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  • Der Mann spricht Klartext: Auch außerhalb von Paderborn schätzen viele die direkte Art von Steffen Baumgart
  • Foto: imago images/foto2press

Als HSV-Fan: Paderborn-Trainer Baumgart verrät im Interview, was er von St. Pauli hält

Er kommt als Typ in der Branche super an. Denn Steffen Baumgart gibt es immer nur pur. Da ist nichts berechnend oder gekünstelt. Selbst die Niederlagenserie in der Bundesliga und der Abstieg konnten seinem Ruf nichts anhaben. Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli (Samstag, 13 Uhr/Liveticker bei mopo.de) sprach die MOPO mit Paderborns 48-jährigem Trainer. 

MOPO: Herr Baumgart, auch wenn es nicht Ihre Mannschaft ist – aber Fußball-Deutschland ist gerade durcheinandergeschüttelt worden. Wie weh tut Deutschlands 0:6 in Spanien? 

Steffen Baumgart: Ich bin dafür, die Emotionen etwas runterzufahren. Fakt ist: Unsere Jungs haben schlecht gespielt, wir haben keine gute Phase. Jetzt wird gefordert, dass Köpfe rollen müssen. Mir geht das immer zu schnell in diesem Land. Nach der WM wurde ein Umbruch gefordert, viele hielten Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller für zu schlecht. Jetzt werden genau diese Spieler wieder gefordert. Ein Umbruch braucht seine Zeit. 

Gleichzeitig ist die DFB-Elite nicht mehr der Deutschen liebstes Kind.

Die Ursache für diesen Schwund des Interesses liegt für mich auch in zu vielen Wettbewerben, die viele Fans und Experten nicht interessieren.

Kommen wir zum Spiel am Samstag. Können Sie sich noch an das 0:1 gegen St. Pauli beim letzten Aufeinandertreffen erinnern? Es war der letzte Sieg für die Hamburger außerhalb der Stadtgrenze.

Ich kann mich an beide Spiele erinnern, auch an das 1:2 in letzter Minute im Hinspiel. Beide Male waren wir die bessere Mannschaft.

Das 0:1 fand auf höchstem Niveau statt. 

Stimmt. Beide spielten aggressiv nach vorn. Schließlich haben wir durch das Standard-Tor von Alex Meier verloren. Ich hoffe natürlich, dass St. Paulis aktuelle Auswärts-Serie hält (lacht). 

St. Pauli kommt als Siebzehnter. 

Das hat zu diesem Zeitpunkt nichts zu bedeuten. Uns trennen nur vier Punkte. Vor ein paar Wochen sah die Tabelle noch anders aus. Für mich ist das kein Duell zwischen dem Fünften und Siebzehnten. Ich habe viele Spiele von St. Pauli gesehen, die unentschieden ausgingen, aber hätten gewonnen werden können. Was mir auch aufgefallen ist: St. Pauli hat Nehmerqualitäten, ist nach Rückständen mehrfach zurückgekommen. 

Trotzdem leidet möglicherweise das Selbstvertrauen als Vorletzter. 

Dagegen spricht der 4:2-Test in Bremen. Da hat St. Pauli ein geiles Spiel gemacht und ein gutes Ergebnis erzielt. Das kriegst du nicht hin, wenn du schlecht spielst. St. Pauli hätte nach der Hälfte schon 3:0 führen können. Werder konnte froh sein, dass es nur vier Gegentore gab. Ich weiß, was uns erwartet. St. Pauli hat viel Erfahrung und eine starke Offensive. 

St. Pauli hat sich, wie Paderborn, personell stark verändert. Der Fußball auch. Mögen Sie den? 

Ja, mir gefällt Fußball, wenn ganz bewusst mutig nach vorn gespielt wird und viele Torchancen kreiert werden. Das klappt bei den Hamburgern besser als in der vergangenen Saison. 

Sie waren stets ein bekennender HSV-Fan. Wie stehen Sie zu St. Pauli? 

Mit dem Klub verbinden mich – unabhängig von der politischen Geschichte – viele aufregende Erinnerungen. Schöne Tore, die ich geschossen habe, heiße Duelle auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Ausgängen. Es gab Dramen: Wir sind mit Rostock 1997 gerade eben drin geblieben, St. Pauli ist abgestiegen.

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Ich mag solche Vereine wie St. Pauli oder Union Berlin. Natürlich auch ein volles Millerntor. Bei unserem 1:2 in der vorletzten Saison haben die Zuschauer gemerkt, dass es ihre Truppe nicht gelöst kriegt. Das Stadion war plötzlich wach, das war großartig. Jetzt freue ich mich auf ein tolles Fußballspiel. 

Sie haben Paderborn in allen drei Ligen trainiert. Das dürfte eine innige Beziehung geworden sein. 

So ist es! Paderborn wird für mich immer eine Besonderheit bleiben. Es gibt nicht so viele Vereine, zu denen man eine solche Verbindung hat. Ich fühle mich hier sehr wohl. 

Deshalb haben Sie vermutlich nach dem Abstieg weitergemacht. 

Es gab nie Gedanken, den Verein zu verlassen. Weil es von der Liga, den Ergebnissen und dem Spielstil gepasst hat. 

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bundesligajahr? 

Das Endergebnis mit dem Abstieg war ernüchternd. Aber wir haben trotz der geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten unsere Art Fußball beibehalten. Leider hat es für die Bundesliga nicht gereicht. Ich denke aber, dass wir eine Mannschaft waren, die man gern in der Bundesliga gesehen hat. Auch mit einem anderen Fußball wäre die Chance drin zu bleiben nicht größer gewesen.

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