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  • „Traumfußball“ ist das neue Buch von Moderator und Werder-Stadionsprecher Arnd Zeigler.
  • Foto: WITTERS

Buchautor warnt: Arnd Zeigler: „Der Fußball ist nicht unzerstörbar“

Als Moderator erzählt Arnd Zeigler in seiner Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ seinen Fans regelmäßig unterhaltsame Fußballanekdoten. Solche finden sich auch in seinem neuen Buch „Traumfußball“ wieder. Aber das Buch ist mehr als eine reine Sammlung von Geschichten – der 55-Jährige beweist darin, wie sehr er den Fußball mit all seinen positiven und negativen Eigenschaften liebt und lebt. Mit der MOPO sprach Zeigler über all diese Facetten des Fußballs.

MOPO: In Ihrem Buch „Traumfußball“ erzählen Sie von vielen lustigen Anekdoten und kuriosen Erlebnissen. Entstehen solche auch beim Schreiben eines Buches?

Arnd Zeigler: Tatsächlich wurde am Anfang das Wort „Spaß“ auf dem Cover mit Doppel-S geschrieben. Wir haben uns überlegt, was wir mit diesen ersten Exemplaren machen wollen. Irgendwann kamen wir auf die Idee, jetzt einfach zu behaupten, das sei speziell für den österreichischen und den Schweizer Markt, weil die das Wort tatsächlich „Spass“ schreiben. (lacht)

„Traumfußball“: Arnd Zeigler erzählt von persönlichen Erlebnissen

Sie legen in dem Buch auch viele persönliche Begegnungen und Erfahrungen offen. Sticht für Sie in all dem ein Moment heraus, von dem Sie noch Ihren Enkeln erzählen werden?

Ich habe bei den Recherchen ein Bild gefunden, bei dem mich Uli Borowka am Rande eines Europacup-Spiels von Werder Bremen vor 31 Jahren nach dem Schlusspfiff im allgemeinen Siegestaumel umgeschubst hat. Ich wusste bislang nicht, dass es davon ein Foto gibt, habe aber dann eins gefunden, auf dem ich auf dem Boden liege und Uli Borowka drohend daneben steht. Das war ein sehr ergreifendes Gefühl, das noch einmal zu sehen. Dieses Ereignis gehört auf jeden Fall dazu. Für mich ist das Buch aber keinesfalls ein reines „Name-Dropping“. Für jeden Fan ist es einfach mit besonderen Emotionen verbunden, wenn man einem Fußballer zum ersten Mal begegnet, den man eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt. Mein erstes Treffen war mit Paul Breitner, als ich elf Jahre alt war. Ich werde nie vergessen, welches Hemd er anhatte, wie er war. Und obwohl die Spieler inzwischen meine Söhne sein könnten, bin ich immer noch Fan. Diese Faszination hört nie auf.

Arnd Zeigler (l.) im Gespräch mit MOPO-Reporter Robin Meyer.

Arnd Zeigler (l.) im Gespräch mit MOPO-Reporter Robin Meyer.

Foto:

WITTERS

Können Sie trotz Ihres Berufes überhaupt noch richtig „Fan“ sein?

Im Zusammenhang mit meinem Buch habe ich mir diese Frage sehr häufig gestellt. Normalerweise würde man von jemandem, der in den Medien über Fußball berichtet, eine gewisse Distanz erwarten. Doch mir ist aufgefallen, dass ich mir meine beruflichen Wege so ausgesucht habe, dass ich Fan bleiben kann. In meiner Fernsehsendung und beim Schreiben muss ich nicht neutral berichten, sondern darf subjektiv sein. Auch als Stadionsprecher meines Lieblingsvereins darf ich Fan sein. Ich habe nie eine Position eingenommen, in der ich mich zu einer kritischen Distanz zwingen muss. Und ich habe gemerkt, dass es mir – bei all den Dingen, die mich stören – wahnsinnig wichtig ist, diese Nähe zum Fußball nie zu verlieren. Wenn ich skeptisch durch die Fußballwelt gehe und nach Dingen suche, dich mich stören könnten, finde ich ganz viele. Aber das will ich nicht. Jedenfalls nicht immer.

Arnd Zeigler: „Traumfußball“ ist auch Kritik am Fußball

Und trotzdem führen Sie auch den einen oder anderen Kritikpunkt am modernen Fußball an. Würden Sie denn heute gerne noch einmal den Fußball aus Ihrer Kindheit sehen?

