli gewinnt 1:0
St. Pauli steckte in höchster Abstiegsnot, es war das sechstletzte Spiel der Saison. Schon ein Unentschieden hätte die Braun-Weißen hinter Aue und Aalen auf den letzten Tabellenplatz abrutschen lassen – und genau danach sah es vor 23.584 Zuschauern lange aus. Sehr lange. Bis zur 90. Minute, als Dennis Daube einen Eckball auf Lasse Sobiech zirkelte und dieser zum vielumjubelten 1:0 einköpfte.
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Zuvor hatten die Nürnberger einige Großchancen vergeben, auch ein Stürmer namens Guido Burgstaller traf das St. Pauli-Tor einfach nicht. Der Sieg war schmeichelhaft, vor allem aber extrem wichtig. Mit drei Siegen aus den letzten fünf Spielen, darunter ein 1:0 gegen RB Leipzig, lief St. Pauli auf dem rettenden Platz 15 ein. Zwei Punkte weniger, und es wäre Abstiegsplatz 17 geworden …
Nürnberg, 20. Mai 2001 – St. Pauli gewinnt 2:1
Das Spiel der Spiele aus braun-weißer Sicht. Vor der Saison als „Absteiger Nummer eins“ tituliert, konnte der Kiezklub mit einem Sieg in Nürnberg den sensationellen Bundesliga-Aufstieg schaffen. Nürnberg war schon aufgestiegen, ging aber durch Pavel David nach neun Minuten in Führung. Dubravko Kolinger glich kurz vor dem Pausenpfiff aus, doch im Laufe der zweiten Hälfte wurde klar, dass ein 1:1 nicht zum Aufstieg reichen würde. Die Mischung aus alten Haudegen (Holger Stanislawski, André Trulsen), anderswo Gestrauchelten (Marcel Rath, Daniel Scheinhardt) und überragenden Talenten (Zlatan Bajramovic, Ivan Klasnic, Christian Rahn) warf alles nach vorn.
In der 76. Minute knallte Rath den Ball an die Nürnberger Latte, den Abpraller köpfte mit Deniz Baris ein weiteres Talent in die Maschen. 2:1, das Tor zum Aufstieg! Während die mitgereisten St. Pauli-Fans die Sekunden herunterzitterten, waren die Nürnberger ganz gemächlich. Kurz vor Schluss wurde ihr ehemaliger Nationaltorwart Andreas Köpke ausgewechselt und drehte erstmal eine Ehrenrunde, bevor das Spiel weiterging. Das hat vielen St. Pauli-Fans noch mehr Fingernägel gekostet, doch es langte. Der Absteiger Nummer eins hatte sich als Aufsteiger entpuppt.
Hamburg, 12. September 1992 – St. Pauli verliert 2:3 n.V.
Auch damals schon hütete Andreas Köpke den Nürnberger Kasten, doch im Mittelpunkt stand sein Gegenüber Klaus Thomforde. Durch Tore von Klaus Ottens (9.) und Jürgen Gronau (53.) für St. Pauli sowie Uwe Rösler (11.) und Dieter Eckstein (42.) für den Club stand es nach 90 Minuten 2:2 – Verlängerung im DFB-Pokal-Duell. Dort erhielt Thomforde den Ball von einem Mitspieler, durfte diesen aber nicht einfach aufnehmen – die FIFA hatte gerade die Rückpassregel eingeführt. St. Paulis langjähriger Keeper musste den Ball also mit dem Fuß weiterspielen, trat aber in den Rasen, sodass die Kugel nur ein wenig hoppelte – und zwar genau zum Nürnberger Rainer Zietsch, der zum 2:3 einschob. Da Köpke zudem einen Sahnetag erwischt hatte, blieb auch die St. Paulianer Schlussoffensive wirkungslos.
Hamburg, 23. Juli 1988 – St. Pauli verliert 0:1
Dass der FC St. Pauli gerne als „etwas anderer Klub“ bezeichnet wird, hat viele Gründe. In erster Linie das Engagement der Fans, das in den 1980er-Jahren begann und aus einem vergleichsweise handelsüblichen Stadtteilverein einen Vorreiter-Klub für mehr Vielfalt (und weniger Nazis) in den Stadien machte – was dann wiederum auch das junge deutsche Privatfernsehen gerne aufgriff, wenngleich die politische Komponente dort gegen die bunten Bilder vom Millerntor in den Hintergrund trat. Sportlich ist kaum ein Spiel so bedeutend für den Mythos vom kleinen Außenseiter, der die Welt der Großen aufzumischen versucht, wie das Bundesliga-Auftaktspiel 1988/89.
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St. Pauli war gerade aufgestiegen, der 1. FC Nürnberg spielte im UEFA-Pokal, reiste als klarer Favorit ans Millerntor und wurde an die Wand gespielt. Allein, André Golke, Waldemar Steubing und Dirk Zander trafen das – natürlich von Andreas Köpke gehütete – Tor einfach nicht. Stattdessen schloss Ulf Metschies einen der seltenen Nürnberger Konter in der 84. Minute zum Tor des Tages ab. Der kämpferische Offensivfußball hatte verloren, aber St. Pauli eine Menge Sympathien gewonnen – langfristig konnte dem Verein kaum Besseres passieren, als dieses Spiel zu verlieren.
Mannheim, 25. Juli 1948 – St. Pauli verliert 2:3 durch „Golden Goal“
Um mehr ging es nie zwischen beiden Vereinen. Im heutigen Carl-Benz-Stadion von Waldhof Mannheim trafen sich St. Pauli und Nürnberg drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Für St. Pauli spielte die von Karl Miller zusammengestellte „Wunderelf“, Nürnberg gehörte ohnehin zum alten Fußball-Adel. Georg Hagen (31.) und Konrad Winterstein (33.) brachten den Club mit ihrem Doppelschlag 2:0 in Führung, doch Heinz „Tute“ Lehmann weckte mit seinem Anschlusstreffer in der 56. Minute neue Hoffnung. Und tatsächlich: Fritz Machate glich nach 82 Minuten aus.
Den Mittelstürmer hatte es nach Kriegsende zunächst ins fränkische Bamberg verschlagen. Doch dort fiel er offenbar keinem „Späher“ der Nürnberger auf, sodass Machate sich als „Zonenspringer“ St. Pauli anschloss. Da das 2:2 auch nach 90 Minuten Bestand hatte, wurde das Halbfinale verlängert – und war nach vier Minuten auch schon wieder vorbei. Einen Volleyschuss von Hans Pöschl musste St. Paulis Torwart Willy Thiele passieren lassen – und da eine Verlängerung damals nach dem Prinzip „Nächstes Tor entscheidet“ (später Golden Goal genannt) gespielt wurde, stand Nürnberg im Finale und St. Pauli war ausgeschieden.
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In der Gesamtbilanz liegt der 1. FC Nürnberg mit 15:12 Siegen bei zwölf Unentschieden knapp vorne. St. Pauli hat in den 39 Spielen 43 Tore erzielt, Nürnberg 58.