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  • Harte Nummer: Für Leif Tissier (r.) und seine HSVH-Mitspieler ist die Saison vorzeitig beendet, sein Verein kämpft in der Corona-Krise um die Existenz.
  • Foto: WITTERS

Ein Spiel, das es nicht gibt: Wie Hamburgs Handballer in der Corona-Krise kämpfen

In wenigen Tagen wird der Fußball wieder rollen in Deutschland. Der Handball liegt nach dem Saisonabbruch brach und befindet sich als Hallensport, der zudem extrem von Zuschauereinnahmen abhängig ist, in einer bedrohlichen Lage. Zukunft ungewiss. Auch der Handball Sportverein Hamburg kämpft gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und um seine Existenz – mit ungewöhnlichen Maßnahmen.

Das nächste Spiel des HSVH ist gerade terminiert worden, obwohl die Mannschaft seit Wochen in Kurzarbeit ist und Trainingsverbot hat. Die Fans kaufen sogar schon Tickets für die Partie am Pfingstmontag in der riesigen Barclaycard Arena und manche von ihnen bestellen gegen Vorkasse schon das Bier für die Partie, die nie stattfinden wird.

Marc Evermann, Präsident der Zweitliga-Handballer

Marc Evermann, Präsident der Zweitliga-Handballer

Foto:

WITTERS

„Corona kontern“ lautet das Motto für das virtuelle Spiel der Zweitliga-Handballer am 1. Juni. Der Vorverkauf hat gerade begonnen.

Hamburger Handballer verkaufen Tickets für virtuelles Spiel

Es ist eine Hilfs-Aktion des Vereins. Für sich selbst.

„In dieser Krise muss man kreativ sein“, sagt Präsident Marc Evermann im Gespräch mit der MOPO. Mit dem virtuellen Spiel will der Verein den Einnahmeverlusten (300000 Euro) entgegenwirken, die durch den Ausfall der noch ausstehenden sechs Heimspiele entstanden sind.

#imago

Zehn Euro kostet eine normale Karte für das virtuelle Spiel, 79 Euro ein „Festival-Ticket“ für einen exklusiven (und realen) Grillabend mit der Mannschaft, wenn so etwas wieder erlaubt ist. Witzig: Zum Ticket kann man ein Bier, ein Fischbrötchen (je 4 Euro) und eine Klatschpappe (1 Euro) buchen.

Schon 125 virtuelle Becher Bier verkauft

Nach wenigen Tagen sind 420 reguläre Karten (von rund 12500) verkauft, 110 der limitierten 350 Festival-Tickets, 200 Klatschpappen, 125 Bier und 75 Fischbrötchen. Rund 13000 Euro hat der HSVH bereits eingenommen.

Seit dem Abbruch der Saison am 21. April haben die Spieler zudem die 925 Dauerkarten-Kunden (insgesamt 1970 Dauerkarten) persönlich angerufen (!) und über eine mögliche Rückerstattung für die ausgefallenen Heimspiele informiert. Zwei Drittel haben sich schon entschieden, 90 Prozent davon verzichten auf ihre Ansprüche. Auch der „Großteil der Sponsoren“ sei zu einem Verzicht bereit, berichtet Geschäftsführer Sebastian Frecke.

HSVH-Spieler rufen Dauerkartenbesitzer persönlich an

Die Saison, die der HSVH auf Tabellenplatz acht beendet hat, wird der Verein voraussichtlich mit einem Minus im mittleren sechsstelligen Bereich abschließen.

Noch schlimmer: Die ungewisse Zukunft. Derzeit ist völlig unklar, wann die kommende Saison startet – und ab wann und in welcher Größenordnung Zuschauer erlaubt sind. „Die wirtschaftliche Planung ist extrem schwierig, fast unmöglich“, so Frecke.

Marc Evermann: Neustart erst 2021 wäre „Vollkatastrophe“

Geisterspiele sind anders als im Fußball nicht einmal eine Not-Lösung, denn die Zuschauer-Einnahmen sind ein unverzichtbarer Posten in den Etats. „Der Handball lebt von den Zuschauern“, betont Evermann. Er setzt auf einen verzögerten Beginn der neuen Spielzeit im Oktober. „Ein Neustart erst im nächsten Jahr wäre für den Handball eine Vollkatastrophe.“

Trotz allem bleibe er zuversichtlich, sagt Evermann. „Unser Verein hatte in den letzten Jahren auf dem Weg aus der Oberliga in die Zweite Liga so manche schwierige Situation zu meistern. Wir sind es gewohnt, zu kämpfen.“

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