• Jürgen Klinsmann will in den Aufsichtsrat von Hertha BSC zurückkehren.
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Donnerstag Pressekonferenz bei Hertha: Medien: Jetzt sägt Windhorst Klinsmann ganz ab

Berlin –

Es war die große Überraschung am Dienstagmorgen: Jürgen Klinsmann (55) erklärte über seine Facebookseite, nicht einmal über die der Hertha, seinen Rücktritt. Der Verein war genauso überrascht vom Egotrip des Ex-Bundestrainers wie Fußball-Deutschland. Klinsmann kündigte an, in den Aufsichtsrat zurückzukehren – aber klappt das überhaupt?

Schon Mittwochabend gab es den nächsten Facebook-Auftritt des Internet-Trainers, diesmal sogar live. „Das ist allen überlassen bei der Hertha, da habe ich gar kein Problem damit. Da sollen die Leute sagen, wie sie es wünschen“, sagte Klinsmann im Videochat zu seiner Zukunft im Aufsichtsrat.

Jürgen Klinsmann bezeichnet Rücktritt selbst als „fragwürdig“ 

Die Umstände seines Rücktritts bezeichnete er inzwischen selbst als „fragwürdig“. Er wolle sich für die Art und Weise entschuldigen, hätte sich „mehr Zeit lassen sollen, mehr reden sollen mit der Hertha-Führung“. Die Entscheidung sei aber bereits seit Wochen in ihm gereift. Meinungsunterschiede über die Aufteilung von Kompetenzen zwischen ihm als Trainer und Sport-Geschäftsführer Michael Preetz (52) hätten ihm „unglaublich aufgestoßen“.

Auch deshalb wäre die Rückkehr Klinsmanns in den Aufsichtsrat brisant – die offene Frage soll geklärt werden, wenn sich die Wogen geglättet haben, ging zunächst aus dem Umfeld von Investor Lars Windhorst (43) hervor.

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Investor bei Hertha BSC: Lars Windhorst (r.)

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dpa

Doch Windhorst hat sich offenbar bereits entschieden: Wie der „Spiegel“ am Mittwochabend berichtete, soll Klinsmanns Aus beschlossene Sache sein und dieser kein Amt mehr bekleiden.  

Der Geldgeber hatte Klinsmann Anfang November für einen Platz im Gremium benannt. Klinsmann ließ das Amt ruhen, als er Cheftrainer wurde.

Hertha BSC: Lars Windhorst hat sich wohl bereits entschieden

Damit wäre die zentrale Frage im Hertha-Chaos beantwortet. Es gab bereits Gespräche zwischen Hertha-Präsident Werner Gegenbauer (69) und dem Groß-Investor. Für Donnerstag ist um 11.30 Uhr eine Pressekonferenz mit Windhorst, Preetz und Gegenbauer angekündigt. Dann dürfte Windhorst das Klinsi-Aus verkünden.

Hier lesen Sie mehr: Reaktionen auf das Aus von Jürgen Klinsmann bei Hertha BSC

Würde Klinsmann sein Amt im Aufsichtsrat weiter ausüben, würde dies im Verein nach dem Streit mit Preetz zu großen Spannungen führen, selbst wenn Klinsmann nicht direkt entscheiden könnte.Doch der einstige Welt- und Europameister würde Leute kontrollieren, denen er einen Vertrauensbruch vorwirft.

Hertha BSC: Vor allem Michael Preetz steht weiter unter Druck

Aber auch, wenn Windhorst Klinsmann nun wohl fallen lässt, bedeutet dies nicht automatisch, dass Preetz und Co. den Richtungsstreit für immer gewonnen haben. Vor allem Preetz steht unter Druck: Er muss auf die Schnelle einen neuen Trainer finden und Windhorst glaubhaft erläutern, wie er dessen Wunsch nach Champions League und Titeln mittelfristig erfüllen will.

Hertha BSC: Wer übernimmt jetzt den „Big City Club“?

Alles deutet darauf hin, dass Co-Trainer Alexander Nouri (40) am Samstag (15.30 Uhr) beim SC Paderborn interimsmäßig auf der Bank sitzen wird. Da Nouri von Klinsmann geholt wurde, ist eine Dauerlösung mit ihm aber unwahrscheinlich. Noch unrealistischer ist eine Rückkehr von Ex-Trainer Pal Dardai (43), auch wenn sich nicht wenige Fans nach den verlässlichen Zeiten unter dem Ungarn zurücksehnen.

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Wird Bruno Labbadia Klinsmann-Nachfolger?

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picture alliance / Jan Kuppert/d

Ex-Hertha-Spieler Niko Kovac (48) wird den Posten auch nicht übernehmen. Gehandelt werden die Namen Roger Schmidt (52), Bruno Labbadia (54), und Mark van Bommel (42). So leicht dürfte es für den jetzigen Chaosklub aber nicht werden, einen neuen Übungsleiter zu finden.

Eine Personalentscheidung wurde schon getroffen – und sie beweist, wie sehr sich der Wind bei Hertha gedreht hat: Zsolt Petry ist wieder Torwart-Trainer. Der im Klub hochgeschätzte Petry war von Klinsmann rasiert worden. 

Jürgen Klinsmann: Das sagte er im Live-Chat bei Facebook 

Der ehemalige Bundestrainer versuchte am Mittwoch im Live-Chat unter anderem zu erklären, warum er am Dienstag seinen Rücktritt via Facebook kommuniziert hatte. Hier können Sie die wichtigsten Aussagen des knapp 13 minütigen Chats noch einmal nachlesen. 

„Ich bin jetzt in einem vertragslosen Zustand. Wir haben es in den Wochen nicht geschafft, den Vertrag irgendwie zu gestalten. Es hat mit Geld überhaupt nichts zu tun. Es ging um klare Kompetenzaufteilung. Das haben wir nicht hinbekommen.“

„Die Art der Arbeit hat mir aufgestoßen. Ich bin es nicht gewohnt, dass ein Manager mit auf der Ersatzbank sitzt und noch etwas zu sagen hat. Das war ich nicht mehr gewohnt. In England habe ich nur noch den Chef über mir als Ansprechpartner. Das ist in Deutschland komplett anders. Da haben wir uns in vielen Nebenkriegsschauplätzen aufgerieben.“

„Ich hinterlasse definitiv kein Chaos. Die Mannschaft hat sich stabilisiert. Das Team ist körperlich in einer ganz anderen Verfassung und hat sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wir haben Leute geholt, die für Hertha einen enormen Wert darstellen. Das sind Anlagen für die Zukunft. Das war notwendig.“

Er bleibe Hertha-Fan, versicherte Klinsmann: „Das bin ich alleine meinem Vater schuldig. Ich wünsche der Hertha großen Erfolg. Ich hatte zehn intensive und spannende Wochen. Berlin wird in dieser Saison die Klasse halten, nächstes Jahr kann man die Europlätze anstreben.“ 

„Dank Lars Windhorst konnten wir neue Ziele ausleben. Es geht in die richtige Richtung. Das hat aber nichts mit mir zu tun. Alle müssen die Ziele anstreben.“

„Meine Trainerlizenz ist nie abgelaufen. Das wurde mir immer wieder vorgeworfen.“

„Die Art und Weise meiner Entscheidung war fragwürdig. Ich hätte mir da mehr Zeit nehmen sollen. Ich hätte mehr mit den Verantwortlichen reden sollen.“

„Michael Preetz hat unsere Wünsche im Bezug auf Neuverpflichtungen super umgesetzt. Da hat er richtig gut gearbeitet.

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