Das ist eine der Kernfragen, die ich für mich noch nicht beantwortet habe. Ich finde das sehr bedrückend, weil ich mich frage, ob ich heute als Achtjähriger überhaupt Fußballfan werden würde. Wir haben heute immer den gleichen Deutschen Meister, die gleichen Mannschaften im Europapokal und den gleichen Abstiegskampf. Da hat sich so viel festzementiert. Der gute  alte Satz von Sepp Herberger, „Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“, ist ganz wichtig – aber er ist eigentlich kaputt. Die Entwicklungen werden immer schlimmer, doch eigentlich schon unser ganzes Leben lang. Man lässt es irgendwie geschehen. Seit Jahrzehnten.

Angenommen, Sie wären der mächtigste Mann bei der FIFA. Gäbe es etwas, das Sie sofort ändern würden? 

Als ich Fußballfan geworden bin, war ich Fan der Bundesliga. Es war ein Wettstreit der Besten und jedes Jahr wurde ein anderer Verein Meister. Wenn ich heute als Kind Fan der Bundesliga werde, bin ich ein Stück weit Fan einer Wirtschaftssimulation. Es geht darum, welcher Verein wo am meisten Geld generiert. Ich weiß nicht, ob ich ein guter FIFA-Boss wäre, aber wir kommen nicht daran vorbei, diese Spirale zu durchbrechen. Wir müssen Corona nutzen, um uns zu besinnen. Die aktuelle Zeit zeigt, dass der Fußball nicht unzerstörbar ist.

Arnd Zeigler: Corona hat einen finanziellen Prozess im Fußball gebremst

Für Sie ist also der „Traumfußball“ nicht die Gegenwart, sondern eine Zukunftsvision.

Es ist eine Vorstellung, eine Vision. Ich glaube, jeder muss den Fußball für sich aus einem Blickwinkel sehen, aus dem er mit ihm noch gut umgehen kann. Denn wenn man sich die heutige Situation objektiv und aus der Distanz anschaut, gibt es mehr Ärgernisse als schöne Dinge.

Wäre diese Entwicklung nicht auch umkehrbar?

Viele Entwicklungen kann man sicher noch einmal umkehren, aber nicht alle. Die WM in Katar ist für mich ein Paradebeispiel für die Dinge, die schieflaufen. Mehr am Fußballfan vorbei kann man eine WM nicht planen. Als Fan gibt es nichts, was man an dieser WM toll finden könnte. Wenn das alles egal ist und man diese WM trotzdem so durchführt, wird man als Fan etwas mutlos. Aber wir haben durch die aktuelle Krise mit Sicherheit erreicht, dass ein finanzieller Prozess gebremst wird, der sonst ungebremst weitergegangen wäre. Ohne Corona wären wir sicherlich nicht weit davon entfernt gewesen, dass ein Spieler bald eine Milliarde Euro gekostet hätte. Wichtig ist, dass uns diese Lage bewusst wird. Das hat Corona sicherlich ein Stück weit erreicht.

Arnd Zeigler: So viel verbindet „Traumfußball“ und Corona

Wenn dieses Buch ein Jahr später entstanden wäre und damit nach den Entwicklungen durch die Corona-Krise, wäre es ein anderes geworden?

Die meisten Dinge in meinem Buch waren schon ein Leben lang ein Thema für mich, deswegen wäre wahrscheinlich vieles in einem Jahr genauso ausgefallen. Aber es entsteht in einer Phase, in der wir hoffen, dass es weitergeht mit dem Fußball – und zwar in einer Art und Weise, die uns behagt als Fan. Dass es so ernst ist, hätten wir vermutlich alle nicht gedacht. In einem Jahr werden wir hoffentlich nicht feststellen, dass nach Überwindung der Corona-Krise umgehend genauso weitergewurschtelt wurde wie vorher.

Haben Sie angesichts der Entwicklungen der vergangenen Monate schon das nächste Projekt im Kopf?

Für mich war bei diesem Buch sehr wichtig, dass darin optisch ein Gleichgewicht herrscht zwischen meinen Texten und den Bildern. Die Bilder waren mir dabei genauso wichtig wie die Texte und das Suchen der Bilder hat mir sehr viel Spaß gemacht. Da sind Motive dabei, die ich mir auch gerahmt an die Wand hängen würde. In den ganzen Archiven hatte ich schnell das Gefühl, ich müsste eigentlich mal ein Coffee-Table-Book machen, in dem es einfach nur tolle Fotos zu sehen gibt. Diese Bilder würde ich gerne mal alle zeigen.

​„Traumfußball“ ist ab 2. Oktober im Handel erhältlich.

„Traumfußball“ ist ab 2. Oktober im Handel erhältlich.

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Edel Books

„Traumfußball“ von Arnd Zeigler erscheint am heutigen Freitag im Edel Books Verlag in Hamburg. 272 Seiten, 19,95 Euro. 

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