Jude Bellingham im National-Dress
  • Nach der Island-Blamage müssen die Three Lions heftige Kritik einstecken. Die Hoffnungen liegen jetzt auf Youngster Jude Bellingham.
  • Foto: Imago / PA Images

„Selbstsabotage“: EM-Panik in England ausgebrochen – Ex-BVB-Star als „Talisman“?

Als die Buhrufe verhallt waren und sich der „Zorn Wembleys” etwas gelegt hatte, stürzte sich fast ein ganzes Land auf den Hoffnungsträger. Schon bevor Jude Bellingham am Sonntag im Lager der enttäuschten Engländer eintraf, stiegen die Erwartungen an den frisch gekürten Champions-League-Gewinner von Real Madrid ins Unermessliche. Es wirkte beinahe, als solle der 20-Jährige die EM-Träume nach dem Desaster gegen Island im Alleingang retten.

Bellingham müsse im Turnier „zum Mittelpunkt” des englischen Spiels werden, schrieb die BBC, um die große Sehnsucht nach dem ersten Titel seit 1966 zu stillen. Der Daily Mirror bezeichnete den Ex-Dortmunder als „willkommene Verstärkung” nach der verpatzten Generalprobe gegen Island (0:1). Wird Bellingham also zum „Talisman” („Guardian“)? Oder gar zu Englands „Hauptdarsteller” („Telegraph“)?

Southgate: „Nicht alles auf Jude schieben“

Natürlich sei er „ein Spieler mit einer fabelhaften Mentalität – und er wird einen großen Einfluss auf die ganze Gruppe haben. Ich bin mir sicher, dass Jude der Mannschaft Auftrieb geben wird”, sagte Gareth Southgate, zugleich dämpfte der Nationalcoach aber die gewaltigen Erwartungen. Nein, nein, er werde „nicht alles auf Jude schieben. Wenn wir uns nur auf eine Person verlassen, wird die Mannschaft nicht gewinnen.”

Southgate weiß, dass England einen alten Fehler wiederholen könnte, sollte es einzig und allein auf Bellingham setzen. Der Guardian etwa zog einen Vergleich zu Wayne Rooney, der 2006 nach einem Mittelfußbruch gerade so rechtzeitig fit und mit riesigen Erwartungen überladen worden war. Der damals 20-Jährige scheiterte – und flog bei Englands WM-Aus im Viertelfinale mit Rot vom Feld.

Herbe Kritik für die Three Lions

Und dennoch, die Insel ist in Aufruhr, nachdem das Nationalteam alle Titelträume im Test gegen Island „ins Lächerliche” gezogen hatte, wie die Boulevardzeitung „The Sun“ schrieb. Der Auftritt der „zerzausten” Three Lions sei nahe an „die Selbstsabotage früherer Jahre” herangekommen, schrieb der Telegraph. Der „Daily Mirror“ bezeichnete die Spieler als „Gareth’s Boo Boys”, nachdem sie den „Zorn Wembleys” („BBC“) zu spüren bekommen hatte. Die Fans der Three Lions waren am Freitagabend schon früh zuhauf aus dem Stadion geströmt, dennoch waren die Buhrufe nach dem Abpfiff kaum zu überhören.


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Kritik prasselte auch auf Southgate ein, weil dieser etablierte Kräfte wie Harry Maguire und Jack Grealish aus dem Kader gestrichen hatte. Und so tritt England mit einem im Vergleich zur WM 2022 fast runderneuerten Team an, einem, das gespickt ist mit hochtalentierten Jungstars, dem abseits etwa von Kapitän Harry Kane aber womöglich noch die nötige Erfahrung fehlt.

Bellingham der Retter?

Bellingham, hinter dem eine herausragende Debütsaison bei Real sowie ein verlängerter Urlaub liegen, stieß am Sonntag als letzter Spieler zur Mannschaft. Aufgrund möglicher Krämpfe im Königsklassen-Finale, einer Schulterblessur vor einigen Monaten und einer kraftraubenden Spielzeit wird in England aber zugleich heiß über die Fitness des Antreibers diskutiert. Kann er den Engländern vor den Duellen mit Slowenien, Dänemark und Serbien in Gruppe C dennoch einen Schub geben?

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Auf der Insel hoffen sie auf einen „gewaltigen Weckruf” („Sun“) durch die Island-Blamage – aber auch auf Bellingham. (sid/bv)

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