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  • Leon Goretzka schaut als Fußball-Profi auch über den Tellerrand hinaus.
  • Foto: Bongarts/Getty Images

Bewegende Worte vom Bayern-Star: Goretzka über KZ-Besuch: „Habe angefangen zu weinen“

München –

Leon Goretzka (25) zählt zu Deutschlands größten Hoffnungsträgern für die EM im Sommer. Doch der Mittelfeld-Star des FC Bayern ist auch jemand, der den Blick über den Tellerrand wagt – und sich durchaus kritisch mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen jenseits des Fußballs auseinandersetzt.

Am Dienstag (21 Uhr, Sky) tritt Goretzka, der nach muskulären Problemen wieder fit ist, mit den Bayern zum Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Chelsea an. In einem Interview mit dem Portal Spox.com und dem Streaming-Dienst DAZN hat er nun aber eindrucksvolle Einblicke in sein Innenleben gegeben.

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Bayerns Leon Goretzka ist rechtzeitig für den Champions-League-Kracher gegen den FC Chelsea fit geworden.

Foto:

imago images/Lackovic

Der Nationalspieler positioniert sich politisch dabei klar – und meint im Hinblick auf die NS-Zeit: „So etwas wie damals darf sich nicht wiederholen in unserer Geschichte. Daher ist es wichtig, dass diesem Thema Aufmerksamkeit geschenkt und immer wieder Erinnerung geschaffen wird.“

Leon Goretzka besucht ehemaliges KZ in Dachau

Goretzka hat sich intensiv mit Deutschlands dunkelstem Kapitel befasst: „Ich habe mir viele Dokus angeschaut und Interviews mit Betroffenen gelesen. Da bekomme ich jedes Mal nach kürzester Zeit eine Gänsehaut und ein ganz anderes Gefühl dafür, wie das damals gewesen sein muss“, sagt der DFB-Star, der vor wenigen Tagen privat ins ehemalige Konzentrationslager im bayerischen Dachau gereist ist.

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Unter den Hashtags #niewieder und #neverforget (Niemals vergessen) postete der Bayern-Profi mehrere Bilder seines Besuchs.

Goretzka hatte das ehemalige Lager, in dem zur NS-Zeit mehr als 40.000 Menschen getötet worden waren, als Kind zum ersten Mal besucht. Der Mittelfeldspieler erinnert sich: „Mit zwölf oder 13 Jahren war ich mit meinem Vater und der Familie eines Freundes im Konzentrationslager Dachau. Auf einmal war alles real. Ich habe Bilder an den Wänden gesehen und bin dann in den Hof gelaufen, wo ich gewisse Orte von den Bildern wiedererkannt habe. In dem Moment habe ich angefangen zu weinen, weil mich alles überkommen hat.“

Leon Goretzka: „Besuch eines Konzentrationslagers sollte Pflicht sein“

Der Nationalspieler fordert: „Der Besuch eines Konzentrationslagers sollte für jeden eine Pflichtveranstaltung sein.“ Auf die Frage, ob sich Fußball-Profis generell zu politischen Themen positionieren sollten, meint Goretzka: „Ich würde sogar dazu aufrufen.“

Goretzka weiß um die Reichweite der Fußball-Stars, insbesondere in den sozialen Netzwerken, wo ihnen Millionen junge Menschen folgen. „Fritz Walter hat mal gesagt, dass alle Nationalspieler Außenminister in kurzen Hosen sind. Den Spruch finde ich sehr gut. Wir Spieler sollten die große Aufmerksamkeit, die wir bekommen, nutzen, um für solche Themen zu sensibilisieren“, sagt der FCB-Profi.

Leon Goretzka will Menschen aufklären

Goretzka hat auch eine Erklärung für das derzeitige Erstarken von rechtspopulistischen Parteien wie der AfD. „Man fasst sich an den Kopf und fragt sich, wie das passieren kann. Ich denke, dass viele Leute in Deutschland Angst vor der Zukunft haben und sich abgehängt fühlen. Für diese Leute ist oft die Lösung, das Problem in anderen Bereichen wie beispielsweise der Migration zu sehen.“

Der Bayern-Star schlägt vor: „Es ist die Aufgabe aller, diese Leute mit Wissen aufzuklären. Wenn man mit viel Verständnis auf sie zugeht und ihre wahren Probleme erkennt und behandelt, wird sich das Problem des Rechtspopulismus auch wieder lösen.“

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Leon Goretzka ist mit dem FC Bayern München in der Bundesliga auf Titel-Kurs.

Foto:

Bongarts/Getty Images

Goretzka ergänzt: „Der Schlüssel zum Erfolg ist es, alle abzuholen – und zwar nicht mit hochgestochenen Worten, sondern mit Worten, die jeder versteht.“

Leon Goretzka lobt Choreo der Bayern-Fans

Zuletzt hatten auch die Fans des FC Bayern München  beim Heimspiel gegen den FC Schalke 04 anlässlich des 75. Jubiläums der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz eine Choreografie zu Ehren von Hugo Railing gezeigt, einem jüdischen Bayern-Mitglied, das den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen war.

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Goretzka meint: „Sowohl die Fans als auch wir Spieler haben in dieser Hinsicht eine große Verantwortung. Insofern bin ich dankbar für jede einzelne Aktion wie diese Choreo.“ (kos)

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