Corona-Verstoß: HSV kritisiert Augsburg-Trainer Herrlich – Gisdol verteidigt ihn
Ex-HSV-Coach Markus Gisdol (jetzt 1. FC Köln) hat den Trainer-Kollegen Heiko Herrlich vom FC Augsburg nach dessen Supermarkt-Ausflug während der Quarantäne mit deutlichen Worten verteidigt. „Heiko wird gerade verurteilt, als habe er eine Bank überfallen“, sagte Gisdol: „Er weiß, dass er etwas gemacht hat, was nicht in Ordnung war. Aber die Verurteilung geht mir zu weit.“ Vom HSV gab es derweil Kritik.
Was war passiert? Herrlich hatte die vorgeschriebene Hotel-Quarantäne verlassen, um einzukaufen und wird beim Spiel gegen den VfL Wolfsburg nicht auf der Bank sitzen.
HSV-Vorstand Boldt kritisiert Augsburg-Coach Herrlich
HSV-Sportvorstand Jonas Boldt hat überhaupt kein Verständnis für diesen Corona-Verstoß. „Ich habe das nicht geglaubt. Ich dachte, es sei ein Witz“, sagte Boldt im Bundesligashow-Podcast bei NDR 2. „Das ist ja kein 20-jähriger Spieler, sondern ein erwachsener Mann, der dieses Thema auch vorleben sollte.“
Auch HSV-Trainer Dieter Hecking hat sich zu Herrlichs Fauxpas geäußert: „Er hat etwas begangen, was er bereut, das schlägt natürlich hohe Wellen. Wir müssen uns alle bewusst sein, dass wir unter Beobachtung stehen. Trotzdem: Ich weiß nicht, was seine Beweggründe waren, das steht mir nicht zu. Ich finde sehr gut, dass er sich für den Samstag rausgenommen hat.“
Gisdol: Herrlich wird verurteilt wie ein Bankräuber
Köln-Coach Gisdol meinte derweil: „Wir haben gerade Einschränkungen, die nicht so angenehm sind. Wenn dann mal einer links oder rechts über die Bande tritt, ist das menschlich. Deshalb werde ich den Teufel tun, Heiko zu verurteilen.“
Er finde es „krass, dass er nicht am Spiel teilnehmen kann, weil er beim Einkaufen war“.
Das Leben in Quarantäne sei für die Fußball-Profis und den Stab „kein schönes“, sagte der 50-Jährige: „Du fährst zwischen Hotel und Trainingszentrum hin und her und siehst die Leute draußen auf der Straße laufen oder sogar im Eiscafé sitzen. Da siehst du, welche Opfer du bringst.“
FC Augsburg: Keine weiteren Konsequenzen für Heiko Herrlich
Augsburgs Geschäftsführer Steffen Reuter hält weitere Stafen für Herrlich für völlig unnötig. „Härtere Konsequenzen wären völlig überzogen. Das Fehlverhalten war nicht gut, aber ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der ohne Fehler ist“, sagte der 53-jährige der „Bild“.
„Heiko hat sofort klar gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat. Er sucht keine Ausreden und hat konsequent gehandelt. Noch mal: Es war ein Fehler, aber Heiko hat gegen keinerlei behördliche Vorschriften verstoßen. Er war mit Mund- und Nasenschutz in einem Supermarkt und hat Abstand gehalten“, betonter Reuter. (la/dpa)