Spielerberater im DFB-Camp? Nagelsmann macht es anders als Löw
Joachim Löw war da rigoros. Vor der WM 2014 legte der Bundestrainer fest: Spielerberater dürften das Teamquartier Campo Bahia ohne seine Zustimmung nicht betreten. Er ließ sämtliche Agenten über Teammanager Oliver Bierhoff wissen, dass sie seine Spieler gefälligst in Ruhe lassen sollen. Und so konnten sich die Stars in ihrer Oase an der Atlantikküste störungsfrei auf ihre letztlich erfolgreiche Titelmission konzentrieren.
Julian Nagelsmann kennt die Geschichte, von einem Zugangsverbot für die Vermittler hält er trotzdem nichts – obwohl einige Nationalspieler ihre Zukunft regeln müssen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es uns ablenkt oder zu viel Unruhe bringt“, sagte Nagelsmann über all die Gespräche, Telefonate und Nachrichten über mögliche Transfers.
Jeder umworbene Profi in seinem Aufgebot, betonte Nagelsmann, stehe schließlich vor einer „guten Entscheidung“. Konkret: Vor der Wahl, ob er bei einem guten, in der vergangenen Saison erfolgreichen Klub bleibe, oder sich einem jener Vereine anschließe, „die viel vorhaben“.
EM: Nagelsmann erlaubt Spielerberater während der EM
Sicher, „das eine oder andere Prozent des Kopfes“ sei bei den Betroffenen auch während der EURO mit der Zukunftsplanung beschäftigt, ergänzte Nagelsmann, „aber das ist nicht schlimm“. Es sei ja nun auch nicht so, dass die Spieler tagein, tagaus grübelnd in ihren Zimmern säßen. Jeder von ihnen habe „Leute im Hintergrund, die das regeln und sich schon vor der EM Gedanken gemacht haben“.

Wer die Spieler fragt, hört immer denselben, nur minimal veränderten Satz. „Ich konzentriere mich auf die EM!“ Der eine oder andere gibt aber zu, dass er nicht Tag und Nacht nur an den nächsten Gegner denkt. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass Transfergerüchte kein Thema in der Mannschaft sind“, meinte der vom FC Bayern umworbene Jonathan Tah, „das Thema ist präsent, aber nicht so, dass es überhand nimmt“.
Wie bei Waldemar Anton. Der Wechsel des Stuttgarter Kapitäns zu Borussia Dortmund gilt als sicher, unterschreiben soll er aber erst nach der EM. Antons VfB-Kollege Deniz Undav, dessen Zukunft offen ist, sagte: „Natürlich spricht man mal mit seinem Berater, aber ich habe gesagt, dass ich nicht so viel von außen hören möchte.“
Pascal Groß möchte in die Bundesliga
Chris Führich, ebenfalls beim VfB unter Vertrag und vielerorts begehrt, ergänzte: „Wenn der Manager anruft, ist ja klar, dass man da rangeht.“ Und England-Legionär Pascal Groß nutzte die Bühne gar für eine Bewerbung: „Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich gerne wieder in der Bundesliga spielen würde.“
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Wohin es Groß ziehen wird, interessiert auch Nagelsmann. Um auf dem Laufenden zu bleiben, sagte er, schaue er gerne beim „Transfer Update“ von Sky rein. Die Möglichkeit hatte Löw damals noch nicht. (aw/sid)
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