„Es geht noch um zu viel“: St. Paulis deutliche Ansage nach dem Derby
Die Derby-Niederlage war ein Tiefschlag für den FC St. Pauli und aller Wahrscheinlichkeit nach auch der K.o. Aufstiegsrennen. So plötzlich und unverhofft sich die Chance auf die Bundesliga durch die sagenhafte Rekordserie der Kiezkicker ergeben hat, so brutal ist sie in 95 Minuten durch das 3:4 im Volkspark zerplatzt. Wie werden die Kiezkicker den doppelten Rückschlag wegstecken? Die Gefahr eines Spannungsabfalls, des Nachlassens, gar eines Absturzes nach dem Höhenflug, ist da – die Verantwortlichen wollen das mit allen Mitteln verhindern. Die Spieler versprechen einen Vollgas-Endspurt. Dafür muss der Kopf mitspielen.
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Die Derby-Niederlage war ein Tiefschlag für den FC St. Pauli und aller Wahrscheinlichkeit nach auch der K.o. Aufstiegsrennen. So plötzlich und unverhofft sich die Chance auf die Bundesliga durch die sagenhafte Rekordserie der Kiezkicker ergeben hat, so brutal ist sie in 95 Minuten durch das 3:4 im Volkspark zerplatzt. Wie werden die Kiezkicker den doppelten Rückschlag wegstecken? Die Gefahr eines Spannungsabfalls, des Nachlassens, gar eines Absturzes nach dem Höhenflug, ist da – die Verantwortlichen wollen das mit allen Mitteln verhindern. Die Spieler versprechen einen Vollgas-Endspurt. Dafür muss der Kopf mitspielen.
Die Rückrunde der Kiezkicker – wie der Auftakt einer Achterbahnfahrt. Erst stetig und weit nach oben und dann in kürzester Zeit steil nach unten. Auf zehn Siege in Serie und den Zweitliga-Rekord folgten zwei bittere Niederlagen – wohl auch entscheidende Rückschläge im Rennen um die Aufstiegsplätze. Schmerzhaft.
„Das war ein Schlag ins Gesicht für meine Jungs“, hatte Trainer Fabian Hürzeler in kleinerer Runde nach der offiziellen Pressekonferenz über die Niedergeschlagenheit in der Kabine gesagt. „Die Enttäuschung ist riesig.“ Es war mehr drin für St. Pauli. Ein Remis allemal. Auch ein Sieg. Die Chancen waren da – selten hatte ein Gegner im Volkspark mehr.
Derbypleite frustriert St. Pauli-Sportchef Bornemann
„Das Ergebnis fühlt sich nicht richtig an angesichts unserer Leistung, gerade im Spiel nach vorne“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Die Mannschaft hat wirklich gut und mutig nach vorne gespielt, aber wenn du vier Gegentore kriegst, dann ist es gegen jeden Gegner schwer, ein Spiel zu gewinnen.“
Das Aufstiegsrennen geht ohne St. Pauli weiter. Schon in der Stunde der Niederlage hatte Marcel Hartel dies klargestellt. Auf die Frage, ob sich das Thema Bundesliga für diese Saison erledigt habe, antwortete der Mittelfeldmann: „Definitiv. Absolut.“ Auch Hürzeler ist der Meinung, dass es „wahrscheinlich gelaufen“ ist.
St. Pauli verabschiedet sich wohl aus Aufstiegsrennen
Neun Punkte Rückstand haben die auf Tabellenplatz fünf liegenden Kiezkicker (47 Punkte) jetzt auf den HSV und Relegationsrang drei, bis zum zweitplatzierten 1. FC Heidenheim sind es zehn.
So verrückt und unberechenbar diese Liga auch ist, tendiert die Chance, diesen Rückstand bei fünf ausstehenden Spielen noch einmal aufzuholen, gegen Null. Die großen Ziele, Derbysieg und Aufstieg, sind nicht mehr zu erreichen. Ist St. Pauli im Endspurt ziellos? Lassen die Kiezkicker jetzt nach – und zollen dem monatelangen körperlichen und mentalen Kraftakt der Aufholjagd Tribut?
„Die Saison ist alles andere als vorbei!“, sagt Bornemann mit aller Vehemenz zur MOPO. „Wir werden auf keinen Fall zulassen, dass Gedanken dieser Art aufkommen. Da werden wir mit aller Macht gegensteuern.“ Von Ziellosigkeit will der Sportchef nichts wissen. „Es geht noch um zu viel. Wir wollen die bestmöglichen Ergebnisse erzielen und die bestmögliche Platzierung erreichen.“ Auch im Hinblick auf die kommende Spielzeit und einen neuerlichen Angriff auf die Bundesliga, ist ein erfolgreicher Saisonabschluss von Bedeutung. „Wir wollen die sehr gute Entwicklung in den letzten Wochen fortsetzen, das ist wichtig.“
Hürzeler fordert Reaktion von St. Pauli
Hürzeler weiß, was in den nächsten Tagen auf der Agenda ganz oben steht. „Jetzt geht es darum, Größe zu zeigen, Charakter zu zeigen, und das verlange ich auch von der Mannschaft. Ich erwarte, dass wir die Saison nicht austrudeln lassen, sondern eine Reaktion zeigen.“ Er selbst, stellt der 30-Jährige klar, müsse dabei „als Vorbild vorangehen und das werde ich auch.“
Leart Paqarada glaubt nicht, dass die Mannschaft einen Knacks bekommen hat oder sich nun hängen lassen könnte. „Das Selbstvertrauen und das Teamgefüge ist einfach viel zu stark, als dass uns das jetzt runterbringt“, ist der Linksverteidiger überzeugt.
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Alternative Ziele? Die Kiezkicker können noch den Vereinsrekord der besten Rückrunde (34 Punkte 2017) knacken. „Dann wird das ein Ziel sein“, sagte Hürzeler darauf angesprochen mit einem Lächeln. Bei schon jetzt 30 Zählern und noch 15 im Topf sollte das gelingen.
Ein Kiezkicker glaubt gar noch an ein Wunder. „Wir hatten vorher einen Lauf und können das wieder schaffen“, sagt Jackson Irvine kämpferisch. Wenn St. Pauli die Defensivstärke während der Siegesserie mit dem beim HSV gezeigten Angriffswirbel „kombiniere“, so der Kapitän, „dann können wir die letzten fünf Spiele gewinnen und im Rennen bleiben.“